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SCHLESWIG-HOLSTEIN/2060: Krabbenfischer feiern "Rekordjahre" und fürchten "Nullnutzung" (Landtag)


Der Landtag - Nr. 02 / Juli 2014
Die Parlamentszeitschrift für Schleswig-Holstein

Plenum
Krabbenfischer feiern "Rekordjahre" und fürchten "Nullnutzung"



Wenn die Medien über Schleswig-Holsteins Krabbenfischer berichten, dann meist mit Negativ-Schlagzeilen: Da ist von der Überfischung der Nordsee die Rede und von zu viel Beifang im Netz. Es geht um Betriebspleiten wegen zu geringer Gewinne oder um die Schließung des Landeshafens Friedrichskoog. Doch die ökonomische Situation der Krabbenfischer sei zurzeit "ganz hervorragend", erklärte Fischereiminister Robert Habeck (Grüne) im April im Landtag. Die Opposition sah das anders.


Die Erträge der verbliebenen 84 Krabbenkutter an der Westküste blieben stabil, die Jahre 2012 und 2013 seien sogar "Rekorderlösjahre" gewesen, sagte Habeck in einem von der FDP geforderten mündlichen Bericht. Der Strukturwandel wirke sich bei den Fischern "bei weitem nicht so dramatisch aus wie in der Landwirtschaft". Habeck lobte den Zusammenschluss von 100 Krabbenfischern aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu einer Erzeugerorganisation: "Ich begrüße es sehr, dass die Dinge nicht nur den großen Konzernen überlassen werden, sondern dass sich die Krabbenfischer immer mehr selbst organisieren." Es sei richtig, den eigenen Fang selbst zu vermarkten und die Krabben vor Ort zu verarbeiten, anstatt sie aus Kostengründen zum Pulen nach Marokko zu schicken.

Probleme sah der Minister bei der Muschelfischerei. Grund: Die Muschelbänke im Nationalpark schrumpfen. Stattdessen sollen nun heimische Saatmuscheln gezüchtet und ausgesetzt werden.

CDU und FDP übten harsche Kritik an Habecks Fischereipolitik: Statt für "verlässliche Rahmenbedingungen" zu sorgen, schüre er Misstrauen. "Einschränkungen für die Krabben- und Muschelfischerei können kein Ziel der Landespolitik sein", mahnte Oliver Kumbartzky (FDP). Mit Blick auf mögliche weitere Einschränkungen der Fanggebiete zu Gunsten des Naturschutzes warnte Klaus Jensen (CDU) den Minister: "Lassen Sie die Finger von den derzeitigen Fanggebieten." Eine Ausweitung der sogenannten "Nullnutzungs-Zonen", in denen kein menschlicher Eingriff erlaubt ist, schade den Fischern.

Zuspruch bekam Habeck aus den Reihen der Nord-Ampel. "Die Landesregierung geht hier den richtigen Weg", konstatierte Lars Winter (SPD). Marlies Fritzen (Grüne) gab sich sicher, dass es gelingen könne, sowohl den Nationalpark Wattenmeer wirksam zu schützen als auch der Krabbenund Muschelfischerei eine dauerhafte und nachhaltige Existenz zu ermöglichen. Für Flemming Meyer (SSW) spielt dabei die Ausdehnung von "umweltgerechteren Fangmethoden" eine wichtige Rolle. Politik, Forscher und Fischer seien gemeinsam gefragt, die nachhaltige Krabbenfischerei voranzutreiben. Etwa mit der sogenannten "elektrischen Baumkurre". Dabei werden die Rollen am Geschirr durch Elektroden ersetzt. Die erzeugen ein elektrisches Feld vor der Netzöffnung, und die Nordseegarnelen verlassen das Sediment. Dadurch sollen mehr Krabben im Netz landen und die Beifänge anderer Arten gleichzeitig gesenkt werden. Auch die Piraten lobten die Fortentwicklung von schonenderen Fangmethoden. Der Naturschutz könne durch technische Innovationen "beflügelt" werden, sagte Angelika Beer.

(Drucksache 18/1728)

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Quelle:
Der Landtag, Nr. 02 / Juli 2014, S. 16
Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers:
Der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2014