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RHEINLAND-PFALZ/2674: Lebensmittel mehr wertschätzen (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 19/2012 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 4. Juni 2012

Lebensmittel mehr wertschätzen



Mit der jüngst diskutierten Vernichtung großer Mengen Lebensmittel wird sich auch der rheinland-pfälzische Landtag befassen. Grüne und CDU hatten dazu jeweils einen Antrag vorgelegt, die nun beide in den Ausschüssen weiterberaten werden.

Wer wirksam gegen Lebensmittelverschwendung vorgehe wolle, dürfe nicht nur die Verbraucher in die Pflicht nehmen, sagte Dietmar Johnen (Bündnis 90/Die Grünen). Ein großer Teil werde schon vor dem Erreichen des Einzelhandels aussortiert. "Statt auf Verbraucher zu zeigen, wie es Frau Aigner macht, sollten unsinnige Vorgaben abgeschafft werden", empfahl Johnen, so die Mindestgrößen bei Obst. Weitere Produktionsausweitungen könnten die Verschwendung nicht ausgleichen, "das ist nicht gerade Ressourcen schonend". Die Landwirtschaft brauche Wertschätzung. "Es ist der falsche Weg über Überproduktionen zu suggerieren, Lebensmittel könnten verschwendet werden."

Dorothea Schäfer (CDU) verwies auf die Aufklärungskampagne "Zu gut für die Tonne" der Bundesregierung. In der zugrunde liegenden Studie werde sehr gut dargelegt, wie die Verschwendung zustande komme. Die privaten Haushalte machten 61 Prozent dieses Problems aus. Es stimme nicht, dass die Bundesministerin nur die Verbraucher im Auge habe, aber ohne sie gehe es nicht. "Die Wertschätzung für Lebensmittel muss wieder wachsen." Hier könnten die Schulen das Thema aufgreifen, ein Dialog zwischen allen Seiten müsse aber entstehen. Dies wolle die CDU mit der Beantragung einer Anhörung fördern.

Der Film "Taste the Waste" lockte den Blick auf die Verschwendung, sagte Anke Simon (SPD). Ein Schritt sei es, sich immer Einkaufszettel zu schreiben und nur das einzukaufen, was dort notiert ist, schlug sie vor. Auch bei Kochsendungen könnten Ideen zum sorgsamen Umgang mit Lebensmittel vermittelt werden. Grundschüler sollten wieder einen Bezug zu Lebensmittel, bekommen, indem die Schulen mit Anbaubetrieben zusammenarbeiten. Die Verwirrung um die Begriffe Mindesthaltbarkeitsdatum, Verbrauchsdatum und Produktionsdatum gelte es durch mehr Klarheit aufzulösen. Die Landwirtschaft sei bei der von Aigner benannten Studie nicht einberechnet worden.

Brisant und mit einer enormen Sprengkraft versehen ist die Diskussion für Verbraucherministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen). Die von CDU und FDP propagierte Wachstumsorientierung stehe den Zielen entgegen. Es seien etwa 1.000 Euro pro Familie, die pro Jahr in die Mülltonne wanderten, "das ist kaum zu ertragen". Alle Hungernden der Welt könnten durch einen anderen Umgang mit den Lebensmitteln ernährt werden. "Die Notwendigkeit einer anderen Landwirtschaftspolitik ergibt sich alleine aus diesem Umstand." Natürlich sei es auch wichtig die Verbraucher zu informieren. Wenn es ums Handeln gehe, seien aber nicht Verbrauchertipps gefragt, sondern eine Neuorientierung in der Agrarpolitik. "Jeder von uns hat die Verantwortung den Zustand zu beenden und zu handeln", betonte Höfken.

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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 19/2012, Seite 3
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2012