Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

VERBAND/653: Lebenshilfe - neues Grundsatzprogramm im Entwurf, erste Rückmeldungen ausgewertet (LHZ)


Lebenshilfe Zeitung, Nr. 1 - März 2010

DAS NEUE GRUNDSATZPROGRAMM IM ENTWURF
Erste Rückmeldungen ausgewertet

Von Wilfried Wagner-Stolp


Im neuen Grundsatzprogramm sollen einmal die Aufgaben und Ziele der Lebenshilfe für die kommenden Jahre stehen. Eine Gruppe bekam vom Bundesvorstand den Auftrag, dafür einen Text zu entwerfen. Diesen Entwurf haben wir im Dezember 2009 in der Lebenshilfe-Zeitung veröffentlicht. Schreiben Sie uns, was Sie davon halten! Der Entwurf steht auch im Internet unter www.lebenshilfe.de. Dort sogar in Leichter Sprache.


Der Bundesvorstand möchte über die Mitglieder, Freunde und Förderer hinaus alle Menschen, die sich für die Ziele der Lebenshilfe in der Gesellschaft einsetzen wollen, offen darüber informieren, was die Lebenshilfe vorhat und wie sie die Zukunft im Zeichen der UN-Behindertenrechtskonvention mit gestalten will. Anders als bei politischen Parteien und anderen Organisationen wird deshalb der Programmentwurf im öffentlichen Internet und nicht nur verbandsintern beraten. Das ist etwas Neues.

Die Lebenshilfe ist aktiver Teil der Bürgerschaft in Deutschland und nimmt sich vor, verstärkt den Sozialraum vor Ort in den Gemeinden und Landkreisen mit zu entwickeln. Da ist es nur konsequent, wenn sie sich den Rat und die Meinung von vielen einholt, die alle als Befürworter und Mitgestalter an Bord sein müssen, damit es mit Teilhabe und Inklusion - dem Leben mittendrin, gleichberechtigt für alle - voran geht.

Viele haben schon die Möglichkeiten genutzt, der Projektgruppe Grundsatzprogramm ihre Meinung zu sagen und Anregungen für die Fortschreibung des Programms zu geben. Das ist auch weiter möglich!

Schreiben Sie eine E-Mail an grundsatzprogramm@lebenshilfe.de oder einen Brief an: Bundesvereinigung Lebenshilfe, Stichwort Grundsatzprogramm, Leipziger Platz 15, 10117 Berlin.

Welche Anregungen haben die Bundesvereinigung bisher erreicht? Was beinhalten die Kommentare und Rückmeldungen?

Hier eine Auswahl:
Zunächst fällt eines auf: Ob es die eher älteren Eltern oder die jüngere Generation sind - allen Zuschriften ist der Respekt für die bisher geleistete Arbeit in Form der vorliegenden Passung und die grundsätzliche Anerkennung der neuen Ausrichtung gemeinsam. Unterschiedliche Einschätzungen treten zu Tage, wenn es um die Zukunftschancen für diesen neuen Entwurf einer solidarischen Teilhabe-Gesellschaft geht. Nicht von ungefähr hat die Lebenshilfe hierzu ihre "Vision 2020" veröffentlicht, deren Jahreszahl verdeutlicht: Veränderungen brauchen eben langen Atem.

Edelgard Krause aus Espelkamp ist "begeistert von den neuen guten Vorsätzen".
Joachim Weigel aus Friedberg (Bayern) schreibt: "Das Grundsatzprogramm erfüllt alle meine Erwartungen."
Dominik Alexander Becker aus St. Ingbert freut sich als zukünftiger Heilerziehungspfleger über "die Möglichkeit der Beteiligung Außenstehender bei der Mitarbeit am neuen Grundsatzprogramm" und wertet das für sich "als eine tolle Sache". Er steht stellvertretend für viele junge Menschen, die sich in der sozialen Arbeit engagieren wollen und denen die Lebenshilfe Identifikation, Motivation und Kurs für das Berufsleben mit auf den Weggeben kann.
Eine solche Erwartung verbinden übrigens viele Eltern, deren Zuschriften in der Bundesgeschäftsstelle ankamen, mit dem neuen Programm: Es solle zu einem Bindeglied zwischen ihnen und den Hauptamtlichen werden, damit es zu einer wirklich gelebten Partnerschaft kommt.

Neben wertvollen und detaillierten Anregungen, was die Verbesserung bisheriger Formulierungen angeht (schließlich handelt es sich um einen Entwurf!), beinhalten die Zuschriften auch viel Nachdenkliches. Dabei geht nicht in erster Linie um den Text und den "Geist" des neuen Programms, sondern vielmehr auch um Eindrücke, Erlebnisse und Verbesserungswürdiges aus dem Alltag.

Edelgard Krause schreibt vom Wunsch ihrer Tochter, auch nach dem Tod der Mutter im Elternhaus leben zu wollen und wünscht sich mehr Verständnis und Offenheit für dieses Lebenskonzept von Seiten der Hauptamtlichen.
Thomas Winter aus Wismar lebt mit einer Anfallserkrankung und hat von bitteren Erfahrungen mit den Behörden zu berichten. Als engagierter Werkstattrat tritt er dafür ein, dass "jeder Mensch, egal, ob er behindert ist oder nicht, gleich zu behandeln ist, mit Würde und Anstand". Darauf, so seine Vorstellung, solle das neue Programm drängen.
Einige Zuschriften nehmen auf das Leben und Lernen in der Schule Bezug und setzen sich mit der Perspektive einer "Schule für alle" auseinander. Während Joachim Weigel vielen handelnden Personen in Politik und Fachpraxis in Bayern vorwirft, die Grundidee der inklusiven Schule noch nicht verstanden zu haben, möchte Andrea Dreher aus Oldenburg durchsetzen, dass der Elternwille bei der Schulwahl leitend ist und gute Wahlmöglichkeiten geschaffen werden, damit jedes Kind die seinen Bedürfnissen entsprechende Schulform vorfindet.

Bundesvorstand und Projektgruppe danken allen herzlich, die sich bisher schon beteiligt haben! So kann es gerne weitergehen!

Schon jetzt steht als Zwischenbilanz fest: Die Projektgruppe wird alles daran setzen, den Entwurf in seiner Gliederung, Übersichtlichkeit und hinsichtlich Klarheit in der Ausdrucksweise noch weiter zu verbessern. Dazu sind alle, auch die hier nicht aufgeführten, Anregungen ausgewertet worden. Sie werden in die weitere Redaktionsarbeit einfließen. In der nächsten Lebenshilfe-Zeitung werden wir darüber berichten, welche Erkenntnisse die Regionalkonferenzen zum Grundsatzprogramm in Leipzig, Neu-Ulm, Wermelskirchen, Hamburg und Mainz gebracht haben.

Sie sind immer aktuell informiert über alle Schritte auf dem Weg zum neuen Grundsatzprogramm unter:
www.lebenshilfe.de


*


Quelle:
Lebenshilfe Zeitung, Nr. 1/2010, 31. Jg., März 2010, S. 4
Herausgeber: Bundesvereinigung Lebenshilfe
für Menschen mit geistiger Behinderung
Bundesgeschäftsstelle, Leipziger Platz 15, 10117 Berlin
Telefon: 030/20 64 11-0, Fax: 030/20 64 11-204
E-Mail: LHZ-Redaktion@Lebenshilfe.de
Internet: www.lebenshilfe.de

Die Lebenshilfe-Zeitung mit Magazin erscheint
jährlich viermal (März, Juni, September, Dezember).


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2010