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ASIEN/766: Nepal - Zahl der Bhutan-Flüchtlinge halbiert, Zukunft der verbliebenen 63.000 ungewiss (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. September 2011

Nepal: Zahl der Bhutan-Flüchtlinge halbiert - Zukunft der verbliebenen 63.000 ungewiss

Von Grit Porsch


Damak, Nepal, 8. September (IPS, IRIN) - In den vergangenen Jahren ist es dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) gelungen, die Zahl der in Nepal gestrandeten Bhutan-Flüchtlinge zu halbieren. Rund 51.000 der nepalesischen Lhotsampa, die vor Jahrzehnten aus dem kleinen Himalaja-Königreich Bhutan vertrieben wurden, konnten in die USA (43.056), nach Kanada, Australien, Neuseeland und Europa ausreisen. Doch das Schicksal der zum Teil seit Jahrzehnten in Lagern lebenden verbliebenen 63.093 Bhutan-Flüchtlinge ist weiterhin ungewiss.

Mit dem Anspruch 'Ein Bhutan - Ein Volk!' hatte 1989 Bhutans damaliger König Wangchuck eine Bhutanisierungskampagne ausgerufen und den Lhotsampa die Staatsbürgerschaft aberkannt. In den folgenden Jahren flohen mehr als 100.000 Angehörige dieser ethnischen Minderheit über Indien nach Nepal.

Weil die Mittel für den Unterhalt der Flüchtlinge schrumpfen und sich einige der bisherigen Lager allmählich leeren, hat das UNHCR gemeinsam mit der nepalesischen Regierung damit begonnen, die Camps zusammenzulegen sowie die Nahrungsmittelverteilung und die Gesundheitsdienste zu zentralisieren. Bis Mitte nächsten Jahres sollen alle Flüchtlinge in den beiden zwei Camps in Beldangi im östlichen Bezirk Jhapa und in Sanischare in Bezirk Morang untergebracht werden.

Nachdem im März ein Brand im Lager Goldhap in Jhapa drei Viertel der Bambushütten niedergebrannt hatte, mussten 678 Familien umziehen, die meisten ins Lager Beldangi. "Anfangs waren viele von uns dagegen, denn die chaotischen Verhältnisse in den größeren Camps waren ein Nährboden für Kriminalität", berichtete der frühere Lagersekretär Chiranjibi Rai. "Wir selbst haben schließlich um den Umzug gebeten, denn die Belastung durch Staub und Schadstoffe war zu groß."

Derzeit sind noch vier Flüchtlingslager in Betrieb: Beldangi, Timai, Khudunabari und Sanischare. Timai wird zum Jahresende geschlossen, und Khudunabari im Juni 2012 aufgelöst.


Hoffnung auf Rückkehr nach Bhutan

Während zahlreiche Familien darauf warten, dass man sie auswandern lässt, zeigen 15.000 Flüchtlinge bislang kein Interesse an der Umsiedlung in ein Drittland. Andere wie Ghanashyam Lamgade haben die Hoffnung auf eine Rückkehr nach Bhutan nie aufgegeben. "Ich bin Bhutaner, gehöre nach Bhutan und werde so lange warten, bis man mich dort wieder aufnimmt", betonte Lamgade, der seit zehn Jahren im Lager Beldangi als Schneider arbeitet.

Auch beim UNHCR hofft man, Bhutan könnte angesichts der abnehmenden Flüchtlingszahlen einlenken und den restlichen Lhotsampa die Rückkehr erlauben. "Genaue Prognosen lassen sich noch nicht anstellen", sagte der für Nepal zuständige UNHCR-Vertreter Stephane Jaquemet gegenüber der UN-Nachrichtenagentur IRIN. "Die Aussicht auf eine Repatriierung der in immer noch in Lagern lebenden Bhutan-Flüchtlinge besteht weiter, denn es werden immer weniger." (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.unhcr.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=55321
http://www.irinnews.org/report.aspx?reportid=93572

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2011