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AFRIKA/1185: D. R. Kongo - Autonomiebestrebungen in der Bergbauprovinz Katanga (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. April 2013

D. R. Kongo: Autonomiebestrebungen in der Bergbauprovinz Katanga

von Maurice Wa ku Demba



Lubumbashi, D. R. Kongo, 23. April (IPS) - Die Mai-Mai Kata-Katanga-Rebellen, die in Katanga im Südosten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) operieren, kämpfen nach eigenen Aussagen für die Autonomie der Provinz, nachdem die lokale Bevölkerung von dem Mineralienreichtum nicht profitiert habe.

Wie ein Mitglied der Mai-Mai gegenüber IPS erklärte, haben Minenunternehmen in Katanga allein 2012 gut 96 Millionen US-Dollar an Lizenzgebühren gezahlt. "Das zeigt, dass wir eine reiche Provinz sind, doch spiegelt sich das nicht in unseren Lebensverhältnissen wider", kritisiert er. Katanga besitzt vor allem Kupfer, Kobalt und Gold.

Die Mai-Mai-Kämpfer entstammen unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen, die sich auf fünf Territorien im Norden der Provinz verteilen. Konkrete Zahlen liegen nicht vor. In Swahili bedeutet 'Mai' 'Wasser' und 'Kata Katanga' 'abgeschnitten von Katanga'. Die Kämpfer nennen sich selbst Mai-Mai, weil sie sich selbst mit einer wasserhaltigen magischen Flüssigkeit bestäuben, die sie angeblich vor Kugeln schützen kann.

Am 23. März waren 350 Mai-Mai Kata Katanga-Rebellen in Lubumbashi einmarschiert. Sie trugen zivile Kleidung und grün-rot-weiß-gestreifte Halstücher. Bewaffnet waren sie mit etwa 30 AK-47-Sturmgewehren, Raketen, Speeren, Pfeil und Bogen. Nach heftigen Kämpfen mit der kongolesischen Armee ergaben sich die Milizionäre der UN-DRC- Stabilisierungsmission. Die Zusammenstöße kosteten 33 Menschen das Leben, rund 60 weitere wurden verletzt.

Nach Ansicht von Alexandre Kawaya, einem Mitglied der Provinzversammlung von Katanga und der politischen Koalition von Staatspräsident Joseph Kabila, sollte es Gespräche geben, die sich mit den Forderungen der Mai-Mai Kata-Katanga auseinandersetzten. "Wir haben Generäle und Unternehmer, die schon mal Rebellen gewesen sind. Die Mai-Mai haben einst um Lubumbashi einen Sicherheitskordon gezogen, um eine Invasion durch ausländische Truppen zu verhindern", erinnerte er und wies darauf hin, dass die Regierung derzeit mit den Rebellenbewegungen im Lande einschließlich der M23 in Verhandlungen steht.


Angriffe und Vertreibungen

Der Angriff vom 23. März war nicht der erste der Mai-Mai Kata-Katanga. Im Mai 2010 waren sie ins Zentrum von Lubumbashi einmarschiert und hatten ihre Flagge gehisst. Die Rebellen werden für eine Vielzahl weiterer Anschläge verantwortlich gemacht, etwa die beiden Attentate auf den Flughafen von Lubumbashi und die Befreiung ihres Führers Gédéon Kyungu aus dem Gefängnis im Oktober 2011. Der Kampf um die Befreiung von Katanga geht bis auf das Jahr 1960 zurück, als sie versuchten, Katanga vom Rest des Landes abzuspalten.

Doch der örtlichen Nichtregierungsorganisation 'Justicia ASBL' zufolge hat die Rebellenbewegung im Verlauf ihres fortgesetzten Krieges rund 340.000 Menschen vertrieben. Fabien Mutomb von der Oppositionspartei Union für Demokratie und sozialen Fortschritt ist davon überzeugt, dass die Straflosigkeit, die die Rebellen trotz ihrer vielen Übergriffe genießen, auf ein Zusammenspiel mit den kongolesischen Behörden schließen lässt. Die von Politikern der Lokal- und Zentralregierungen durchgeführten Untersuchungen hält er für zumeist inszeniert.

Nach Ansicht von Jean Pierre Muteba, Leiter der zivilgesellschaftlichen Bewegung in Katanga, war der Angriff am 23. März auf Lubumbashi im Grunde Ausdruck einer Revolte. Seiner Meinung nach ließe sich das Problem mit Hilfe eines nationalen Dialogs unter Beteiligung aller Akteure rasch beilegen.

Doch Timothée Mbuya von Justicia ASBL ist anderer Meinung. "Wenn man mit solchen destruktiven Kräften zu tun hat, auf deren Konto die Vertreibung von 340.000 Menschen geht und die Gewalt als ein legitimes Mittel des Handelns betrachten, dann haben wir keine andere Wahl, als die Armee und die Sicherheitsdienste auf Vordermann zu bringen und einzusetzen."

Mbuya zufolge sind die kongolesische Armee und die Sicherheitsdienste des Landes geschwächt, weil sie genötigt werden, die Befehle verschiedener Akteure zu befolgen. Würde man sich von diesem externen Einfluss befreien, wären die Sicherheitskräfte der DRC in deutlich besserer Form, um das Land vor in- und ausländischen Übergriffen zu schützen.

Verfolgung der Verantwortlichen angekündigt

Der kongolesische Innen- und Sicherheitsminister Richard Muyej will zunächst die Untersuchungsergebnisse zum Angriff der Mai-Mai Kata-Katanga abwarten. Er kündigte an, gegen die Verantwortlichen vorzugehen.

Zwei Wochen nach dem Mai-Mai-Angriff hatte Kabila den Kommandanten der sechsten Bataillon in Lubumbashi, General Michel Ekuchu, seines Amtes enthoben. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass Ekuchu seine Pflichten verletzt habe.

"Das wird gar nichts bringen", meinte dazu Fidèle Ramazani von der Koalition für ein Referendum über die Selbstbestimmung des Volkes von Katanga, einer weiteren örtlichen Rebellenbewegung. Seiner Meinung nach hat sich der kongolesische Staat zu einem Herd ungelöster Konflikte entwickelt, in dem Verzweiflung und Unzufriedenheit regierten. Nach seiner Ansicht wird es Zeit für eine Umstrukturierung der gesamten Provinz. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.un.org/en/peacekeeping/missions/monusco/
http://www.ipsnews.net/2013/04/the-quest-for-the-autonomy-of-mining-drc-province/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 23. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. April 2013