Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → LANDESPARLAMENTE

RHEINLAND-PFALZ/3203: Dialog und Austausch können europäische Erinnerungskultur schaffen (Landtag RLP)


Landtag Rheinland-Pfalz - Pressemitteilung vom 1. September 2014

Dialog und Austausch können europäische Erinnerungskultur schaffen

Landtagspräsident Mertes zum 75. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939



"Wir müssen uns durch Dialog noch mehr um die Entwicklung einer europäischen Erinnerungskultur bemühen.", sagt Landtagspräsident Joachim Mertes zum 75. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges, der mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen begonnen hatte, der Beginn einer Tragödie für Europa und die Welt.

Dies sei auch deshalb besonders notwendig, weil für die junge Generation der Zweite Weltkrieg inzwischen ein weit entferntes historisches Ereignis sei. Es genüge nicht das Wissen um historische Fakten. Vielmehr müsse es gelingen, für junge Leute die Vergangenheit auch emotional erlebbar zu machen, besonders durch Zeitzeugen und Erinnerungsorte. "Es ist deshalb gut, wenn wir Erinnerungen austauschen und erfahren wie andere unsere Betrachtung sehen. Auf diese Weise kann eine europäische Erinnerungskultur zu Stande kommen.", so Mertes. Europa trage eine besondere Geschichtslast, mit der sich ein besonderes Erinnerungspensum verbinde. In dem Maße wie sich Europäer dieser gemeinsamen Geschichte bewusst würden, festige sich Europa.

1939 stehe am Beginn der Tragödie, 1989 bedeute die endgültige Überwindung auch der Folgen, die Hitlers Angriffskrieg bewirkt habe. Menschenrechte und Demokratie hätten mit dem Fall des Eisernen Vorhanges erst 1989 insgesamt gesiegt. Seitdem könne konkret auch im Rahmen des alsbald danach geschaffenen Partnerschafts-Netzwerkes zwischen Oppeln, Mittelböhmen, Burgund und Rheinland-Pfalz zu mehr Verständigung und Zusammenarbeit beigetragen werden, erklärt Mertes. Es werde auch an der gemeinsamen Erinnerungskultur gearbeitet. Ein gutes Beispiel dafür stelle die Erinnerungsarbeit am Ort des während und nach dem Zweiten Weltkrieg genutzten Kriegsgefangenenlagers in Lambinowice/Lamsdorf in der Woiwodschaft Oppeln dar.

Der Zweite Weltkrieg habe tiefe Narben im Verhältnis der Deutschen zu ihren europäischen Nachbarn hinterlassen. Bis heute steht der Name Auschwitz symbolhaft für die Vernichtung der europäischen Juden auf polnischem Territorium. Auch andere deutsche Verbrechen in der Zeit der Besatzung, die Debatte um die Rückgabe von Kulturgütern, aber auch um Flucht und Vertreibung spielten bis heute diesseits wie jenseits von Rhein, Oder und Neiße noch eine Rolle. Dass unsere europäischen Nachbarn und wir Deutsche heute in einem geeinten Europa friedlicher Völker leben können, sei ein großes Glück, für das die Politik wie die Menschen in den Ländern weiter arbeiten müssten. Mertes: "So sehr Europa gelernt hat. Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine machen uns allen klar: Der Frieden bleibt bedroht. Die Erinnerung an eine schlimme Vergangenheit allein genügt nicht. Es ist vielmehr notwendig aus der Erinnerung heraus auch gemeinsame Handlungsprinzipien zu entwickeln, um in Gegenwart und Zukunft richtig zu handeln."

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 1. September 2014
Landtag Rheinland-Pfalz
Herausgeber: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Peter-Altmeier-Allee 1, 55116 Mainz
Telefon: +49 (0 61 31) 16 - 0 (Zentrale)
E-Mail an die Redaktion: rolf.becker(at)stk.rlp.de
Für Bürgeranliegen: buergerbuero(at)stk.rlp.de
Internet: www.landtag.rlp.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2014