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WIRTSCHAFT/2557: Einfluss der Rating-Agenturen zurückführen


Presservice der Liberalen / F.D.P. Bundestagsfraktion - 17.01.2012

SOLMS: Einfluss der Rating-Agenturen zurückführen


BERLIN. Zur aktuellen Diskussion zur Rolle der Rating-Agenturen erklärt der Vorsitzende des Arbeitskreises II, Wirtschaft und Finanzen, der FDP-Bundestagsfraktion Hermann Otto SOLMS:

Die gleichzeitige Herabstufung von neun europäischen Staaten hat erneut eine Diskussion um den Stellenwert und die Unabhängigkeit von Rating-Urteilen angestoßen. Zu Recht wird kritisiert, dass regulatorische Vorgaben, die eine Verwendung externer Ratings vorschreiben, den Einfluss der Rating-Agenturen und das Gewicht ihres Urteils systematisch überhöhen. Diese quasi regulatorische Funktion führt zu mechanischen Kauf- oder Verkaufsreaktionen, die die Stabilität der Finanzmärkte beeinträchtigen können. Es ist vor allem Sache der Investoren selbst, die Risiken in ihren Büchern zu bewerten und sich nicht allein auf externe Urteile zu verlassen. Die Wettbewerbssituation bei den Rating-Agenturen und damit die Breite des Informationsangebotes für Investoren ist auch zu schwach ausgeprägt. Die harte Verdrahtung von Ratings in der Regulierung verschärft auf unzulässige Weise die Marktmacht und den Einfluss der wenigen großen Agenturen.

Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, die regulatorische Vorgaben, die Investoren zwingend an die Verwendung externer Ratings binden, zu identifizieren und so weit wie möglich zu beschränken und damit den Ansatz interner Bewertungssysteme zu stärken. Dies liegt auch im Interesse der Rating-Agenturen selbst, die als privatwirtschaftliche Dienstleister dem Markt lediglich solide Informationen zur Verfügung stellen sollen.

Das beste Instrument zur Qualitätssicherung von Ratings ist der Wettbewerb privater Anbieter. Deshalb fordern wir darüber hinaus die Bundesregierung auf, zu prüfen, wie in Kontinentaleuropa eine oder mehrere unabhängige, privatwirtschaftlich finanzierte und organisierte Rating-Agenturen entstehen können, als zukünftiges Gegengewicht zu den angelsächsischen Strukturen. Vorstellbar wäre ein Modell, das ähnlich der Stiftung Warentest staatsfern und frei von privaten Interessenkonflikten agiert. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für eine Machbarkeitsstudie zur Schaffung einer europäischen Ratingagentur einzusetzen und zu evaluieren, welcher europäische oder auch nationale Beitrag zum Anschub geleistet werden kann. Dabei muss die Unabhängigkeit einer solchen Ratingagentur das oberste Gebot bleiben.


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Quelle:
Presseservice der Liberalen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Januar 2012