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RHEINLAND-PFALZ/2862: Agrar- und Ernährungsbericht 2013 (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 36/2013 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 7. Oktober 2013

Agrar- und Ernährungsbericht 2013



Der Landtag setzt sich mit dem Agrar- und Ernährungsbericht des Jahres 2013 auseinander. Die Regierungsfraktionen sahen in der Biolandwirtschaft und im ökologischen Weinbau eine Chance für die rheinland-pfälzischen Landwirte, da dort eine große Nachfrage vorliege. Die CDU warf der Koalition und der Landesregierung jedoch vor Klientelpolitik im Sinne der ökologischen Landwirtschaft zu betreiben und konventionelle Landwirte und Weinbauer dadurch zu benachteiligen.

Thorsten Wehner (SPD) betonte, dass Landwirtschaft und Weinbau das Rückgrat der Region seien und indirekt auch für gesunde Ernährung und Identität verantwortlich seien. Landwirtschaft habe folglich eine multidimensionale Wirkung in Rheinland-Pfalz. Der Agrarbericht zeige deutlich, dass der Strukturwandel vorangehe. Die Zahl der kleinen Betriebe gehe stark zurück. Die Landesregierung müsse gute Rahmenbedingungen schaffen und gerade die kleinen Betriebe unterstützen und wettbewerbsfähig machen. Im Bereich der biologischen Landwirtschaft sah Wehner eine Chance für die rheinland-pfälzische Landwirtschaft, da dort gute Gewinne erwirtschaftet werden könnten.

Wolfgang Schwarz (SPD) unterstrich, dass der Weinbau eine zentrale Stelle in Rheinland-Pfalz einnehme. Im Jahr 2012 hätten die rheinland-pfälzischen Winzer 5,9 Millionen Hektoliter Wein produziert. Wein aus Rheinland-Pfalz stehe für Qualitätswein und hätte weit über die Landesgrenzen hinaus einen guten Ruf. Dazu trage auch die gute Ausbildung des Nachwuchses im Land bei. Der ökologische Weinbau biete große Chancen für die Winzer, doch es könne auch niemandem vorgeschrieben werden, ökologischen Weinanbau zu betreiben.

Horst Gies (CDU) warf der Landesregierung hingegen vor, anderen ihre Weltsicht aufdrängen zu wollen. Die Landesregierung wolle Gies zufolge den Winzern ökologischen Weinbau vorschreiben. 2011 und 2012 seien keine guten Jahre gewesen für die rheinland-pfälzischen Betriebe, es gebe nur noch weniger als 20 000 landwirtschaftliche Betriebe. Weniger als sechs Prozent davon operieren ökologisch, von den Weinbaubetrieben seien sieben Prozent ökologische Betriebe. Die Landesregierung dürfe daher keine Klientelpolitik betreiben und die konventionellen Betriebe aus dem Auge verlieren. "Die rot-grüne Landesregierung ist kein Freund der Landwirte und Winzer", schloss Gies.

Arnold Schmitt (CDU) gab zu bedenken, dass die landwirtschaftlichen Betriebe ohne Transferleistungen existentielle Probleme hätten. Dennoch plane die Landesregierung in Zukunft gezielt ökologische Landwirtschaft und ökologischen Weinbau zu fördern, sodass der konventionelle Anbau auf der Strecke bleibe.

Dietmar Johnen (Bündnis 90/Die Grünen) jedoch beurteilte die Entwicklung der Landwirtschaft und des Weinbaus als grundsätzlich positiv. Auch wenn es hier und da noch Verbesserungsbedarf gebe, sei die Landesregierung auf einem guten Weg. Johnen warf der CDU-Fraktion vor, den ökologischen gegen den konventionellen Anbau ausspielen zu wollen. Die Förderung des ökologischen Anbaus sei sinnvoll, da es dafür einen wachsenden Markt gebe. 90 Prozent der Fördermittel stünden nach wie vor den gesamten Betrieben zu.

Nicole Müller-Orth (Bündnis 90/Die Grünen) widmete sich dem Aspekt der gesunden Ernährung. Sie bedauerte, dass heutzutage kein Bewusstsein für gesunde Ernährung existiere. Hier setze die Initiative "Rheinland-Pfalz isst besser" an. Müller-Ort forderte eine gesunde Ernährung von Anfang an, es müsse bereits in der Kita und der Schule mit einer gezielten Förderung für ein ausgeglichenes Ernährungsbewusstsein begonnen werden.

Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßte, dass der vorliegende Bericht nunmehr die gesamte Branche betrachte. Höfken unterstrich, dass die Kampagnen und Initiativen für ein besseres Ernährungsbewusstsein letztendlich auch den rheinland-pfälzischen Betrieben zu Gute kämen, da sie ein Bewusstsein für regionale und saisonale Produkte schaffen. Höfken sah es kritisch, dass die Löhne in der Branche deutlich unter dem Mindestlohn liegen. Sie forderte, dass die Landwirte und Winzer auch ohne Transferleistungen in der Lage sein müssen, von ihrer Arbeit leben zu können.

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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 36/2013, Seite 3
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Oktober 2013