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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2061: Auflagen für Jäger - Schleswig-Holstein schießt bleifrei (Landtag)


Der Landtag - Nr. 02 / Juli 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Plenum
Auflagen für Jäger: Schleswig-Holstein schießt bleifrei



Wer Rehrücken, Hasenkeule oder Wildschweinbraten auf dem Teller hat, der könnte seine Organe mit Schwermetall belasten - wenn das Wild mit bleihaltiger Munition erlegt wurde. Insbesondere Kinder und Schwangere gelten als gefährdet. Ein neues Gesetz verbietet im Lande deshalb das Jagen mit Blei ab dem 1. April 2015. Querschüsse kamen aus der Opposition.


Das Gesundheitsrisiko sei nur gering, protestierten CDU, FDP und Piraten bei der Änderung des Landesjagdgesetzes im Mai. Und: Kupfer- oder Zinkkugeln würden nicht so schnell töten. Dadurch würde das Tier unnötig leiden. Mit ihrem Widerstand gegen den gesetzgeberischen "Schnellschuss" befand sich die Opposition auf einer Linie mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU). Der passionierte Jäger hat eine Online-Petition gegen das Verbot auf den Weg gebracht.

"Wie viel muss man essen, damit man dadurch zu Schaden kommt?", fragte Hauke Göttsch (CDU) in der Landtagsdebatte. Kaum jemand habe täglich Wild auf dem Teller. Zudem würden Querschläger Menschen in der Nähe gefährden, denn bleifreie Munition habe ein anderes Abprallverhalten, betonte Göttsch. Oliver Kumbartzky (FDP) merkte an, es sei "Fakt, dass die derzeit vorhandene bleifreie Munition keine sofortige Tötungswirkung haben kann". Die Koalition mache somit "Tierquälerei zum Gesetz". "Ich bin nicht für Blei-Munition", bekannte Angelika Beer (Piraten): "Ich bin aber dafür, dass wir sie durch einen Munitionstyp ersetzen, der die gleiche Leistung aufweist" und der "erwiesenermaßen zu einer verantwortlichen Jagd im Sinne der Jägerschaft, der Tiere und der Verbraucher" führe. Und solche Patronen gebe es noch nicht.

Schleswig-Holstein sei bundesweit die "Speerspitze" beim Blei-Verbot, hielt Marlies Fritzen (Grüne) dagegen. Sie führte mehrere wissenschaftliche Untersuchungen ins Feld, die besagten: Die Tötungswirkung der Geschosse hänge nicht vom Material, sondern von der Konstruktion ab - und von der "Treffsicherheit der Jägerinnen und Jäger", so Fritzen. Sandra Redmann (SPD) betonte, die Koalition habe sich "nach gründlicher Abwägung" für das Verbot entschieden. Die landeseigenen Forste seien bereits seit zwei Jahren bleifrei, und dort laufe es "relativ problemlos". Und Flemming Meyer (SSW) ergänzte, Blei-Munition gefährde streng geschützte aasfressende Greifvögel wie Seeadler, weil sie beim Fressen Blei aufnehmen.

Forstminister Robert Habeck (Grüne) unterstrich, bleifreie Munition sei die "zeitgemäße Alternative". Gemeinsam mit seinen Amtskollegen in den anderen Ländern wolle er deshalb dafür kämpfen, die Blei-Jagd bundesweit zu verbieten.

(Drucksachen 18/752 und 18/1033neu)

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 02 / Juli 2014, S. 17
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2014