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FRAGEN/156: Bethel ambulant mit stadtteilbezogenen Aufgaben (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel - Februar 2009

Pflege- und Betreuungsdienst

Bethel ambulant mit stadtteilbezogenen Aufgaben


Bethel ambulant hat zum 1. Januar in Bielefeld die Arbeit aufgenommen. Wie der RING berichtete, gibt es damit zum ersten Mal in den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel einen stiftungsbereichsübergreifenden Dienst. Die Neugründung hat verschiedentlich Fragen ausgelöst - Grund genug für den RING, bei den zuständigen Mitgliedern des Bethel-Vorstands, Pastor Bernward Wolf und Thomas Oelkers, nachzufragen. Das Interview führte Jens U. Garlichs.


JENS U. GARLICHS: Warum wurde der Dienst Gilead ambulant eingestellt?

T. OELKERS: Gilead ambulant war ein Dienst des Krankenhauses und in diesem Rahmen nicht wirtschaftlich zu führen. Im Zuge der Sanierung des Ev. Krankenhauses Bielefeld (EvKB) wurde er deshalb aufgegeben. Der neue Dienst Bethel ambulant ist auf die Betheler Angebote in den Bielefelder Stadtteilen bezogen, mit dem Schwerpunkt Altenhilfe, aber auch für die Behindertenhilfe.

B. WOLF: Neu ist jetzt die Pflege von Menschen mit Behinderung. Bethel ambulant soll hier die Durchlässigkeit zwischen ambulanter und stationärer Versorgung verbessern.

JENS U. GARLICHS: Gab es Kritik an der Arbeit von Gilead ambulant?

T. OELKERS: Nein, in keiner Weise, ausschlaggebend war allein die fehlende Wirtschaftlichkeit. Wir können uns in Bethel trotz der Solidarität in aktuellen Notlagen keine defizitären Bereiche leisten, für die andere auf Dauer einstehen müssten.

JENS U. GARLICHS: Haben die Gilead-ambulant-Mitarbeiter neue Aufgaben in Bethel bekommen?

B. WOLF: Alle Beschäftigten haben neue Aufgaben im EvKB übernommen. Für Bethel ambulant haben wir einige neue Mitarbeitende eingestellt; das Interesse an den Stellen war übrigens sehr groß.

JENS U. GARLICHS: Die Beschäftigten werden entsprechend dem abgesenkten AVR-Tarif bezahlt, der Tarif wird aber nicht angewandt, weil die Mitarbeitervertretung der Anwendung nicht zugestimmt hat. Was ist der Hintergrund?

T. OELKERS: Der AVR-abgesenkt ist ja zwischen Dienstgebern und Dienstnehmern ausgehandelt worden für den Fall wirtschaftlicher Zwänge. Genau diese Zwangslage haben wir im ambulanten Bereich durch die Konkurrenzsituation auf dem Markt. Wir brauchen aber einen ambulanten Dienst, um die Versorgungskette vollständig anbieten zu können. Andernfalls würden Lücken entstehen, die auch andere Angebote der Stiftungsbereiche gefährden könnten. Wir können uns also nicht ganz aus diesem Markt zurückziehen.

JENS U. GARLICHS: Was sagen Sie zu der Kritik daran, dass der neue Dienst nicht Mitglied im Diakonischen Werk ist?

T. OELKERS: Die ist berechtigt, aber die MAV verhindert die Mitgliedschaft, indem sie dem AVR-abgesenkt nicht zustimmt, obwohl sie Bethel ambulant angeblich seit langem für nötig hält. Sollte die MAV eine andere Haltung einnehmen, wäre der Tarif offiziell, und Bethel ambulant würde sofort Mitglied im Diakonischen Werk. Allein der abgesenkte AVR macht Bethel ambulant wirtschaftlich.

B. WOLF: Derzeit ist die Refinanzierung sozialer Arbeit in der Gesellschaft nicht ausreichend, und wir merken das an diesem konkreten Beispiel. Wir weisen gegenüber der Politik, in Gesprächen und über unsere Verbände sehr deutlich auf diesen Missstand hin. Schnelle Verbesserungen sind aber kaum zu erwarten.


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Quelle:
DER RING, Februar 2009, S. 21
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2009