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NORDRHEIN-WESTFALEN/1906: Schulministerin stellt Grundschulkonzept vor (Li)


Landtag intern 2/2012
Informationen aus dem Landtag Nordrhein-Westfalen

Kurze Beine, kurze Wege
Schulministerin stellt Grundschulkonzept vor

Von Sonja Wand


25. Januar 2012 - Wie es trotz rückläufiger Schülerzahlen gelingen soll, möglichst in jeder Kommune eine Grundschule zu erhalten, das erläuterte die Schulministerin dem Landtag in einer Unterrichtung der Landesregierung. Dabei zeigte sich, dass alle Fraktionen das Ziel und im Wesentlichen auch die Schritte dorthin mittragen und begrüßen. Im Detail gab es dennoch Anregungen, Fragen und Warnungen zur Umsetzung des Konzepts.


Künftig dürften auch Grundschulen mit nur einer statt wie bisher mindestens zwei Klassen pro Jahrgang bestehen bleiben, erläuterte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Dazu bestehe die Möglichkeit zu Teilstandorten. Weiterer Bestandteil des Konzepts seien durchschnittlich kleinere Klassen. Klassen mit mehr als 29 Kindern solle es nicht mehr geben. Dabei könnten die Gemeinden selbst entscheiden, an welcher Schule etwas kleinere und wo etwas größere Klassen entstünden. Schließlich kündigte die Ministerin an, den organisatorischen Aufwand bei der Schulleitung stärker berücksichtigen zu wollen. Zum Schuljahr 2013/2014 solle das Konzept in die Tat umgesetzt werden.

Der wichtigste Teil der schulischen Bildung überhaupt entfalle auf die Grundschule, erklärte Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (CDU). Die Vermittlung der Grundlagen - Sprachkompetenz, Rechnen, Religion, Bewegung, Musik und Kreativität - gelinge am besten in der nahen, vertrauten Umgebung mit möglichst gleichbleibenden Bezugspersonen. Deshalb, nicht wegen schwieriger Verkehrsverhältnisse vor Ort, sei die Nahversorgung so wichtig. "Wir wollen die Schule im Dorf lassen", bekräftigte der Abgeordnete daher für seine Fraktion. Für die weitere Beratung des Vorhabens empfahl er die Einführung eines Flächenindex, da Grundschulen unterschiedlich große Gebiete abdeckten.

Auch Sören Link (SPD) betonte den Stellenwert der Grundschule, erinnerte aber daran, dass auch gelingende Übergänge von der Kita in die Schule und in weitere Bildungsinstitutionen wichtig seien. Bei allem Optimismus gestand er zu, dass Schulschließungen wegen des demographischen Wandels langfristig möglich seien. Das Konzept solle dies aber so weit wie möglich vermeiden. Wichtig war es ihm, drei Aspekte des Konzepts zu betonen. Erstens begrüßte er den größeren Spielraum für Kommunen bei der Bemühung, mindestens eine Grundschule zu erhalten. Zweitens betonte Link das Ziel kleinerer Klassen. Drittens lobte er die Entlastung der Schulleiterinnen und -leiter.

Sigrid Beer (Grüne) sah sich aus Gesprächen mit Schulen, Eltern und Kommunen darin bestätigt, dass hier ein pfiffiges Konzept vorliege. Für den weiteren Prozess gab auch sie Hinweise zur Ausgestaltung. So gebe es an verschiedenen Schulstandorten unterschiedliche pädagogische Konzepte. Beer hielt es für sinnvoll, den Kommunen eine Plattform zu schaffen, um sich darüber auszutauschen. Gleichzeitig warnte sie davor, für Haupt- und Teilstandorte von Grundschulen eine zeitlich einheitliche Entwicklung pädagogischer Konzepte vorzugeben. Eine weitere Herausforderung sah sie in der Zuweisung der Lehrkräfte: Überall müssten alle Fächer unterrichtet werden können.

Das Konzept weise in die richtige Richtung, meinte auch Ingrid Pieper-von Heiden (FDP). Die Abgeordnete forderte jedoch weitere Schritte, um die Klassengröße generell unter 29 Kinder zu senken. Kritisch sah sie eine mögliche Tendenz, dass das Bemühen um den Erhalt kleiner Grundschulstandorte zu einer Ausweitung des jahrgangsübergreifenden Unterrichts führen könnte. Vor diesem Hintergrund sei eine umfassende Fortbildung für die Lehrkräfte vorzuschalten. Bezüglich der größeren Gestaltungsfreiheit für die Kommunen mahnte die Abgeordnete, diese dürfe nicht dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler rein organisatorisch auf die Schulen verteilt würden.

Bereits im Herbst vorvergangenen Jahres habe ihre Fraktion beantragt, "Demographie-Gewinne" in den Schulen zu belassen und die Klassen stufenweise zu verkleinern, sagte Gunhild Böth (Linke). Des Weiteren habe sie im vergangenen Sommer ein Moratorium für Grundschulschließungen gefordert. Beides ohne Unterstützung anderer Fraktionen. Nun täten SPD, CDU und Grüne so, als hätten sie etwas völlig Neues erfunden. Trotzdem freue sie sich, dass die Forderungen aufgegriffen würden und unterstütze daher das Konzept. Probleme sah sie aber bei der Schüler-Lehrer-Relation. Wenn Kommunen unterschiedlich große Klassen bilden könnten, gebe es eine Ungleichheit im Unterricht.


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Quelle:
Landtag intern 2 - 43. Jahrgang, 08.02.2012, S. 3
Herausgeber: Der Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. März 2012