Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → AUSLAND

AFRIKA/858: Mauritius - Regierung baut Altersheime und stellt 500 Pflegekräfte ein (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. September 2010

Mauritius: In Würde altern - Regierung baut Altersheime und stellt 500 Pflegekräfte ein

Von Jimmy Jean-Louis


Port Louis, 7. September (IPS) - In Mauritius soll die Lage alter Menschen weiter verbessert werden. Der Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von 1,2 Millionen Menschen wird in knapp 40 Jahren auf 25 Prozent anwachsen. Die sozialdemokratische Regierung will die sozialen und finanzpolitischen Auswirkungen nun umfassend untersuchen lassen.

Schon jetzt kommt die obligatorische Grundrente, die Mauritiern vom 60. Lebensjahr an ausbezahlt wird, den Staatshaushalt teuer zu stehen. Im Jahresbudget schlägt sie mit sechs Milliarden Mauritius-Rupien (MR), umgerechnet 188 Millionen US-Dollar, zu Buche. Insgesamt belaufen sich die Ausgaben, die der Staat für ältere Menschen aufbringt, auf umgerechnet rund 313 Millionen Dollar.

An eine Rentenkürzung werde dennoch nicht gedacht, versicherte die für soziale Sicherheit zuständige Ministerin Leela Devi Dookhun-Luchoomun kürzlich auf einem Fachseminar zum Thema Altersrente. Sie kündigte an, man habe einen kanadischen Wissenschaftler mit der Untersuchung der Altersentwicklung in Mauritius und deren Folgen beauftragt.

"In Mauritius leben derzeit 148.000 über 60-jährige Rentner, weitere 8.000 kommen Jahr für Jahr hinzu", berichtete die Ministerin. "Auf die Folgen dieser Entwicklung müssen wir uns vorbereiten", betonte sie.

Die garantierte Grundrente, die jedem Mauritier zusteht, hat eine lange Tradition. Sie wurde 1950 von der damaligen britischen Kolonialmacht eingeführt und ist in letzter Zeit Gegenstand zahlreicher kritischer Debatten. Die Regierung werde diese Rente auch weiterhin an jedermann auszahlen, bekräftigte Dookhun-Luchoomun. "Es ist nicht beabsichtigt, sie einzuschränken". Die Regierung sorge dafür, dass die Bürger in Würde alt werden.

Das statistische Zentralbüro von Mauritius hat ausrechnet, wie die Grundrente den Staatshaushalt des kleinen Landes zunehmend belastet. Danach wird sich die Zahl der Rentner in den kommenden 40 Jahren auf 364.000 ansteigen. Vorausgesetzt, die Rente wird in dieser Zeit nicht weiter erhöht, wird sie bis dahin umgerechnet 294 Millionen Dollar jährlich kosten. Die Statistiker prognostizieren, dass 2027 jeder fünfte Mauritier über 60 Jahre alt ist. Nach weiteren 20 Jahren wird ein Viertel der Bevölkerung das Rentenalter erreicht haben.


86 über 100-Jährige

Ungeachtet der damit steigenden Belastung des Staatsbudgets will Premierminister Navin Ramgoolam die Lebensbedingungen alter Menschen verbessern. Als der Regierungschef Marie Alexandre Awator aus Pointe-aux-Piments zu ihrem 100. Geburtstag gratulierte, kündigte der studierte Mediziner die Einstellung von 500 Altenpflegern an. Die betagte Jubilarin ist eine von 74 Frauen und zwölf Männern, die 100 und mehr Jahre alt sind.

Außerdem kündigte Ramgoolam an, demnächst werde eine Spezialklink für alte Patienten gebaut. Das Angebot an bislang zwei Altenwohnheimen soll demnächst auf vier verdoppelt werden. Die neuen Altenzentren sollen im Norden und Süden der Insel gebaut werden. Man werde auch die den Altenheimbewohnern entstehenden Mietkosten überprüfen und sie möglicherweise in einem Seniorenzentrum senken, erklärte er.

Auch die in Mauritius steigende Zahl betagter Verkehrsopfer beschäftigt den Regierungschef. Nach Angaben des Sozialministeriums kamen 2009 29 Senioren bei Verkehrsunfällen ums Leben. Seit Anfang dieses Jahres sind schon 19 ältere Bürger tödlich verunglückt. Die Sozialministerin appellierte an die Verkehrsteilnehmer, Autofahrer wie Fußgänger, sich verantwortungsvoller zu verhalten. In der Hauptstadt Port-Louis wurden bereits reflektierende Westen an ältere Bürger ausgegeben, eine Sicherheitsvorkehrung - der sich auch andere Inselregionen anschließen sollen. (Ende/IPS/mp/2010)


Link:
http://www.ipsinternational.org/fr/_note.asp?idnews=6090

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 7. September 2010
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2010