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PRESSEKONFERENZ/486: Regierungspressekonferenz vom 28. September 2012 (BPA)


Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Mitschrift der Pressekonferenz - Freitag, 28. September 2012
Regierungspressekonferenz vom 28. September 2012

Themen: Termine der Bundeskanzlerin (Spitzengespräch zum Thema Elektromobilität, Festveranstaltung anlässlich des 100-jährigen Bestehens von Fresenius, Eröffnung des neuen Fraunhofer-Zentrums für Chemie-Biotechnologische Prozesse in Leuna, Tag der Deutschen Einheit, Empfang des Präsidenten der Republik Jemen, Demografiegipfel der Bundesregierung), Nationalratswahl in Österreich, avisierte Wahl von Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten der SPD, geplante Fusion von EADS und BAE, europäische Schuldenkrise, Infektionen mit dem Norovirus, Sicherheitslage in Deutschland angesichts der Unruhen in der islamischen Welt

Sprecher: StS Seibert, Wiegemann (BMWi), Dienst (BMVg), Kothé (BMF), Ewald (BMG), Teschke (BMI)



Vorsitzender Fichtner eröffnet die Pressekonferenz und begrüßt StS Seibert und die Sprecherinnen und Sprecher der Ministerien.

StS Seibert: Guten Tag, meine Damen und Herren! Die öffentlichen Termine der Bundeskanzlerin in der kommenden Woche beginnen gleich am Montag mit dem dritten Spitzengespräch zum Thema Elektromobilität. Für die Bundesregierung werden neben der Bundeskanzlerin die zuständigen Minister Rösler, Ramsauer und Altmaier sowie für das BMBF Staatssekretär Schütte teilnehmen. Es wird diskutiert werden, was der derzeitige Entwicklungsstand der Elektromobilität in Deutschland ist, wie die Rahmenbedingungen weiter positiv entwickelt werden können und wie die Zusammenarbeit im europäischen und internationalen Bereich gestaltet werden muss. Es wird gegen ca. 12.30 Uhr eine Pressekonferenz geben, an der neben der Kanzlerin und den Ministern der Vorsitzende der Nationalen Plattform Elektromobilität, Herr Kagermann, der VDA-Präsident, Herr Wissmann, Ulrich Grillo für den BDI und der IG-Metall-Vorsitzende, Herr Bertold Huber, teilnehmen werden.

Am Montagabend wird die Bundeskanzlerin nach Frankfurt reisen, um dort an einer Festveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen von Fresenius in der Festhalle in Frankfurt teilzunehmen. Fresenius hat sich von einem mittelständisch geprägten Unternehmen zu einem international führenden Gesundheitskonzern entwickelt. Diesen Weg über die vergangenen 100 Jahre hinweg wird die Bundeskanzlerin in ihrer Rede in der Festhalle in Frankfurt dann auch würdigen.

Am Dienstag, dem 2. Oktober, wird die Bundeskanzlerin den Spitzencluster BioEconomy in Leuna besuchen. Sie wird dort ab 11 Uhr an einer Festveranstaltung zur Eröffnung des neuen Fraunhofer-Zentrums für Chemie-Biotechnologische Prozesse teilnehmen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Mit Bioökonomie die Zukunft gestalten". In ihrer Festrede wird die Bundeskanzlerin auf die Potenziale von Biomasse als neue Rohstoffbasis der Wirtschaft eingehen. An diesem neu einzurichtenden Fraunhofer-Institut geht es darum, neue Verfahren zu entwickeln, um nachwachsende Rohstoffe wie Stroh oder Holz als Grundstoffe für die Chemieindustrie zu nutzen. Es wird auch eine Bioraffinerie-Pilotanlage eingeweiht und in Betrieb genommen.

Am Mittwoch, dem 3. Oktober, ist der Tag der Deutschen Einheit. In diesem Jahr werden die zentralen Feierlichkeiten in München ausgerichtet. Sie werden um 10 Uhr in der St. Michaelskirche mit einem ökumenischen Festgottesdienst ausgerichtet und im ZDF live übertragen.

