Zur Präsidentenwahl des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) erklärt Viola von Cramon, Sprecherin für Sportpolitik:

Gratulation an Dr. Thomas Bach für die Wahl zum Präsidenten des IOC. Der neue IOC-Präsident aus Deutschland steht nun vor einigen Herausforderungen. So machen zum Beispiel die Olympischen Spiele deutlich: Sport und Politik lassen sich nicht mehr voneinander trennen.

Deshalb muss Bach nun Konsequenzen ziehen. Spätestens jetzt, mit der Übernahme des höchsten Amtes im organisierten Sport, sollte Thomas Bach von seinem Präsidentenamt der deutsch-arabischen Handelskammer Ghorfa zurücktreten. Die Ghorfa finanziert sich zu einem großen Teil durch die Erhebung einer sogenannten Vorlegalisierungsgebühr, die deutsche Unternehmen zur Abwicklung von Exporten in arabische Staaten zahlen. Es handelt sich dabei um ein altes Instrument zur Durchsetzung des arabischen Wirtschaftsboykotts gegen Israel, das auch als eine Form des institutionalisierten Bakschisch seit langem in der Kritik steht. Dies ist mit den Prinzipien des IOC nicht vereinbar.

Auch sportpolitisch steht Bach vor großen Herausforderungen: Das IOC muss überzeugende Antworten finden zugunsten nachhaltiger Olympischer Spiele, die sich in einen tragbaren finanziellen Rahmen der Ausrichterstädte einpassen und nicht zu Lasten von Umwelt und Natur stattfinden. Jetzt müssen die richtigen Konsequenzen aus den umstrittenen Vergabeentscheidungen der letzten Jahre wie für Sotschi 2014 und für Rio de Janeiro 2016 gezogen werden. Die Olympischen Spiele, als das wichtigste Sportereignis der Welt, benötigen zukünftig ein transparentes Vergabeverfahren. Im Planungs- und Auswahlprozess der Olympischen Spiele müssen Menschenrechtsorganisationen und Umweltverbände beteiligt werden, um zu mehr Glaubwürdigkeit und Akzeptanz auch in den Ausrichterländern zu gelangen. Die Einhaltung von Menschen- und Bürgerrechten muss garantiert sein.

Die weiter ungebremste Dopingproblematik auf internationaler Ebene erfordert endlich glaubwürdige und wirksame Gegenmaßnahmen. Die Dopingkontrollsysteme müssen nach weltweiten Standards betrieben werden und es muss vom IOC ein neuer Schub für Dopingprävention und Anti-Doping-Forschung kommen. Nicht zuletzt muss sich auch das IOC öffnen und auf Transparenz und Glaubwürdigkeit setzen, um seinen eigenen Beitrag für Frieden, Völkerverständigung und zu einer dauerhaften Sportentwicklung zu leisten.

Wir wünschen uns von Thomas Bach den Willen zur Reformen. Dann werden wir dem neuen IOC-Präsidenten bei der Bewältigung der vor ihm liegenden Aufgaben auch stets ein konstruktiver Gesprächspartner sein.

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