Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

VERBAND/694: Bethel - 35 Jahre Evangelische Krankenhaushilfe in Gilead (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - Juli 2012

35 Jahre Ev. Krankenhaushilfe in Gilead
Hinter jeder Tür ein anderes Schicksal

Von Manuel Bünemann



Es ist morgens gegen halb zehn, als Christa Führmann die neurologische Station des Ev. Krankenhauses Bielefeld in Bethel betritt. Ein grüner Kittel hebt ihre Erscheinung deutlich ab von Ärzten und Pflegepersonal. Vorsichtig klopft sie an die Tür eines Patientenzimmers. "Guten Morgen, ich bin Christa Führmann von den Grünen Damen. Wie geht es Ihnen denn heute?", fragt sie die Patienten. Die 65-Jährige engagiert sich in der Ev. Krankenhaushilfe (EKH), die jetzt am Standort Gilead des Ev. Krankenhauses Bielefeld ihr 35-jähriges Jubiläum feiert.


Christa Führmann geht von Patientenzimmer zu Patientenzimmer. Sie besorgt Lesestoff, unterstützt beim Einpacken der persönlichen Dinge und hat vor allem für jeden Patienten ein offenes Ohr, ohne dabei pflegerische Aufgaben zu übernehmen. Die größte Hilfe ist die Grüne Dame für diejenigen, die keine Angehörigen haben oder die aus anderen Gründen keinen Besuch erhalten. Aber auch andere Patienten zeigen, dass sie das Angebot der Grünen Damen schätzen.

Wichtig ist Christa Führmann vor allem, mit den Patienten ins Gespräch zu kommen. Sie hat Verständnis dafür, dass ihr Gegenüber die ungewohnte Situation als problematisch wahrnimmt. Eine Patientin erzählt vom Besuch der Angehörigen, der ihr zuviel wurde, eine andere spricht über das befremdliche Gefühl, im Bett durch das Krankenhaus geschoben zu werden.

Insgesamt arbeiten 35 Ehrenamtliche für die Ev. Krankenhaushilfe in Gilead. Auch ein Grüner Herr ist mittlerweile dabei und eine Frau muslimischen Glaubens, die sich vorrangig um türkischsprachige Patienten kümmert. Längst nicht alle von ihnen sind wie Christa Führmann im beruflichen Ruhestand: Es gibt auch Studenten mit 40-Stunden-Woche und Teilzeitbeschäftigte aus der freien Wirtschaft.


Amerikanisches Vorbild

Die EKH wurde in Deutschland 1969 von Brigitte Schröder ins Leben gerufen. Die Ehefrau des ehemaligen CDU-Politikers und Bundesministers Dr. Gerhard Schröder hatte den "Volunteer Service" zum Vorbild, die ehrenamtlichen Helferinnen in den USA, die aufgrund ihrer rosafarbenen Kittel "Pink Ladies" genannt werden. "Frau Schröder bekam hier keine rosa Kittel, so wurden daraus in Deutschland die Grünen Damen", erinnert sich Rosemarie Klein, die daran beteiligt war, dass sich in den 1970er-Jahren die EKH auch in Gilead etablierte.

Sechs ehrenamtlich tätige Frauen, die aus der Jakobus- und der Martini-Gemeinde kamen, bildeten 1977 den Anfang. Zulauf bekamen die Grünen Damen in Gilead, als die lokale Presse erstmals über die Begeisterung der Krankenschwestern für das Projekt berichtete. "Seitdem haben wir immer um die 30 Ehrenamtliche in Gilead", sagt Rosemarie Klein. Die damalige Sozialarbeiterin besucht nun selbst im grünen Kittel Patienten. Deutschlandweit waren im Jahr 2011 in der EKH 10 261 Grüne Damen und 710 Grüne Herren organisiert.


Große Wertschätzung

Bei der Jubiläumsfeier zum 35-jährigen Bestehen bedankte sich der Vorstandsvorsitzende der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Pastor Ulrich Pohl, bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern. "In Gesprächen mit Patienten spüre ich große Dankbarkeit und Wertschätzung für den Dienst, den Sie als Ehrenamtliche am Menschen tun", sagte er. Und Pastor Reinhold Balzer, Leiter der Krankenhausseelsorge, fügte hinzu: "Indem Sie gelacht, geschwiegen, gestützt und getragen haben, haben Sie das Evangelische in unserem evangelischen Krankenhaus mitgestaltet."

*

Quelle:
DER RING, Juli 2012, S. 12
Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-35 12, Fax: 0521/144-22 74
E-Mail: presse@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2012