Im Anschluss wird die Kanzlerin zusammen mit dem Bundespräsidenten, dem Bundestagspräsidenten, dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts sowie dem Bundesratspräsidenten und Gastgeber, dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, zum Nationaltheater gehen. Dort werden sich alle in das Goldene Buch der Staatsregierung eintragen. Dort, im Nationaltheater, wird dann um 12 Uhr der offizielle Festakt beginnen.

Neben dem gastgebenden bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer wird in diesem Jahr Bundestagspräsident Lammert die Festansprache halten. Dieser Festakt wird von der ARD live übertragen. Es folgen ein Trachtenumzug sowie der Empfang des Bundespräsidenten.

Wie seit nunmehr 22 Jahren gibt es auch rund um den 3. Oktober wieder ein großes Bürgerfest, bei dem die Bundesregierung mit einem großen Festzelt vertreten sein wird. Alle Einzelheiten dazu finden Sie auf www.bundesregierung.de. Wir haben dort extra eine Themenseite neu gestaltet.

Am Donnerstag, dem 4. Oktober, wird die Bundeskanzlerin um 11 Uhr den Präsidenten der Republik Jemen, Herrn Abdrabu Mansour Hadi Mansour, mit militärischen Ehren im Bundeskanzleramt empfangen. Es wird in dem Gespräch um den Transformationsprozess im Jemen, die dortige Sicherheitslage, die bilateralen Beziehungen sowie aktuelle sicherheitspolitische Entwicklungen in der Region gehen. Sie wissen vielleicht, dass Jemen von Deutschland im Rahmen der Freundesgruppe des Jemen seit November 2011 unterstützt wird. Wir unterstützen dort den politischen Stabilisierungsprozess, der eingeschlagen und begonnen worden ist, nachdem im November Ex-Präsident Saleh unter anhaltendem Druck der internationalen Gemeinschaft ein politisches Übergangsabkommen unterzeichnet hatte. Es wird auch dort eine Pressebegegnung geben, und zwar gegen ca. 12 Uhr.

Wir sind immer noch beim Donnerstag, dem 4. Oktober. Um 13.50 Uhr wird die Bundeskanzlerin am ersten Demografiegipfel der Bundesregierung teilnehmen. Sie wissen: Die Folgen der Alterung einerseits und des Bevölkerungsrückgangs in vielen Regionen andererseits werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten immer deutlicher zu spüren sein, und zwar in nahezu allen Lebensbereichen. Staat und Gesellschaft stellt das vor Aufgaben, die sich nur im engen Zusammenwirken aller staatlichen und politischen Ebenen werden lösen lassen.

Die Bundesregierung hat im April eine Demografiestrategie verabschiedet und damit einen Dialog eingeleitet. Zu diesem ersten Demografiegipfel lädt Bundesinnenminister Friedrich nun Länder, Kommunen, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Akteure ein. Es werden sich neun Arbeitsgruppen bilden, in denen dann einzelne Maßnahmen, mit denen wir den demographischen Wandel in den nächsten Jahren und Jahrzehnten politisch gestalten können, diskutiert werden.

Um 11 Uhr wird dieser Demografiegipfel im Berliner Congress Center, Alexanderstraße, vom Bundesinnenminister eröffnet werden. Dann werden die Arbeitsgruppen ihre Arbeitsprogramme präsentieren. Erste Ergebnisse sollen auf einem zweiten Gipfel, der schon im nächsten Frühjahr, also im Frühjahr 2013, stattfinden wird, präsentiert werden. Die Bundeskanzlerin wird ihre Rede gegen 14.30 Uhr halten. - Damit bin ich am Ende angelangt!

Frage: (ohne Mikrofon; akustisch unverständlich)

StS Seibert: Ihre Erwartung trifft schon einmal völlig zu: Das kommentiere ich nicht. Ich glaube, das bedarf überhaupt keiner Kommentierung. Ich würde sagen: Warten Sie die nächsten Wahlen in Österreich ab. Auch Umfrageergebnisse, die immer nur Momentaufnahmen sind, werde ich nicht kommentieren.

