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AFRIKA/963: Demokratische Republik Kongo - Menschenrechtler in Bedrängnis (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Februar 2011

D. R. Kongo:
"Regierungsbehörden sehen uns als Feinde" - Menschenrechtler in Bedrängnis


Kinshasa, 22. Februar (IPS) - In der Demokratischen Republik Kongo (DRC) beschuldigen Menschenrechtsgruppen Behörden und Sicherheitskräfte, ihre Arbeit durch massive Einschüchterungsversuche zu behindern. Für die Mitarbeiter von Organisationen wie 'Voice of the Voiceless' (VSV) und 'African Association for the Defence of Human Rights' gehören Todesdrohungen, Verfolgung, anonyme Anrufe und SMS-Mitteilungen mit bedrohlichem Inhalt zum Alltag.

In einer kürzlich veröffentlichten Dokumentation, über die die UN-Presseagentur IRIN berichtete, ist auch von politischer Intoleranz, Beschränkung der Versammlungsfreiheit und illegalen Verhaftungen von Vertretern der politischen Oppositionell die Rede. "Der Staat hat die Pflicht, seine Bürger zu schützen" forderte die VSV-Exekutivsekretärin Dolly Ibefo. "Die Regierung sollte uns nicht als Feinde sehen, sondern als Partner akzeptieren. Doch die Sicherheitskräfte verstehen die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen nicht."

Die Menschenrechtsorganisationen VSV und NSCC halten mit ihrer politischen Meinung nicht hinter den Berg. Sie lehnen die vor einem Jahr angekündigten Verfassungsreformen ab und gerieten mit einer Petition ins Visier der Regierung, in der die Einrichtung eines internationalen Strafgerichtshofs für den Kongo verlangt wird. "Die Millionen Menschen, die hier gestorben sind, haben ein Recht auf Gerechtigkeit", erklärte Jonas Tshiombela, Koordinator der Nouvelle Société Congolaise (NSCC). "Wenn die Regierung ihrer eigenen Justiz nicht vertraut, brauchen wir eben ein internationales Tribunal."


"Man will uns zum Schweigen bringen"

"Die Gemeinschaft müsste uns mehr den Rücken stärken", fordert die Vorsitzende des zivilen Frauennetzwerks, Joséphine Ngalula. "Wir wissen, dass man uns zum Schweigen bringe will und spioniert uns durch eingeschleuste staatliche Sicherheitsagenten aus."

Zum Schutz der Aktivisten haben im Kongo arbeitende Menschenrechtsgruppen mit Hilfe des 'Carter Center' ein Alarmsystem aufgebaut und informieren sich und andere Mitstreiter, manchmal auch ausländische Botschaften, per E-Mail, SMS oder Telefon über drohende Übergriffe. "Wir müssen zeigen, dass wir nicht isoliert sind, und dass etliche Leute Bescheid wissen", betonte Ngalula. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.voiceofthevoiceless.org
www.womensactionnetwork.org/
http://www.irinnews.org/Report.aspx?ReportID=91994

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 22. Februar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2011