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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2091: Statistik - Frauen kamen langsam, aber beständig (Landtag)


Der Landtag - Nr. 01 / März 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Statistik: Frauen kamen langsam, aber beständig


Frauen im Landtag: Lange Zeit Exotinnen

Bis zum Ende der 1970er Jahre waren Frauen Exotinnen im Parlament. Zwischen drei und sieben weibliche Abgeordnete saßen pro Wahlperiode im Plenarsaal. Der Landtag hatte 69, später dann 73 Mitglieder. Ab den 1980er Jahren stieg der Frauenanteil stark an, seit zehn Jahren stagniert der Prozentsatz jedoch. Lange Zeit hatte der Landtag einen höheren Frauenanteil als der Bundestag. Zurzeit liegt der Prozentsatz in Berlin mit 36,5 Prozent jedoch über dem in Kiel.


Frauen in der Landesregierung: Gruppenbild oft ohne Damen

0 von  9   Kabinett Hermann Lüdemann (SPD), 1947
1 von  8   Kabinett Kai-Uwe von Hassel (CDU), 1958
0 von  8   Kabinett Gerhard Stoltenberg (CDU), 1971
1 von  9   Kabinett Uwe Barschel (CDU), 1983
4 von 11   Kabinett Björn Engholm (SPD), 1988
4 von 10   Kabinett Heide Simonis (SPD), 1996
2 von  8   Kabinett Peter Harry Carstensen (CDU), 2005
1 von  8   Kabinett Peter Harry Carstensen (CDU), 2009
4 von  8   Kabinett Torsten Albig (SPD), 2012

Insgesamt 19 Frauen haben seit dem Zweiten Weltkrieg einer schleswig-holsteinischen Landesregierung angehört. Die erste war Lena Ohnesorge, die 1957 das Sozialministerium übernahm. Zum Vergleich: Im Bundeskabinett war erst vier Jahre später die erste Frau dabei, Gesundheitsministerin Elisabeth Schwarzhaupt (CDU).

Ohnesorge war zunächst Mitglied der Vertriebenenpartei BHE und wechselte später zur CDU. Im Amt blieb sie bis 1967. Danach dauerte es 16 Jahre, bis mit Ursula Gräfin Brockdorff erneut eine Frau am Kabinettstisch saß. Auch sie war für das Sozialressort zuständig. Mit der Regierungsübernahme der SPD 1988 stieg der Frauenanteil, und 1993 wurde Finanzministerin Heide Simonis Deutschlands erste Ministerpräsidentin. In der schwarz-gelben Regierungszeit von 2009 bis 2012 war Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf (CDU) die einzige Frau.

Die Verantwortungsbereiche der Frauen im Kabinett entsprachen oft klassischen Rollenbildern: Schleswig-Holstein hatte bislang sechs Bildungs- und fünf Sozialministerinnen. Eine Innen- oder eine Wirtschaftsministerin gab es dagegen noch nicht.


Frauen in den Fraktionen: Quoten und Quoren

Zurzeit variieren die Frauenanteile der Fraktionen zwischen einem Sechstel und der Hälfte. Ein wesentlicher Grund: die Mitgliedschaft in den Parteien. Bei den Grünen liegt der Frauenanteil bundesweit bei 38 Prozent. Bei der SPD sind es 31 Prozent, bei der CDU 25 und bei der FDP 23 Prozent (Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung). Bei den Piraten wird der Frauenanteil auf fünf bis 15 Prozent geschätzt, beim SSW sind es nach eigenen Angaben gut 50 Prozent.

Außerdem schlagen sich die Quotenregeln der Parteien nieder. Die Grünen haben seit ihrer Gründung 1979 eine Frauenquote: Mindestens die Hälfte aller Listenplätze soll weiblich besetzt sein. Frauen nehmen stets die Spitzenposition ein sowie anschließend die ungeraden Plätze (1, 3, 5, 7...).

Die SPD beschloss 1988 eine Frauenquote für Ämter und Mandate. Sie lag zunächst bei 33 Prozent, seit 1999 beträgt sie 40 Prozent. Die CDU hat seit 1996 ein nicht verpflichtendes Frauenquorum: Bei der Listenaufstellung soll mindestens ein Drittel der Kandidaten Frauen sein. Wird dieses Quorum nicht erreicht, ist der erste Wahlgang ungültig. Für den zweiten Wahlgang dürfen weitere Vorschläge gemacht werden. Der zweite Wahlgang ist auch dann gültig, wenn das Quorum erneut nicht erreicht wird.

FDP, Piraten und SSW haben keine derartige Regelung.

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 01 / März 2015, S. 6
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juni 2015

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