Frage: Nicht zu Österreich, aber zu den Wahlen hier in Deutschland: Die SPD hat jetzt Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten erkoren und wird das heute Nachmittag offiziell bekannt geben. Ist das der Kandidat, den sich die Bundesregierung und die Bundeskanzlerin gewünscht haben, und derjenige, auf den man bei der künftigen Zusammenarbeit am meisten gesetzt hat?

StS Seibert: Was mich betrifft, fragen Sie jetzt nach noch ungelegten Eiern. Jedenfalls sind diese Eier noch nicht öffentlich genug gelegt worden, als dass ich sie hier kommentieren würde. Deswegen habe ich dazu gar keine Auskunft für Sie.

Grundsätzlich kann ich sagen: Die Bundeskanzlerin wird sich jedem Kandidaten stellen. Sie wird in einen Wahlkampf ziehen, in dem sie ihre Überzeugungen, das, was unter ihrer Kanzlerschaft schon geleistet worden ist, sowie ihre Ideen für eine gute deutsche Zukunft klarmachen. Dabei hat sie nun überhaupt keine Vorlieben, was den Gegenkandidaten betrifft.

Frage: Herr Seibert, was hält die Kanzlerin denn heute von ihrem ehemaligen Finanzminister, mit dem sie doch sehr eng zusammengearbeitet hat?

StS Seibert: Genau, sie hat sehr eng mit ihm zusammengearbeitet. Das ist, glaube ich, allgemein bekannt und von Ihnen auch beobachtet worden. Im Übrigen werde ich jetzt keine Auskünfte über das Personal der Sozialdemokratie geben.

Frage: Es gibt mehrere Medienberichte zu EADS, zu denen ich ganz gerne einen Kommentar hätte, zum einen von Herrn Seibert und zum anderen auch vom Wirtschaftsministerium. Ist es richtig, dass die Bundesregierung der französischen Regierung ein Positionspapier übermittelt hat, in dem klargestellt wird, dass die Parität die Grundlage aller weiteren Gespräche oder das Ziel bei der Fusionsentscheidung sein wird? Hat die Bundesregierung zweitens von der französischen Regierung eine entsprechende Position erhalten, dass die deutsch-französische Sperrminorität auf jeden Fall bei 25 Prozent liegen soll?

Wiegemann: Sie wissen ja: Die Balance ist für die Bundesregierung eine wichtige Sache. Aber ich kann hier nicht jede Wasserstandmeldung kommentieren. Ich kann Ihnen nur sagen: Wir stehen im engen Austausch mit der französischen Regierung. Das wurde hier bereits auch am Mittwoch gesagt. Darüber hinaus gibt es keine Neuigkeiten, die ich verkünden könnte.

StS Seibert: Ich habe auch nichts hinzuzufügen.

Zusatzfrage: Ist die Balance eine wichtige oder die entscheidende Sache?

Wiegemann: Wie ich gesagt habe, ist sie eine wichtige Sache. Aber ich kann, wie gesagt, nicht jede Wasserstandmeldung kommentieren.

Zusatzfrage: Heißt das, Sie können auch nichts zu den französischen Vorstellungen sagen?

StS Seibert: Zu den französischen Vorstellungen kann ich schon gar nichts sagen. Dafür wäre dann die französische Regierungssprecherin zuständig. Ich kann nur sagen, was bekannt ist, nämlich dass Deutschland und Frankreich über alle Aspekte dieser möglichen Fusion im Austausch stehen und über alles sprechen, und zwar mit der notwendigen Sorgfalt.

Zusatzfrage: Gibt es immer noch das Ziel, dass man am Ende eine gemeinsame deutsch-französische Haltung abstimmt?

StS Seibert: Es war uns in der gesamten Sache EADS immer wichtig, dass wir in einem guten und harmonischen Verhältnis zu Frankreich stehen. Ich kann nicht ersehen, warum sich das geändert haben sollte.

Zusatzfrage: Wenn ich noch einmal nachfragen darf: Ein gutes, harmonisches Verhältnis heißt nicht unbedingt, dass man am Ende eine gemeinsame Position zu dieser Fusion haben muss.

