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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2140: Festakt zum Jubiläum (Der Landtag)


Der Landtag - Nr. 02 / Juni 2016
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Festakt zum Jubiläum
Schlie: "Die Demokratie ist fest verwurzelt"


Vor 70 Jahren, im Februar 1946, trat in Kiel der erste Schleswig-Holsteinische Landtag nach dem Krieg zusammen. Die Abgeordneten wurden nicht gewählt, sondern von der britischen Besatzungsmacht ernannt. Dennoch sahen sie sich als Vertreter der Menschen im Lande - und erließen am 12. Juni 1946 eine vorläufige Landesverfassung. Fast auf den Tag genau sieben Jahrzehnte später lud der Landtag 400 Gäste an den Ort der ersten Landtagssitzung, das Kieler Schauspielhaus. Zu Beginn des Festaktes blickte Landtagspräsident Klaus Schlie zurück, nahm aber auch eine aktuelle Bestandsaufnahme vor und schaute voraus auf kommende Aufgaben. Hier seine Rede in Ausschnitten:


Die Vergangenheit:
Ein neues Land braucht verantwortungsvolle Bürger

"Die britische Militärregierung machte uns damals die Demokratie nicht zum Geschenk - denn Demokratie kann man nicht schenken oder verschenken. Demokratie muss man sich erarbeiten, und zwar nicht nur einmalig, sondern jeden Tag wieder aufs Neue. Was uns die Briten damals hingegen schenkten, war Vertrauen: das Vertrauen auf einen demokratischen Neuanfang.

Schleswig-Holstein wurde nicht gegründet, es wurde völlig neu geboren, und dieser Geburtsvorgang dauerte einige Jahre. Am Beginn dieser Geburt stand der Landtag.

Das Land 'Schleswig-Holstein' ist 1946 ins Leben getreten. Woran es damals - noch - fehlte, das waren 'Schleswig-Holsteinerinnen' und 'Schleswig-Holsteiner', das waren selbstbewusste Demokraten, verantwortungsvolle Bürger und engagierte Menschen, ohne die eine Demokratie nicht lebensfähig ist."


Die Gegenwart:
Schleswig-Holstein ist demokratisch und weltoffen

"'Schleswig-Holsteiner' zu sein, das kann heute vieles selbstverständlich mit einschließen. Wir sprechen Deutsch, Dänisch, Friesisch und natürlich gerne auch Plattdeutsch.

Wir sprechen aber auch Romanes, Türkisch, Italienisch, Polnisch und Schwedisch. Wir sind Christen, Juden, Muslime, Buddhisten oder Atheisten, wir verstehen uns als Brücke nach Skandinavien und in den Ostseeraum und als Drehkreuz des Nordens in alle Himmelsrichtungen.

Wir sind weltoffen, auch weil uns die Welt, die in unterschiedlicher Gestalt zu uns gekommen ist, offener gemacht hat.

Wir sind 70 Jahre nach den ersten neuen demokratischen Gehversuchen, nach 18 demokratisch gewählten Landtagen, ein Land, in dem die parlamentarische Demokratie verwurzelt ist. Diese Wurzeln sind fest, tief und stark. Davon bin ich nicht allein mit Blick auf unsere Geschichte, sondern vor allem auch mit Blick auf unsere Gegenwart und auch auf die Zukunft überzeugt."


Die Zukunft:
Wir müssen für den Parlamentarismus werben

"Mittlerweile leben einige Generationen von jüngeren Menschen in Schleswig-Holstein, für die unser Land, sein demokratisches System, seine soziale Absicherung und sein wirtschaftlicher Wohlstand Selbstverständlichkeiten sind.

Das ist eine zweischneidige Angelegenheit, denn wir wissen, dass von vielen demokratischen Errungenschaften - ich möchte hier aus gegebenem Anlass vor allem an das allgemeine Wahlrecht erinnern - weniger Gebrauch gemacht wird, je selbstverständlicher sie geworden sind.

Wir müssen immer wieder, vor allem unter den jungen Menschen, für die Idee des Parlamentarismus werben und dessen Funktionsweise bekannt machen; wir müssen aber zugleich auch die neuen Formen des gesellschaftspolitischen Engagements aufgreifen und für unsere parlamentarische Demokratie und damit für die gesamte Gesellschaft nutzbar machen."

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 02 / Juni 2016, S. 10
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement
Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel
Tobias Rischer (verantwortlich)
Telefon: 0431/988 1120
E-Mail: tobias.rischer@landtag.ltsh.de
Internet: www.sh-landtag.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2016

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