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LATEINAMERIKA/1175: Venezuela - Jesuitenpater mit Hungerstreik für Indigene erfolgreich (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Oktober 2010

Venezuela: Jesuitenpater mit Hungerstreik für Indigene erfolgreich

Von Humberto Márquez


Caracas, 26. Oktober (IPS) - Der 81-jährige Jesuitenpater José María Korta hat mit einem einwöchigen Hungerstreik erreicht, dass der venezolanische Staat Gespräche über die Haftentlassung von drei Indigenen vom Volk der Yupka aufnimmt.

Während des Hungerstreiks, an dem auch zwei junge Venezolaner beteiligt waren, kritisierte Korta, dass wichtige Artikel der "wunderbaren" Verfassung von 1999 nicht angewendet würden. So warteten die Yupka und andere indigene Gemeinschaften bis heute auf eine Demarkierung ihrer Gebiete. Die Indigenen seien "Opfer einer kolonialistischen Sichtweise".

Laut Lusbi Portillo von der Organisation 'Homo et natura' (Mensch und Natur), die sich für Indigene und die Umwelt einsetzt, wird es höchste Zeit, dass der Staat die indigene Gerichtsbarkeit anerkennt und für eine Rückgabe der Ländereien sorgt, die sich Viehzüchter und Bergbauunternehmen widerrechtlich angeeignet haben.

Zur einstweiligen Beendigung des Hungerstreiks führte das Versprechen von Venezuelas Vizepräsident Elías Jaua, den Jesuitenpater Korta zu empfangen, seine Vorschläge anzuhören und gemeinsam mit Präsident Hugo Chávez nach Lösungen der bestehenden Probleme zu suchen. Inzwischen wurde bekannt, dass das Parlament und der Oberste Gerichtshof des südamerikanischen Landes über juristische Maßnahmen nachdenken, von denen die drei inhaftierten Indigenen profitieren sollen.


Zwist unter Indigenen

In Venezuela gibt es rund 600.000 Ureinwohner, die sich auf 36 unterschiedliche Ethnien verteilen. 12.000 von ihnen sind Yupka, die eine karibische Sprache sprechen. Einige von ihnen geben sich mit den Territorien zufrieden, die ihnen der Staat bereits zugewiesen hat. Die anderen jedoch bestehen auf ein 280.000 Hektar großes Gebiet, das sich Viehzüchter einverleibt haben.

Infolge der unterschiedlichen Positionen indigener Gruppen kam es unter den Yupka selbst zu gewaltsamen Konflikten, die zwei Todesopfer forderten. Mehrere Menschen wurden verletzt. Die Übergriffe führten zur Verhaftung der drei Indigenen Sabino Romero, Alexander Fernández und Olegario Romero, die den Hungerstreik auslösten.

Homo et Natura hatte sich an die Spitze des Protestes gestellt und Venezuelas Justiz aufgefordert, die drei Gefangenen in ihre Heimatgemeinden zu entlassen. Dort solle über ihre Gewalttaten nach indigenem Recht verhandelt werden. Artikel 260 der venezolanischen Verfassung sieht diese Möglichkeit explizit vor, solange die Rechtsnormen nicht in Widerspruch zur Verfassung des Landes stehen.

Die Justiz der Yupka setzt auf Wiedergutmachung statt af Strafen. So ist es üblich, dass Täter mehrere Jahre lang für die Familie des Opfers arbeiten müssen. (Ende/IPS/bs/2010)

Links:
http://www.causamerindia.com/uit/indexbis.htm
http://homoetnatura.blogspot.com/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96736

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 26. Oktober 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2010