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PROJEKT/609: Guter Start ins Berufsleben mit NRW-Förderprojekt (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - Juni 2010

100 zusätzliche Ausbildungsplätze
Guter Start ins Berufsleben mit NRW-Förderprojekt

Von Robert Burg


Einen guten Ausbildungsplatz zu finden ist nicht leicht, schon gar nicht für Jugendliche mit Behinderung. Abhilfe schafft die Aktion "100 zusätzliche Ausbildungsplätze für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene in Nordrhein-Westfalen", an der auch das Berufsbildungswerk Bethel (BBW) beteiligt ist. Anfang Mai wurde der vierte Durchlauf des Förderprogramms von NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann in Bielefeld eröffnet.


Eine "Kultur der Integrationsunternehmen" forderte Minister Laumann bei seinem Besuch im Autohaus "Neotechnik", in dem vier BBW-Schüler den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren: Necmettin Akay, Rudolf Ruppel und Kevin Packman sind angehende Fahrzeugpfleger, Pascal Elixmann strebt den Abschluss als Bürokaufmann an. Ziel müsse letztlich sein, so der CDU-Politiker, möglichst vielen Menschen ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Und da gehöre unabdingbar dazu, Arbeit zu haben. "Menschen mit Handikap müssen große Anstrengungen auf sich nehmen, um einen Schulabschluss zu erhalten. Deshalb ist es besonders bitter, wenn anschließend trotzdem die Frage nach einer Lehrstelle offen bleibt."


Hilfe beim Einstieg

Mit der 2007 vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufenen Aktion soll die Chancengleichheit von jungen Menschen mit und ohne Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt gesteigert werden. Bei dem Projekt arbeiten Einrichtungen, die auf Angebote beruflicher Rehabilitation spezialisiert sind, Wirtschaftsunternehmen und die Agentur für Arbeit Hand in Hand. Insgesamt werden 23 Schülerinnen und Schüler des Berufsbildungswerks Bethel (BBW) in verschiedenen Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe ausgebildet, davon zehn in der nun beginnenden Staffel. Die Aktion wird getragen durch Mittel des Landes Nordrhein-Westfalen, des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie der Bundesagentur für Arbeit.

"Wir stehen sowohl den Auszubildenden als auch den Betrieben mit Rat und Tat zur Seite", betont Bernd Krey, Leiter des Berufsbildungswerks Bethel. "Dabei beantworten wir Fragen zu einer behindertengerechten Ausbildung, erklären, wie man Fördermöglichkeiten beantragt und helfen bei Problemen im Arbeitsalltag." Das Berufsbildungswerk Bethel schließt mit den Jugendlichen den Ausbildungsvertrag ab, stellt ihnen einen Ausbildungscoach an die Seite, koordiniert die Ausbildung an den verschiedenen Lernorten und führt individuellen Stütz- und Förderunterricht durch. Hier lernen die Auszubildenden unter anderem, wie man eine Bewerbung schreibt oder welche Rechte und Pflichten sie haben. Die praktische Ausbildung erfolgt überwiegend in einem Betrieb, um die Wirtschaftsnähe der Ausbildung zu gewährleisten.

Einer der 100 Ausbildungsplätze ging in diesem Jahr an Björn Cyllok. Für den 22-jährigen Gütersloher ist das Ausbildungsprogramm eine gute Chance, in der Berufswelt des ersten Arbeitsmarktes Fuß zu fassen. Nach einem Praktikum im väterlichen Betrieb und einer Tischlerlehre, die er wegen epileptischer Anfälle abbrechen musste, wird er jetzt zum Fachlagerist ausgebildet.


Quereinsteiger

Praktische Erfahrung sammelt er bei der Firma Karl Brandt KG, einem Fachgroßhandel für Gebäudetechnik in Gütersloh. Da er mittlerweile dank entsprechender Medikation im Epilepsie-Zentrum Bethel anfallsfrei ist, konnte er als "Quereinsteiger" mitten im Ausbildungsjahr anfangen.

"Das Lager ist zwar richtig groß, aber ich habe mich hier schnell zurechtgefunden", sagt Björn Cyllok zufrieden. Nach und nach lernt er jetzt die verschiedenen Bereiche kennen, etwa den Warenein- und -ausgang oder den "Abholexpress", wo er auch selbst Kontakt zu den Kunden hat.


Hohe Anforderungen

"Im Moment arbeite ich in der Kommission", erläutert der junge Mann. "Das bedeutet, dass ich Waren zuordnen, verpacken und für die Versendung weiterleiten muss." Klingt einfach, aber die Eckdaten lassen eine Herausforderung erahnen: Das Lager umfasst 27.000 verschiedene Artikel, die sich viele Meter bis unter das Dach der riesigen Halle stapeln. Jeden Tag werden 4.500 Artikel, vom kleinen Rohrbogen bis zur kompletten Therme, auf den Weg zu regionalen Fachhandwerksbetrieben geschickt. Hier sind Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit gefragt. "Schließlich versenden wir im Laufe des Tages stundenaktuell. Außerdem müssen Online-Bestellungen bis 22 Uhr am nächsten Morgen um sieben Uhr geliefert werden", so Marc Hampusch, Bereichsleiter bei Karl Brandt. Hohe Anforderungen, mit denen Björn Cyllok aber gut umgehen kann. Weil ihm seine Arbeit richtig gut gefällt, will er sich nach seiner Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik weiterbilden lassen.


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Quelle:
DER RING, Juni 2010, S. 8-9
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2010