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BILDUNG/337: Ausbildung zum/zur PR-Juniorberater/in für Blinde und Sehbehinderte (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 3/2013

Ausbildung zum/zur PR-Juniorberater/in
Ein Fenster in die Welt des ANDERS-SEHEN

Von Andreas Brüning



Die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (FSBS) bildet seit 1997 blinde und sehbehinderte Public-Relations(PR)-Schaffende aus. Sie entwickeln im Rahmen der Ausbildung ihre Medienkompetenz zum/zur PR-Juniorberater/in. Das Ausbildungskonzept hat sich bewährt. Es öffnete bereits etwa 40 blinden und sehbehinderten Medienschaffenden die Tür zu einer neuen beruflichen Perspektive.


PR-Juniorberater und -beraterinnen schreiben Pressetexte, Reportagen oder bearbeiten Interviews. Ihre Beiträge werden anschließend weitergereicht in die sozialen Netzwerke, Presseagenturen und die Redaktionen von Rundfunk und Printmedien.


Das Herz der Ausbildung zum PR-Juniorberater

Im achten Jahrgang der Ausbildung zum PR-Juniorberater werden in diesem Jahr acht blinde und sehbehinderte Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf eine Tätigkeit im Medienbereich vorbereitet. Sechs Mal im Jahr kommen sie für eine Woche in Frankfurt am Main zusammen. In diesen Präsenzphasen wird der theoretische Teil der Weiterbildung von externen PR-Beratern und Journalisten sowie Social-Media-Experten vermittelt.

Der praktische Teil der Ausbildung findet als Volontariat in so genannten Non-governmental organizations/Nichtregierungorganisationen (NGOs), Verlagen oder Verbänden am Wohnort der Auszubildenden statt.


Social Media

Die Medienprofis von heute sind immer mehr online. Sie recherchieren im Internet, bloggen und twittern. Sie folgen den Spuren des Wissens und der Informationen auf den digitalen Autobahnen der Sozialen Medien oder spüren neue auf. Sie bewegen sich akkurat, sicher und geschickt im Netz.

Im März 2013 lud Ausbildungsleiterin Ursula Hollerbach den Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehinderten Vereins Hamburg e.V. und Social-Media-Experten, Heiko Kunert, als Dozenten ein. Er vermittelte den angehenden PR-Juniorberater/innen, wie ein Social-Media-Konzept geschrieben und umgesetzt wird. Heiko Kunert präsentierte sich in lockerer Atmosphäre, mit einer Designer-Sonnenbrille auf der Nase und setzte im Seminar auf audiounterstützte Medien. Am Ende hat er auf die Grenzen und Gefahren der Sozialen Medien hingewiesen. Aber eigentlich - so gab er zu - ist er ein Fan davon.


Das Mikroprojekt Biografiepaten

Andreas Brüning ist Teilnehmer des 8. Jahrgangs der Weiterbildung zum PR-Juniorberater. Er absolviert ein Volontariat im Schibri-Verlag, einem Fachverlag für kreatives Schreiben, Theaterpädagogik und praktische Philosophie in Berlin. Er ist Initiator für das Literaturprojekt "Biografiepaten". Die Idee dazu hatte er während seiner Ausbildung an der FSBS.

Das Mikroprojekt will Lebensgeschichten von blinden und sehbehinderten Menschen in Literatur verwandeln. Acht Autorinnen sowie acht blinde bzw. sehbehinderte Biografiepaten wirken in diesem Projekt zusammen. Es wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert und im Rahmen eines LSK-Mikroprojekts im Bezirk Berlin Tempelhof-Schöneberg umgesetzt.

Das Ergebnis werden zehn literarisierte Lebensgeschichten über das Anders-Sehen sein. Sie sollen Türen in einen anderen Wahrnehmungsraum öffnen. Denn Biographiepaten sind blinde und sehbehinderte Menschen, die sehenden und blinden Autorinnen ihre Geschichte erzählen. So stoßen zwei sehr unterschiedliche Lebenswelten aufeinander. "Die Sehenden sehen beispielsweise den Matchball bei einem Tennisturnier und die Blinden hören ihn", sagt die blinde Biographiepatin Daniela Preiß, die von Tennis begeistert ist und zu Turnieren fährt.

Im Oktober 2013 werden die AutorInnen ihre Texte auf den Schöneberger und Tempelhofer Lesebühnen dem inklusiven Publikum vorstellen. Im Rahmen dieses Projektes entsteht auch der Blog www.biografiepaten.de. Langfristig soll eine bundesweite Initiative der Biografiepaten entstehen und so sehende und nicht sehende Menschen miteinander vernetzen sowie ihre Lebenswelten einander näherbringen.


Andreas Brüning ist Teilnehmer des 8. Jahrgangs der Weiterbildung zum PR-Juniorberater an der FSBS


KONTAKT:
Infos zur Weiterbildung zum/zur PR-Juniorberater/in

Ursula Hollerbach
hollerbach@sbs-frankfurt.de
Tel.: 069 955124-61
www.sbs-frankfurt.de
www.facebook.com/sbs-frankfurt


Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte

Ziel der Stiftung ist die gesellschaftliche und berufliche Rehabilitation und Integration sehbehinderter und blinder Menschen jeden Alters. Der Stiftungszweck wird insbesondere verwirklicht durch:

  • die Förderung, Entwicklung und Umsetzung von Vorhaben, Maßnahmen und zeitgemäßen Konzepten zur Rehabilitation und Integration von blinden und sehbehinderten Menschen,
  • die Förderung bedürftiger blinder und sehbehinderter Menschen durch Hilfsmittel,
  • die finanzielle Förderung bedürftiger blinder und sehbehinderter Menschen, um deren Notlage zu beseitigen oder zu lindern,
  • die Bereitstellung geeigneten Wohnraumes und betreuender Rahmendienste,
  • die Vergabe von Forschungsaufträgen.

www.sbs-frankfurt.de

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Quelle:
Selbsthilfe 3/2013, S. 26-27
Zeitschrift der BAG SELBSTHILFE e.V.
Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung
und ihren Angehörigen e.V.
BAG SELBSTHILFE
Kirchfeldstr. 149, 40215 Düsseldorf
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2013