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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2090: Öffentlicher Dienst - Nur wenige Frauen haben Top-Jobs (Landtag)


Der Landtag - Nr. 01 / März 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Öffentlicher Dienst: Nur wenige Frauen haben Top-Jobs


Über 56 Prozent der Beschäftigten in Ministerien und Landesämtern sind Frauen. Aber nur wenige von ihnen sitzen auf einem Chefsessel. Das geht aus dem vierten Gleichstellungsbericht für den öffentlichen Dienst hervor. Es bleibt also noch viel zu tun, hieß es im Februar dazu im Landtag.


Auffällig ist der hohe Teilzeitanteil unter den Frauen. Landesweit sind in der Arbeitswelt 70 Prozent der Teilzeitbeschäftigten weiblich. Demgegenüber liegt die Quote im Landesdienst bei 86 Prozent, heißt es in dem Bericht aus dem Sozialministerium. Und Teilzeit ist ein Karriere-Killer. Vorgesetzte bewerten Halbtagsarbeit oft schlechter als die Arbeit auf einer Vollzeitstelle, moniert der Bericht. Die Folge sei, dass "Frauen hier durch die Bank weg schlechter beurteilt und damit strukturell benachteiligt werden", rügte Jette Waldinger-Thiering (SSW). Aber auch vollzeitbeschäftigte Frauen werden immer noch schlechter beurteilt als ihre männlichen Gegenüber, beobachtete Wolfgang Dudda (Piraten): "Tradierte Rollenerwartungen" seien hier am Werk.

Entsprechend kommen Frauen seltener in den Führungs- und Leitungspositionen an. Nur jede vierte Abteilungsleitung ist mit einer Frau besetzt. Und nur zwei der Chefinnen arbeiten in Teilzeit. "Das ist eine Quote von 2,9 Prozent aller Chefposten in den Abteilungen", rechnete Simone Lange (SPD) vor. Außerdem: Nur ein Fünftel der Stellen mit lukrativer B-Besoldung gehört Frauen. Vor diesem Hintergrund forderte Anita Klahn (FDP), die Vereinbarkeit von Familie und Beruf "als festen Bestandteil moderner und nachhaltiger Personalpolitik gleichberechtigt auszubauen". Immerhin gebe es Bewegung, kommentierte Katja Rathje-Hoffmann (CDU). Die Besoldung in den Gruppen A13 bis A16 sei inzwischen ausgewogen verteilt: "Das war vor fünf Jahren noch nicht so."

Positive Trends gibt es auch in der Justiz. Der Anteil der Richterinnen und Staatsanwältinnen hat sich in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt. Und: Frauen besetzen vier der fünf Spitzenpositionen bei den Obergerichten. Das Oberlandesgericht, das Landessozialgericht, das Landesarbeitsgericht und das Oberverwaltungsgericht haben eine Präsidentin.

Nachholbedarf sieht der Bericht bei den Gremienbesetzungen. Das Land entsendet Vertreter in die Aufsichtsräte zahlreicher Unternehmen. Dazu zählen etwa die HSH Nordbank, die Investitionsbank oder das Universitätsklinikum UKSH. Dies soll nach einem Beschluss der Landesregierung aus dem vergangenen Sommer nun "geschlechterparitätisch" geschehen. "Es gibt also allen Grund", merkte Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) an, "sich heute schon Gedanken zu machen, mit welcher Frau auf dem Ticket man morgen einen solchen Personalvorschlag einreichen will".

Marret Bohn (Grüne) hob hervor, dass in diesem Jahr erstmals ein Teil des Landeshaushalts nach dem Prinzip des "Gender Budgeting" verwaltet werde. Mithilfe von "geschlechtergerechter Haushaltspolitik" soll überprüft werden, inwiefern Frauen und Männer von Ausgaben und Investitionen profitieren. "Ich finde, das ist angemessen und gerecht", so Bohn.

Der Sozialausschuss behandelt das Thema weiter.

(Drucksache 18/2498)

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 01 / März 2015, S. 5
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2015

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