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AFRIKA/1211: Mali - Blauhelme unzureichend vorbereitet, Menschenrechtler warnen vor den Folgen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Juli 2013

Mali: Blauhelme unzureichend vorbereitet - Menschenrechtler warnen vor den Folgen

von Lydia Lim


Bild: © Marc-André Boisvert/IPS

Zwei Tuareg Mädchen aus Mali im Goudebo-Flüchtlingslager in Burkina Faso
Bild: © Marc-André Boisvert/IPS

New York, 8. Juli (IPS) - In Mali werden 12.600 Blauhelme die Soldaten der afrikanisch geführten Mission zur Stabilisierung Malis (AFISMA) ablösen. Menschenrechtsgruppen appellieren an die Vereinten Nationen, die Truppen intensiv auf ihren Einsatz vorzubereiten, um der Gefahr von Übergriffen auf die Zivilbevölkerung vorzubeugen.

Die AFISMA hat am 1. Juli mitgeteilt, ihre 6.237 Soldaten der künftigen Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zu anderen Friedensmissionen wird die MINUSMA somit ein Hybrid aus alten und frischen Soldaten sein. Einige der Blauhelme sind neu in Mali, während andere der AFISMA ein halbes Jahr lang gedient hatten. Der Ausbildungsstand der Blauhelme ist unterschiedlich.

Mali galt lange Zeit als afrikanisches Vorzeigemodell für Demokratie. Doch Anfang letzten Jahres sah sich das Land mit einem Aufstand der Tuareg und anderer bewaffneter islamistischer Gruppen konfrontiert, der Hunderttausende von Menschen in die Flucht trieb. "Das Land hat in den vergangenen 18 Monaten erlebt, was man eigentlich nur als einen phänomenalen Zusammenbruch beschreiben kann", meint Corinne Dufka von 'Human Rights Watch' (HRW).

Vor Ort kommt es zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Laut Philippe Bolopion, dem HRW-Direktor für die Vereinten Nationen, stellt sich die Frage, ob die MINUSMA-Truppen überhaupt in der Lage sein werden, das Richtige zu tun, und selbst über jeden Verdacht erhaben bleiben.


Beteiligung des Tschads umstritten

Etliche Menschenrechtsgruppen sind gegen die Beteiligung an der UN-Mission, wird den bewaffneten Gruppen im Land die fortgesetzte Rekrutierung von Kindersoldaten vorgeworfen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon hat den Tschad aus dem gleichen Grund auf die 'Liste der Schande' gestellt. "Wir sind der Meinung, dass die gelisteten Länder nicht an Friedensmissionen beteiligt werden sollten", meint Layal Sarrouh von der Menschenrechtsorganisation 'Watchlist', die über die Lage von Kindern in bewaffneten Konflikten berichtet.

Bolopion zufolge muss der Tschad sein Versprechen halten und die notwendigen Schritte unternehmen, um die Rekrutierung von Kindersoldaten zu verhindern. Derzeit gibt es keine UN-Bestimmungen, durch die sich eine Aufnahme tschadischer Soldaten in die MINUSMA unterbinden ließe. Wohl aber können die potenziellen Blauhelme vorab durchleuchtet werden.

Die Resolution 2085 des UN-Sicherheitsrats, die die Entsendung der AFISMA im Dezember 2012 erst möglich machte, enthielt strikte Menschenrechtsvorgaben und die Auflage, die Soldaten angemessen auf ihren Einsatz vorzubereiten. Doch Sarrouh zufolge kam dann die AFISMA viel schneller als erwartet zum Einsatz und einige der Auflagen wurden nicht erfüllt.


Vorbereitung auf Kinderschutz angemahnt

Nun beschäftige sich die MINUSMA mit der Frage, wie sie in dieser Lage den Trainingsrückstand der Blauhelme aufholen kann. "Da den Blauhelmen in Mali eine große Rolle beim Kinderschutz zukommen wird, müssen sie in Trainingskursen angeleitet werden, damit sie dieser Anforderung gerecht werden können", meint Sarrouh.

Sarrouh zufolge liegen Berichte vor, wonach AFISMA-Soldaten Frauen in Mali prostituiert und sexuell ausgebeutet haben. "Auch wenn solche Übergriffe in Konflikten leider nichts Ungewöhnliches sind - für UN-Missionen gelten höhere Standards und striktere Richtlinien, die es zu befolgen gilt." (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://watchlist.org/wordpress/wp-content/uploads/CAAC-Annual-Report-2013.pdf
http://www.un.org/en/peacekeeping/missions/minusma/background.shtml
http://www.ipsnews.net/2013/07/doubts-linger-over-u-n-troops-preparedness-to-enter-mali/

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IPS-Tagesdienst vom 8. Juli 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2013