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VERBAND/646: Das neue Kompetenzzentrum kombabb stellt sich vor (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 3/2009

RECHT UND SOZIALES
Das neue Kompetenzzentrum kombabb stellt sich vor

"Zukunft erfolgreich gestalten!"


Ihr Traum war es schon immer, als Medizinerin in einem Forschungslabor zu arbeiten und vielleicht eines Tages einen bahnbrechenden Impfstoff oder ein revolutionäres Medikament zu entwickeln. Doch der Berufsalltag der Paraplegikerin Melanie sieht anders aus. In der Verwaltung einer großen Behörde sitzt sie als Sachbearbeiterin acht Stunden täglich am Schreibtisch. Ein Bürojob sei schließlich das Sinnvollste in ihrer Situation, hatten sich ihre Eltern damals dem Ergebnis der Berufsberatung angeschlossen.

Auch Pascal hatte andere Vorstellungen von seiner beruflichen Zukunft als er vor zwei Jahren sein Studium der Elektrotechnik begann. Er war immer gut in der Schule und eine glanzvolle Karriere schien sicher. Doch mit den ersten Prüfungen begannen die Probleme. "Ich konnte nachts nicht mehr schlafen, hatte keinen Appetit und beim Gedanken an die nächste Klausur bekam ich Schweißausbrüche." Irgendwann wurden die Versagensängste übermächtig und er brach das Studium ab. Seitdem finanziert er seinen Lebensunterhalt mit typischen Nebenjobs.

Die Geschichten von Melanie und Pascal sind fiktiv, aber sie stehen für die Erfahrungen vieler junger Menschen in ähnlichen Situationen.

Doch das geht auch anders. Seit Ende 2008 gibt es in Nordrhein-Westfalen das Kompetenzzentrum Behinderung - akademische Bildung - Beruf (kombabb). Eine Informations- und Beratungsstelle für behinderte und chronisch kranke junge Menschen, die sich im Übergang zwischen Schule und Beruf befinden. kombabb bietet eine Berufsfindung, die sich an den Stärken, Träumen und Vorstellungen orientiert und nicht an Defiziten und körperlichen Einschränkungen.

Außerdem bekommen Ratsuchende Unterstützung bei allen sozialrechtlichen Fragen rund ums Studium. Denn die Organisation des so genannten behinderungsbedingten Mehrbedarfs, der beispielsweise bei notwendiger Assistenz oder Kommunikationshilfen, wie Lesegeräten mit Sprachausgabe anfällt, führt nicht selten zu einem langwierigen Antragsverfahren. Auch Nachteilsausgleiche wie Studienzeitverlängerungen oder Prüfungsmodifikationen sind im Bedarfsfall möglich, müssen aber individuell ausgestaltet werden.

Damit die ersten Semester möglichst nicht für die Orientierung im Behördendschungel verloren gehen, sondern alle Kraft und Energie ins Studium fließen kann, steht kombabb mit Rat und Tat zur Seite. "Wichtig ist allerdings, sich möglichst frühzeitig zu informieren", empfiehlt der Projektleiter Christian Papadopoulos.

Und dem studierten Soziologen liegt noch etwas anderes am Herzen: "Man hat meist den 'klassischen Rollstuhlfahrer' vor Augen, wenn man an behinderte Menschen denkt. Doch andere Probleme wie Legasthenie, Stottern, Hörbehinderungen oder chronische Schmerzen und auch psychische Beeinträchtigungen wie Angsterkrankungen oder Depressionen 'be-hindern' ein Studium oder eine Ausbildung manchmal weitaus mehr." "Entscheidend ist, dass sich Betroffene Hilfe holen und nicht in falsch verstandenem Realismus ihre Zukunftsträume begraben", ergänzt Lena Rudolph, die sich als Sozialmanagerin unter anderem um Kooperationen und Öffentlichkeitsarbeit kümmert.

Ein wichtiger Grundsatz in der Beratung ist bei kombabb der Peer-Counseling-Ansatz. "Das bedeutet kurz gefasst, Betroffene beraten Betroffene", erklärt Viktoria Przytulla, zuständig für die Sozialberatung. Und so zeichnen sich alle Mitarbeitenden eben nicht nur durch fachliche Kompetenz aus, sondern sind als behinderte Akademiker und Akademikerinnen auch aus persönlicher Erfahrung vertraut mit der Thematik. Denn die Ratsuchenden sollen sich in ihrer Situation wirklich verstanden fühlen und nicht nur sachlich richtige, sondern auch glaubwürdige Tipps und Hilfestellungen bekommen.


kombabb
Kompetenzzentrum
Behinderung - akademische Bildung - Beruf

Kontakt:
Kompetenzzentrum kombabb
Obere Wilhelmstr. 9
53225 Bonn
Tel/Fax: (02 28) 94 74 45 12
www.kombabb.de
rudolph@kombabb.de

Die Autorin Lena Rudolph ist bei kombabb als Sozialmanagerin unter anderem für Kooperationen und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.


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Quelle:
Selbsthilfe 3/2009, S. 27
Zeitschrift der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
Herausgeber: BAG Selbsthilfe
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
Tel.: 0211/31 00 6-0, Fax: 0211/31 00 6-48
E-Mail: info@bag-selbsthilfe.de
Internet: www.bag-selbsthilfe.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2009