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LATEINAMERIKA/1139: Vorteile durch Partnerschaftsabkommen mit EU - Studie zeichnet positives Bild (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. September 2010

KARIBIK:
Vorteile durch Partnerschaftsabkommen mit EU - Studie zeichnet positives Bild

Von Peter Richards


Port of Spain, 14. September (IPS) - Gegner des Partnerschaftsabkommens (EPA) zwischen der Europäischen Union und dem Karibischen Forum (CARIFORUM) hatten eindringlich vor den Nachteilen des Vertrags für die karibischen Staaten gewarnt. Fast zwei Jahre später kommt eine Studie jedoch zu dem Schluss, dass die Auswirkungen weniger dramatisch sind als befürchtet.

So hätten sich die Prognosen der EPA-Verhandlungsführer letztendlich bestätigt, dass sich die Steuerbelastung für die CARIFORUM-Mitgliedsländer in Grenzen halten werde, heißt es in der Untersuchung des 'Caribbean Policy Research Institute' und des 'Centre for International Governance Innovation'. Das Gleiche gelte für die Vorhersage, dass sich die Kosten für zusätzliche Importe durch den Zugang zu neuen Märkten ausgleichen ließen.

Für die Untersuchung wurden die Auswirkungen des Abkommens auf Guyana, Jamaika, St. Lucia sowie Trinidad und Tobago unter die Lupe genommen. Dabei kam heraus, dass Jamaika seine Handelsbilanz sogar leicht verbessern konnte.

"Die Exporte werden insgesamt um schätzungsweise ein Prozent - rund 22,8 Millionen US-Dollar - steigen", geht aus dem Bericht hervor. Bei den Importen sei ein Anstieg um 0,6 Prozent - etwa 16 Millionen Dollar - zu erwarten. Damit dürfte der Inselstaat bei seinem Warenaustausch mit der EU einen Überschuss von circa 6,8 Millionen Dollar erzielen. Das gesamte Handelsdefizit des Landes betrage allerdings das Zweihundertfache dieser Summe.

Die Fertigungsindustrie in St. Lucia könnte nach Ansicht der Experten gewisse Nachteile durch ähnliche Einfuhren aus der Europäischen Union erleiden. Diese Importe schlügen allerdings nicht übermäßig zu Buch, da der Fertigungssektor weniger als ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmache.


Wachstumsmotor Tourismus

Der Tourismus in dem Inselstaat befindet sich dagegen im Aufschwung. Die Autoren der Studie rechnen in diesem Bereich mit einem Wachstum von vier Prozent. Insgesamt dürften demnach die Vorteile von EPA für St. Lucia größer sein als für Jamaika, wo der Dienstleistungssektor weniger stark ist.

Die Europäische Union sei immer der Ansicht gewesen, dass die Karibikstaaten durch das Abkommen mehr zu gewinnen als zu verlieren hätten, sagte Bob Baldwin von der zuständigen EU-Delegation. Das EPA sei so anlegt, dass es diesen Ländern einen besseren Marktzugang gebe als andere EU-Handelsverträge.

Die Unternehmen in den karibischen Staaten hätten genug Zeit, um sich allmählich an die neuen Handelsbedingungen anzupassen, betonte Baldwin. Um diese Anstrengungen zu unterstützen, stelle der Europäische Entwicklungsfonds EEF 165 Millionen Dollar bereit. Bei der Umsetzung des Abkommens dürfe nun aber nicht mehr Zeit verloren werden, mahnte er.

Im Fall von Guyana hatte Staatspräsident Bharrat Jagdeo das EPA in letzter Minute unterzeichnet. Wie die Wissenschaftler des Caribbean Policy Research Institute herausfanden, ist dieses Land konkurrierenden Einfuhren aus Europa noch am ehesten gewachsen. Die Landwirtschaft trägt fast ein Drittel zum BIP des Staates bei. Dieser Anteil übersteigt den regionalen Durchschnitt um knapp das Fünffache. Mehr als 20 Prozent aller Erwerbstätigen in Guyana sind im Agrarsektor tätig.


Neue Ära in den Handelsbeziehungen

Die Experten sind sich einig, dass EPA eine neue Ära in den Handelsbeziehungen zwischen den beiden Regionen eingeleitet hat. Die karibischen Staaten, die über Jahrzehnte von Vorzugspreisen für ihre Exporte profitiert hatten, mussten ihre Märkte fortan auch für Einfuhren aus der EU öffnen und zugleich die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) beachten. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.crnm.org/index.php?option=com_content&view=article&id=276&Itemid=76
http://www.capricaribbean.org/
http://www.cigionline.org/
http://europa.eu/legislation_summaries/development/overseas_countries_territories/r12102_de.htm
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52809

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 14. September 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2010