Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

NAHOST/859: Palästinenser dürsten nach Wassergerechtigkeit in den besetzten Gebieten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. August 2011

Nahost: Palästinenser dürsten nach Wassergerechtigkeit in den besetzten Gebieten

Von Thalif Deen


Stockholm, 29. August (IPS) - In der Krisenregion Nahost ist Öl von besonderer politischer Bedeutung. Für die Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten Gazastreifen und Westjordanland spielt Wasser jedoch eine noch größere Rolle.

Wie Shaddad Attili, Leiter der palästinensischen Wasserbehörde, gegenüber IPS berichtet, verwehrt Israel den Palästinensern nicht nur das Menschenrecht auf Wasser, sondern setzt die Ressource als Kriegswaffe ein. Wasser müsse jedoch aus der Politik herausgehalten werden und als elementares Menschenrecht aller Israelis, Jordanier, Libanesen und Palästinenser geachtet werden.

Attili wirft Israel vor, mit der willkürlichen Zerstörung von Wasserzisternen, Brunnen und anderen Wasserinfrastrukturen die besonders verletzlichen palästinensischen Gemeinschaften zu treffen. Die israelische Besatzung untergrabe die Fähigkeiten der Palästinenser, ihren privaten, landwirtschaftlichen und industriellen Wasserbedarf zu decken.

"Wir Palästinenser dürsten nach Gerechtigkeit und appellieren an alle Staaten, die Besatzungsmacht Israel zur Beendigung dieser ungerechten und beklagenswerten Situation zu drängen", forderte Attila auf der Weltwasserwoche vom 21. bis 27. August in Stockholm. "Israel beutet mehr als 90 Prozent unserer gemeinsamen Wasserreserven aus und kontrolliert sogar die Verwendung der verbliebenen Restmenge. Auf diese Weise wird uns ein fairer und lebensnotwendiger Wasseranteil vorenthalten und der Aufbau einer Wasserinfrastruktur in unseren Territorien verhindert."


Ständige Verstöße gegen internationales Wasserrecht

In einem im letzten Monat veröffentlichten Bericht geißelt der 'UN-Sonderausschuss zur Untersuchung israelischer Praktiken, die die Menschenrechte des palästinensischen Volkes und anderer Araber der besetzten Gebiete beeinträchtigen' die fortgesetzten Verstöße Israels gegen das internationale Wasserrecht. Darin werden die von Israel verhängten Restriktionen als eine Kollektivstrafe gegen die gesamte Bevölkerung verurteilt.

Dem Report zufolge hat Israel dem Gazastreifen 35 Prozent Land durch die Einrichtung einer Pufferzone genommen. Außerdem wurden die palästinensischen Fischereigebiete auf drei Seemeilen vor der Küste verkleinert. Diese Maßnahmen hätten dazu geführt, dass sich die Menschen im Gazastreifen kaum selbst ernähren geschweige denn die zerschmetterte Wirtschaft durch Exporte auf die Beine bringen könnten. Es läge jedoch in der Verantwortung der Besatzungsmacht, sich am Wiederaufbau des Gazastreifens zu beteiligen und Wasserwiederaufbereitungsanlagen, Straßen und Abwässersysteme zu bauen.

In einer Stellungnahme vor der UN-Vollversammlung im letzten Jahr hatte die ständige Mission zur Beobachtung Palästinas erklärt, dass seit 43 Jahren Palästina "alle Arten der Grausamkeit, Zerstörung und Übergriffe durch die Besatzungsmacht Israel ertragen musste", die sich verheerend auf das Leben, die Lebensbedingungen und die Ressourcen der Palästinenser ausgewirkt hätten. Dazu gehörte auch, dass dem palästinensischen Volk sein Recht auf einen Zugang zu und auf die Nutzung der Wasserressourcen vorenthalten werde.


Wasser in israelischer Hand

Im Anschluss an die völkerrechtswidrige Besetzung von 1967 übernahm Israel die Kontrolle über alle natürlichen über- und unterirdischen Wasserressourcen Palästinas. Darüber hinaus sicherte sich Israel den exklusiven Zugang zum Ufer des Jordan-Flusses.

Attili zufolge wird es Zeit, dass die internationale Gemeinschaft interveniert. Ohne einen Zugang zu Wasser und ohne Kontrolle und Management der Ressource könne es keinen Palästinenserstaat geben. Im September wird sich Palästina um die UN-Mitgliedschaft als unabhängiger palästinensischer Staat bewerben. Die Mehrheit der UN-Mitglieder hat Palästina bereits als solchen anerkannt. (Ende/IPS/kb/2011)


Link:
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=104905

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 29. August 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2011