StS Seibert: Sie werden jetzt nicht mehr aus mir herauslocken. Die Bundeskanzlerin hat es, glaube ich, gesagt: Das ist eine Sache von hoher Sensibilität. Dabei wird man am Ende mit einer Gesamteinschätzung, mit einem abschließenden Urteil an die Öffentlichkeit treten, nicht mit Zwischenstufen auf dem Weg dorthin.

Frage: Der Eindruck ist, dass die Bundesregierung und Deutschland insgesamt ziemlich skeptisch gegenüber diesem Projekt sind. Ist dieser Eindruck gerechtfertigt?

Herr Dienst, wäre ein Zusammenschluss von EADS und BAE im Sinne einer europäischen Verteidigungspolitik eher hilfreich?

StS Seibert: Der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Herr Hintze, hat, glaube ich, gestern gesagt: Die Haltung der Bundesregierung gegenüber diesen Fusionsplänen ist offen. - Es gibt viele Fragen zu stellen und Themen zu prüfen, und das tun wir mit der notwendigen Sorgfalt.

Dienst: Ich für meinen Teil denke, dass Minister de Maizière am Rande des EU-Verteidigungsministertreffens in Nikosia alles gesagt hat, was er im Rahmen seiner Zuständigkeit zu sagen hatte. Die Hauptzuständigkeit liegt, wie gesagt, beim Wirtschaftsministerium. Das haben Sie schon angesprochen, und die Stellungnahme haben Sie ja eben erhalten. Mehr gibt es zurzeit wirklich nicht zu sagen.

Frage (zur europäischen Schuldenkrise): Die spanische Regierung hat gestern einen Haushalt präsentiert. Wie steht die Bundesregierung dazu?

Zu der gemeinsamen Haltung von Holland, Finnland und Deutschland: Wann können die spanischen Banken direkt rekapitalisiert werden?

StS Seibert: Zu der ersten Frage kann ich jetzt nur allgemein sagen, dass die Bundesregierung oft von dieser Stelle aus und bei anderen Gelegenheiten ihre ganz grundsätzliche und intensive Unterstützung des spanischen Reformwegs, den die Regierung Rajoy eingeschlagen hat, ausgedrückt hat.

Was die gestrigen Maßnahmen betrifft, kann ich sie hier jetzt nicht im Einzelnen besprechen, weil ich keine eingehende Prüfung dieser Maßnahmen vorliegen habe. Aber die ganz grundsätzliche Unterstützung ist gegeben.

Was die Frage der direkten Bankenrekapitalisierung aus dem ESM betrifft, möchte ich sagen: Es ist ganz klar beim Europäischen Rat Ende Juni besprochen worden, dass es zunächst das erste Ziel sein muss, eine unabhängige europäische Bankenaufsicht einzurichten und effektiv in Kraft treten zu lassen. Erst danach ist die Diskussion über einen nächsten Schritt, der "direkte Bankenrekapitalisierung durch den ESM" heißen könnte, möglich. Unter welchen Umständen das möglich ist, hat die deutsch-niederländisch-finnische Erklärung von vor zwei Tagen sehr klargemacht, und die gilt, was die Bundesregierung betrifft.

Frage: Herr Seibert, ist eine Rekapitalisierung der spanischen Banken direkt über den ESM angesichts dieser Erklärung der Finanzminister von Holland, Deutschland und Finnland ausgeschlossen?

StS Seibert: Entschuldigung, ich fürchte, dass ich Ihre Frage jetzt akustisch nicht verstanden habe. Was ist ausgeschlossen?

Zusatz: Eine direkte Rekapitalisierung der spanischen Banken durch den ESM.

StS Seibert: Nein, sie ist nicht ausgeschlossen. Ich habe gesagt, in welcher Reihenfolge darüber in Europa überhaupt nur entschieden werden kann. Erst einmal muss eine europäische Bankenaufsicht unabhängig etabliert und effektiv in Kraft sein. Dann kann auf Ebene des ESM über dieses Mittel der direkten Bankenrekapitalisierung diskutiert werden, und es kann, sofern sich im ESM-Board die einstimmige Mehrheit findet, beschlossen werden.

