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AUSSEN/865: Fußball soll keine Staatsaffäre werden


Presseerklärung - die Linke im Bundestag vom 27. April 2012

Fußball soll keine Staatsaffäre werden



"Es gibt keinen Zweifel daran, dass in der Ukraine ein erheblicher sozialer, demokratischer und rechtsstaatlicher Nachholbedarf besteht. Das war unter den Präsidenten Juschtschenko und Janukowitsch sowie der Ministerpräsidentin Timoschenko gleichermaßen der Fall", so Wolfgang Gehrcke, Mitglied im Vorstand der Fraktion DIE LINKE, anlässlich der Haftbedingungen der erkrankten Ex-Regierungschefin sowie der aktuellen Diskussion über einen Boykott der Fußball-EM in der Ukraine durch Spitzenpolitiker. Gehrcke weiter:

"Zahlreiche strategische Probleme in diesem osteuropäischen Land sind ungelöst und von erheblicher Sprengwirkung. Dazu gehören unter anderem der Transfer von Gas und Erdöl und damit die Energieversorgung Europas sowie die Stationierungsprobleme der russischen Marine auf der Krim. Die Ukraine hat sich entschieden, nicht Mitglied der NATO werden zu wollen und die Verhandlungen mit der europäischen Union kommen nicht richtig voran. Das Desaster der ukrainischen Politik ist auch den unbefriedigenden Perspektiven des Landes zwischen Russland und der EU geschuldet. Julia Timoschenko sollte alle erforderliche medizinische Versorgung erhalten. Gleichzeitig sollte eine humanitäre Lösung ihrer Haft und ihrer Haftbedingungen angestrebt werden.

Unabhängig meiner kritischen Bewertung der ukrainischen Politik zeigen viele Erfahrungen, dass ein Abbruch von Dialogmöglichkeiten Kritikwürdiges eher verfestigt. Wer eine Tür zumacht, muss wissen, dass sein Einfluss auf das Geschehen hinter der Tür eher sinkt als zunimmt. Die Absage der Reise des Bundespräsidenten zum Treffen von Staatschefs in der Ukraine hilft aktuell weder Frau Timoschenko noch ändert sich dadurch etwas an der Situation in der Ukraine. Ebenso falsch wäre eine Absage und Teilnahmeverweigerung an der Fußballeuropameisterschaft. Fußball soll und darf keine Staatsaffäre werden. Wer sich für diesen Sport interessiert, soll hinfahren. Wer nicht, bleibt zu Hause."

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Quelle:
Presseerklärungen - DIE LINKE. im Bundestag
vom 27. April 2012
Deutscher Bundestag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Mai 2012