Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → LANDESPARLAMENTE

NORDRHEIN-WESTFALEN/2036: Fußball - Wi(e)der die Chaoten (Li)


Landtag intern 8/2013
Informationen aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen

Fußball: Wi(e)der die Chaoten
Fraktionen einig über Bedeutung von Fanprojekten
Plenarbericht

Von Christoph Weißkirchen



10. Juli 2013 - Die Bedeutung von Fanprojekten im Fußball als Vorbeugung gegen Randale und Gewalt ist parteiübergreifend unumstritten. Gleiches gilt für die Tatsache, dass sie ausreichend finanzielle Mittel benötigen. Diese sollen auch weiterhin vom Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Deutschen Fußball Liga (DFL), dem Land und den Kommunen kommen. So stellten die Redner in der Debatte viele Gemeinsamkeiten, aber auch einige Unterschiede zwischen einem Antrag der PIRATEN und einem Entschließungsantrag von SPD und GRÜNEN zum Thema fest.


Die Bedeutung von Fanprojekten im Fußball hob für die PIRATEN Daniel Düngel hervor. Bislang zahlten DFB und DFL ein Drittel der Gelder, Land und Kommunen die beiden anderen Drittel. Zukünftig werde es so sein, dass DFB/ DFL die Hälfte zahlten, während Land und Kommunen dementsprechend die andere Hälfte aufbrächten, so Düngel. Seine Fraktion beabsichtige deshalb mit ihrem Antrag, dass die Förderung durch die öffentliche Hand mindestens beibehalten werde. Düngel verwies zudem darauf, dass die meisten Fanprojekte in Nordrhein-Westfalen heute nicht den geforderten Standard von drei Mitarbeiterstellen erfüllten.

Die Fanprojekte in NRW hätten statt einem Schnellschuss einen umfassenden Antrag verdient, der ihre verschiedenen Probleme aufgreife, erwiderte Markus Herbert Weske (SPD). Der PIRATEN-Antrag sei zum großen Teil eine "Kumulierung von pseudosoziologischem Unsinn". Die dort befürchtete Senkung des Landeszuschusses habe niemand angekündigt, sie sei ausgeschlossen. Es gehe vielmehr darum, durch eine Erhöhung der Gesamtmittel die Personalsituation in den Fanprojekten zu verbessern. Wichtig sei, die Förderungszeiträume der öffentlichen Hand einerseits und von DFB/DFL andererseits zu synchronisieren.

Fußball sei quasi schon modernes Kulturgut, so Andrea Milz (CDU). Deshalb sei es richtig, im Landtag über diese Problematik zu reden. Ohne die Millionen Fans in den Stadien wäre der Fußball nicht das, was er heute sei. Diese müsse man aber trennen von einer Minderheit von Chaoten, die durch Gewalt und Randale immer wieder die Schlagzeilen füllten. Bei deren Bekämpfung könne nachhaltiger Erfolg nur eintreten, wenn die Vereine gemeinsam mit ihren Fans an Lösungsstrategien arbeiteten. Jugendliche Fußballfans müssten früh in ihrem Umfeld und in ihrer Lebenswirklichkeit abgeholt werden.

"Wir wollen die sozialpädagogische Fanarbeit stärken und damit einen Beitrag leisten, um auch die repressiven Maßnahmen zurückfahren zu können und die Chaoten, die Sie zu Recht genannt haben, aus den Stadien drängen zu können", führte Josefine Paul (GRÜNE) aus. Fanprojekte hätten eine wichtige Funktion, denn sie seien sozialpädagogische, sozialräumliche und präventive Anlaufstelle für Jugendliche. Daher werde das Land auch weiterhin seine Verantwortung in diesem Bereich wahrnehmen, kündigte Paul an. Dies wolle man auch bei der teilweise kritischen Finanzlage der Kommunen sicherstellen.

Fanprojekte seien ein sinnvolles Mittel der Prävention, wenn es um Gewaltvermeidung im Umfeld von Fußball gehe, meinte auch Marc Lürbke (FDP). Notwendig sei die richtige Mischung aus Prävention, Kommunikation und Sanktion. Man brauche den Dialog zwischen Fans, Vereinen, Verbänden, Polizei und Politik. Lürbke kritisierte die Aussagen der PIRATEN, es könne keinen gewaltfreien Fußball geben. Dies widerspreche der Hauptaufgabe der Fanprojekte, eine gewaltfreie Fankultur zu fördern. Allerdings sei es richtig, sich auch über die angemessene finanzielle Förderung durch das Land Gedanken zu machen.

Familienministerin Ute Schäfer (SPD) begrüßte, dass sowohl der Antrag der PIRATEN als auch der Entschließungsantrag von SPD und GRÜNEN die jugendpolitische und gesellschaftliche Dimension der Fanprojekte in den Vordergrund stellten. Nordrhein-Westfalen habe gemeinsam mit Bayern dafür gesorgt, noch mehr Geld von den Medieneinnahmen der DFL und des DFB für die Fanprojekte zu erhalten. Gleichzeitig habe das Land den Kinder- und Jugendförderplan aufgestockt. Die Mischfinanzierung von öffentlicher Hand einerseits und DFB/DFL andererseits stelle sicher, dass Fanprojekte in ihrer Arbeit unabhängig blieben.


WEITERBERATUNG
Der Antrag der PIRATEN (Drs. 16/3433) wurde ebenso wie der Entschließungsantrag von SPD und GRÜNEN (Drs. 16/3514) federführend an den Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend überwiesen.

*

Quelle:
Landtag intern 8 - 44. Jahrgang, 25.9.2013, S. 7
Herausgeberin: Die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen,
Carina Gödecke, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf
Postfach 10 11 43, 40002 Düsseldorf
Telefon (0211) 884-25 45, -23 04, -21 07, -23 09,
Telefax (0211) 884-35 51
email@landtag.nrw.de
Internet: www.landtag.nrw.de, www.landtagintern.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2013