Aber, wie gesagt, erst einmal ist eine einstimmige Mehrheit erforderlich. Das setzt eine neue Befassung des Bundestages voraus. Und dann - vorausgesetzt, all diese Schritte werden gemacht - könnte es eine direkte Bankenrekapitalisierung geben, und die Bedingungen dafür sind von den Finanzministern Deutschlands, der Niederlanden und Finnland genannt worden.

Diese direkte Bankenrekapitalisierung muss ein letztes Mittel sein. Sie kommt erst in Frage, wenn privatwirtschaftliche und staatliche Mittel nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Sie kann nur für Schulden der Banken angewandt werden, die unter diesem neuen Aufsichtsregime auflaufen, und nicht für Schulden, die davor schon bestehen. Sie bleiben Verantwortung der nationalen Regierungen. Das ist der Sachverhalt, so wie er sich ergibt - auch aus den Beschlüssen des Europäischen Rates. Insofern ist es überhaupt nicht ausgeschlossen, dass dieses eines Tages für spanische Banken gelten könnte. Aber die Bedingungen sind hier klar niedergelegt.

Frage: Anscheinend wird die Position der Bundesregierung nicht ganz von anderen Regierungen geteilt. Wird diese Unstimmigkeiten bei der Eurogroup-Sitzung oder beim Treffen des ECOFIN im Oktober geklärt, oder ist das eher eine Sache des Europäischen Rates im Oktober oder später?

StS Seibert: Zunächst einmal sollten wir daran erinnern, dass der erste Schritt, von dem alles abhängt, überhaupt noch nicht gemacht ist. Wir sprechen jetzt in Europa darüber, wie wir eine einheitliche unabhängige europäische Bankenaufsicht einrichten. Sie muss nicht nur beschlossen, sondern in Kraft getreten sein, bevor man den nächsten Schritt machen kann. Damit ist Europa derzeit noch gut beschäftigt. Das scheint auf gutem Wege zu sein. Deutschland bringt sich da sehr ein. Alle weiteren Themen werden dann im Kreise der Finanzminister und - so notwendig - im Kreise der Staats- und Regierungschef besprochen. Erste Anlaufstelle sind die Finanzminister, würde ich sagen.

Kothé: Die Gespräche darüber - ich hatte das in der letzten Regierungspressekonferenz auch schon gesagt - laufen jetzt erst an.

Frage: Ich habe eine Frage zu Italien: Herr Seibert, Sie haben vorgestern hier gesagt, dass sich die Bundesregierung wünscht, dass auch nach den Wahlen die Reformen fortgesetzt werden. Nun hat Herr Monti gestern durchblicken lassen, dass er durchaus, falls er gefragt und gebraucht würde, für eine weitere Amtszeit bereitstünde. Würde die Bundesregierung das begrüßen und würde sie auch begrüßen, wenn ähnlich wie in Portugal oder Irland die italienischen Parteien bereits im Wahlkampf erklären, dass sie zu den Reformen stehen?

StS Seibert: Ich möchte dem, was ich bei der letzten Regierungspressekonferenz über die italienische Situation gesagt habe, nichts hinzufügen. Die Bundeskanzlerin arbeitet gut und eng mit der Regierung Monti zusammen.

Zusatzfrage: Ich möchte noch einmal, wenn Sie nicht zu Monti Stellung nehmen wollen, zu den Parteien fragen. Ist es nicht die Erwartung oder der Wunsch, dass sich alle maßgeblichen Parteien eben wie andere Euro-Länder schon vor der Wahl zu Reformen verpflichten?

StS Seibert: Nein, ich möchte auch als Sprecher der Bundesregierung den Parteien in anderen Ländern nicht empfehlen, wie sie sich vor einer Wahl zu verhalten haben. Was ich neulich gesagt habe, ist unsere Überzeugung, die auch oft genug vom italienischen Ministerpräsidenten ausgedrückt worden ist. Diese Reformen sind für Italien und für Europa notwendig. In diesem Sinne hofft die Bundesregierung als Partner und Freund Italiens, dass dieser Geist sich auch nach einer italienischen Parlamentswahl in der Politik niederschlagen wird.

