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NORDRHEIN-WESTFALEN/2079: Weiterentwicklung der Berufskollegs (Li)


Landtag intern 2/2014
Informationen aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen

Plenum
Türöffner in die Berufswelt
Landtag berät über Weiterentwicklung der Berufskollegs

Von Marie Schwinning



29. Januar 2014 - Die Ausbildungsvorbereitung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf in Berufskollegs bedarf einer Reform, meinen die Landtagsfraktionen von SPD, CDU und GRÜNEN. In einer ersten Lesung diskutierte das nordrhein-westfälische Parlament daher über einen Gesetzesentwurf der drei Fraktionen zur Weiterentwicklung der Berufskollegs und Änderungen schulgesetzlicher Vorschriften (Drs. 16/4807). Grundsätzlich herrschte unter den Fraktionen weitgehend Einigkeit.


Der Gesetzentwurf leiste einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Situation von Jugendlichen in dieser Schulform, führte Rüdiger Weiß (SPD) aus. Um die qualitative Weiterentwicklung der Berufskollegs zu gewährleisten, sei es notwendig, Parallelstrukturen abzuschaffen und Warteschleifen zu minimieren, argumentierte er. Die Einrichtung von fach- und jahrgangsübergreifenden Kursen führe zu einer deutlichen Flexibilisierung der Arbeit und somit auch zu einer höheren Durchlässigkeit im System. "All diese gebündelten Maßnahmen erhöhen die Chancen der Jugendlichen auf das angestrebte Berufsleben in einem guten Maße", so das Fazit des Abgeordneten.

Auch Petra Vogt (CDU) bewertete die geplanten Veränderungen als notwendig. Das Gesetz regle insbesondere die Vorbereitung der Jugendlichen mit einem besonderen Förderbedarf neu. "Angesichts der demografischen Entwicklung ist es gerade im ländlichen Raum unerlässlich, derartige Möglichkeiten einzuräumen, damit dort nicht gerade die schwächsten Schülerinnen und Schüler wegen zu kleiner Klassen gar kein schulisches Angebot zur Weiterqualifizierung mehr vorfinden", so Vogt. Aus diesem Grund müssten die Flexibilisierungsmöglichkeiten bei der Bildung der Klassen erhalten bleiben und eine höhere Durchlässigkeit zwischen den Bildungsgängen geschaffen werden.

Ali Bas (GRÜNE) betonte, die Berufskollegs seien außerdem ein wichtiger Weiterqualifizierungsmotor für junge Menschen mit gebrochenen Bildungsbiografien. Die Veränderungen im Berufsbildungsgesetz, das neue Übergangsmanagement Schule - Beruf, aber auch die von Bildungsfachleuten geforderten einheitlichen Bildungsangebote für Jugendliche seien Anlässe für die im Gesetz vorgesehenen Neuordnungen in diesem Bereich. Es gelte, durch ein gestrafftes Angebot mehr Transparenz an den Berufskollegs und eine bessere Vermittlung in eine berufliche Ausbildung mit klarer Abschlussorientierung zu schaffen. Das Gesetz sei ein starkes Signal an die Berufskollegs im Land.

"Wir teilen das Anliegen, auch zukünftig ein flächendeckendes Angebot beruflicher Schulen zu sichern. Denn Berufskollegs bilden eine unverzichtbare Säule unseres Schulsystems, sind ein Rückgrat unseres Ausbildungs- und Wirtschaftssystems", bekräftigte Ingola Schmitz (FDP). Noch nicht klar sei ihr allerdings, welche Unterstützung für die Pädagoginnen und Pädagogen hinsichtlich der Arbeit mit heterogenen Schülergruppen in der zusammengeschlossenen Ausbildungsvorbereitung vorgesehen sei: "Hier sind wir sehr gespannt auf die Anhörung. Grundsätzlich gehen die Überlegungen nach unserer Meinung aber in die richtige Richtung", erklärte die Abgeordnete.

Monika Pieper (PIRATEN) bewertete die geplante Zusammenführung des Berufsorientierungsjahres mit den Klassen für Schüler ohne Ausbildungsverhältnis als "prinzipiell ausgesprochen begrüßenswert". Auch das Vorhaben, das Berufsgrundschuljahr in die einjährigen Berufsfachschulen zu integrieren, sei ihr sympathisch. Unsicher war sie hinsichtlich der erhofften Effekte: Der Gesetzesentwurf sehe vor, dass Schüler durch anrechnungsfähigen Kompetenzerwerb eher in ein Ausbildungsverhältnis gebracht würden und der Übergang in den Beruf so schneller vonstatten gehe. "Ich habe Zweifel, ob das gelingen wird. Insofern sehe ich da noch Beratungsbedarf", so Pieper.

Die erfolgreiche Arbeit an den Berufskollegs sei ein Garant für gesellschaftliche Teilhabe und die Sicherung des dringend erforderlichen Fachkräftenachwuchses, so Sylvia Löhrmann (GRÜNE), Ministerin für Schule und Weiterbildung. Aufgrund demografischer Entwicklungen würden Bildungsverläufe mit Anrechnung bereits erworbener Qualifikationen und gleichzeitigem qualifikationsbasierten Einstieg für lernschwächere Jugendliche immer wichtiger. Der Gesetzesentwurf biete die Gelegenheit, das attraktive und vielfältige Bildungsspektrum an neue Herausforderungen anzupassen. Zudem sei es gut und wichtig, grundlegende bildungspolitische Fragen einvernehmlich zu lösen.


WEITERE BERATUNG
Im Folgenden wird der Ausschuss für Schule und Weiterbildung detailliert über den Gesetzentwurf (Drs. 16/4807) beraten. Der Sozialausschuss wird mitberatend tätig.

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Quelle:
Landtag intern 2 - 45. Jahrgang, 19.2.2014, S. 8
Herausgeberin: Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2014