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GESCHICHTE/022: Gottfried Bansi - Wegbereiter und Freund Bethels (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - Januar 2010

BETHEL DAMALS ...
Gottfried Bansi starb vor 100 Jahren
Bielefelder Unternehmer, Wegbereiter und Freund Bethels

Von Beate Böhm


Am 25. Januar 2010 jährt sich zum hundertsten Mal der Todestag Gottfried Bansis. Der Bielefelder Unternehmer gehörte nicht nur zu den Mitbegründern Bethels. Er war es auch, der Friedrich von Bodelschwingh 1872 von Dellwig nach Bethel holte.


Pastor Friedrich von Bodelschwingh sagte über Gottfried Bansi, dieser habe in den ersten Jahren nach der Gründung Bethels "die finanzielle Last fast ganz alleine getragen". Bansi war seit 1866 Mitglied im Gründungskomitee der Epileptischenanstalt und hatte die zum Anstaltsgebäude gehörenden Ackerflächen für Bethel gekauft. Von Anfang an wünschte Bansi nicht, dass seine großen Spenden öffentlich bekannt wurden. Doch beinahe jedes Mal, wenn Bethel ein neues Arbeitsgebiet aufnahm und von einem unbekannten Freund als Finanzier die Rede war, verbarg er sich dahinter. Zunächst als Kassierer und später als Vorsitzender war Bansi bis zum Jahr 1896 im Bethelvorstand.

Gottfried Bansi wurde am 14. September 1828 als jüngster von vier Söhnen des Likörfabrikanten Johann Fortunat Bansi und dessen Frau Ferdinande in Bielefeld geboren. Sein Vater kam aus einer reformierten Schweizer Pfarrersfamilie. Gottfried Bansis Mutter stammte aus der Bielefelder Unternehmerfamilie Delius. Bansi wuchs in einem religiös geprägten Elternhaus auf; das starke soziale Engagement der Familie war im Gedankengut der Ravensberger Erweckungsbewegung verankert. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1875 übernahmen Gottfried Bansi und sein Bruder Heinrich die Leitung des Familienunternehmens.

Für den jungen Mann war es ein einschneidendes Erlebnis, als bereits zwei Jahre nach der Hochzeit seine Frau Marie 1858 starb. Während ihres acht Monate anhaltenden Krankenlagers hatte Bansi die Vorteile einer geregelten Krankenpflege schätzen gelernt - Marie Bansi wurde von ihrer Mutter und einer "treuen Magd" gepflegt. Schon bald nach ihrem Tod reiste Bansi nach Kaiserswerth, um aus dem dortigen Diakonissenmutterhaus zwei Krankenschwestern für die Gemeindepflege nach Bielefeld zu verpflichten. Da keine der Schwestern abkömmlich war, empfahl man Bansi, selbst Diakonissen ausbilden zu lassen. Im Herbst 1868 kaufte Bansi ein Haus in der Kreuzstraße in Bielefeld, und bereits im März 1869 nahm die spätere Westfälische Diakonissenanstalt Sarepta ihre Arbeit auf.

Im Gustav-Adolf-Verein, der sich insbesondere um evangelische Diaspora-Gemeinden kümmerte, hatte Gottfried Bansi Friedrich von Bodelschwingh schon im Jahr 1858 kennen gelernt. Damals war dieser noch Pastor einer deutschen Auswanderergemeinde in Paris, die von dem Verein unterstützt wurde. Dafür wollte sich Bodelschwingh beim Kassierer des Vereins, Johann Fortunat Bansi, persönlich bedanken, traf statt des verreisten Vaters jedoch nur den Sohn an. Bei Gottfried Bansi muss diese Begegnung einen großen Eindruck hinterlassen haben, denn noch nach mehr als zehn Jahren erinnerte er sich daran und schlug Bodelschwingh - inzwischen Pfarrer in Dellwig - als neuen Anstaltsseelsorger und Nachfolger für Pastor Friedrich Simon in Bethel vor.

Die Beziehung zwischen Gottfried Bansi und Friedrich von Bodelschwingh ging über die gemeinsame Arbeit in Bethel hinaus. So war Bansi der Pate von Bodelschwinghs Sohn Gustav. Auch besuchten sich die Familien gegenseitig. Zum Pfingstfest 1909 schrieb Bansi dem sich nach einem Schlaganfall in Bad Wildungen zur Kur aufhaltenden Friedrich von Bodelschwingh in einem Brief: "Ich glaube wir sehnen uns beide je länger je mehr nach der ewigen Heimat. Eine gar lange Zeit, ungefähr die Hälfte unseres Lebens sind wir beisammen gewesen. Es war eine schöne, gesegnete Zeit, besonders am Anfang, als alles noch klein war und nicht viele neben uns, die mitzusprechen hatten, wenigstens mittaten, was zu tun war ... So sind wir weiter gekommen." Gottfried Bansi wurde 81 Jahre alt.


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Quelle:
DER RING, Januar 2010, S. 22
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2010