Frage: Silvio Berlusconi spricht viel in diesen Tagen. Gestern hat er in einem Interview, das heute publiziert wurde, gesagt, dass es kein Drama wäre, wenn Deutschland aus der Eurozone gehen würde. Teilt die Bundeskanzlerin diese Äußerung, und ist die Bundeskanzlerin besorgt um ein mögliches Comeback von Berlusconi, auch nach dieser Äußerung?

StS Seibert: Der Gedanke, dass Deutschland den Euro verlassen könnte und dass dies für Europa kein Drama wäre, ist absurd.

Frage: An das Bundesgesundheitsministerium: Es gibt - von Kindern offenbar - Infektionen mit dem Norovirus. Ich wollte gern wissen: Was ist Ihr Kenntnisstand? Gibt es Warnungen? Empfehlen Sie Vorsorgemaßnahmen?

Ewald: Das Robert-Koch-Institut hat dazu zum aktuellen Sachstand eine Pressemitteilung herausgegeben. Hiernach handelt es sich mindestens um 4.000 Erkrankungsfälle, überwiegend unter Kindern und Jugendlichen. Die bisher bekannten Erkrankungsfälle verteilen sich nach derzeitigem Kenntnisstand auf die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen und Thüringen.

Bisher - so ist der Informationsstand beim RKI - sind überwiegend unkomplizierte Verläufe bekannt. Derzeit laufen noch Laboruntersuchungen, um die Ursache der Erkrankungen zu identifizieren. Alle Einrichtungen, in denen bislang Erkrankungsfälle aufgetreten sind, werden wahrscheinlich von einem gemeinsamen Lieferanten mit Essen versorgt. Es liegt also nahe, dass es sich um einen lebensmittelbedingten Ausbruch handelt. Das ist zunächst eine Vermutung. Um der nachzugehen, arbeiten die zuständigen Gesundheits- und Lebensmittelbehörden jetzt intensiv zusammen. Auf Bundesebene sind das das RKI, das Bundesinstitut für Risikobewertung und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Im Vordergrund der Aktivitäten stehen epidemologische Untersuchungen, die das RKI koordiniert, und Recherchen zur Herkunft und den Vertriebswegen von Lebensmitteln. Sie werden auf Bundesebene vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit koordiniert werden. Außerdem erstellt das Bundesinstitut für Risikobewertung aktuell eine Risikobewertung, sobald die entsprechenden Daten vorliegen.

Die erforderlichen Maßnahmen werden sozusagen von den Ländern ergriffen, von den dort zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörden. Das ist der aktuelle Sachstand, wie er uns vorliegt. Die weitere Untersuchung muss man jetzt abwarten.

Frage: Ich hätte ganz gern zu den Unruhen in der islamischen Welt und den Auswirkungen auf Deutschland gefragt. Nachdem das "Titanic"-Heft erschienen ist, hätte ich ganz gern gefragt, Herr Teschke, ob das Ihrer Meinung nach oder nach der Meinung des Innenministeriums irgendetwas an der Sicherheitslage in Deutschland verändert.

Dann habe ich noch insgesamt an die Bundesregierung die Frage, ob nach der Verschiebung der Reise der Bundeskanzlerin nach Tunesien eine Absprache gilt, dass derzeit möglicherweise auch andere Minister nicht in islamische Länder reisen.

Teschke: Zu dem Titel kann ich nur sagen: Das ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. Wir haben keine Hinweise, dass es irgendeine andere Sicherheitslage als bislang gibt. Das heißt, wir haben eine abstrakte Gefährdungssituation, aber keine Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen.

StS Seibert: Ich kann nur generell sagen: Der tunesische Premierminister Jebali hatte die Bundeskanzlerin ja hier, als er in Berlin war, zu einem Besuch in Tunesien eingeladen. Sie hatte diese Einladung angenommen, und ein ins Auge gefasster Besuchstermin ist jetzt im gegenseitigen Einvernehmen verschoben worden. Das hat keine Auswirkungen auf Reisepläne anderer Mitglieder der Bundesregierung.

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Quelle:
Mitschrift der Pressekonferenz vom 28. September 2012
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2012/09/2012-09-28-regpk.html?nn=391778
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Oktober 2012