Schattenblick →INFOPOOL →PANNWITZBLICK → PRESSE

BILDUNG/306: Pflegewissenschaft berufsbegleitend studieren (Der Ring)


DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel - April 2011

Fachhochschule der Diakonie
Pflegewissenschaft berufsbegleitend studieren

Von Gunnar Kreutner


Bis zum ersten Juli läuft die Bewerbungsfrist für den neuen Bachelor-Studiengang "Pflegewissenschaft" der Fachhochschule der Diakonie. Das in Ostwestfalen-Lippe einmalige Angebot soll Pflegekräfte auf steigende Anforderungen vorbereiten und sie wissenschaftlich qualifizieren. Der Studiengang, der am 1. Oktober startet, wird sowohl ausbildungs- als auch berufsbegleitend angeboten.


Die Professorin für den neuen Studiengang, Dr. Doris Tacke, ist überzeugt, mit dem Angebot eine Lücke in der Ausbildungslandschaft zu füllen. "Experten rechnen damit, dass in den nächsten Jahren bis zu 100.000 akademisch ausgebildete Pflegekräfte benötigt werden. Unser Studiengang schafft den wichtigen Transfer zwischen Theorie und Praxis", sagt die Diakonin und gelernte Krankenschwester. Es gehe darum, nicht mehr rein intuitiv nach dem Erfahrungswissen zu arbeiten. "Es ist zum Beispiel wichtig zu wissen, warum jemand bettlägerig wird oder ein Mensch plötzlich verwirrt ist. In dem neuen Studiengang lernen die Teilnehmenden Methoden, um sich eigenständig notwendiges Wissen aneignen zu können."

Die Anforderungen an die Pflege in Deutschland werden immer komplexer. Der medizinisch-technische Fortschritt ermöglicht zunehmend speziellere Behandlungsformen. Gleichzeitig steigt der Anteil hochbetagter Menschen, die an unterschiedlichen chronischen Erkrankungen gleichzeitig leiden und einen entsprechend intensiven und vielfältigen Pflegebedarf haben. Versorgungsleistungen finden zunehmend ambulant, teilstationär oder in der Kurzzeitpflege statt. "Pflegende müssen sich also auf viele neue Aufgaben einstellen, unter anderem in den Bereichen der Beratung und Schulung, der Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung sowie der Versorgungssteuerung. Gleichzeitig muss die Pflege auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und einer strengen Qualitätskontrolle standhalten", so Prof. Dr. Martin Sauer, Rektor der EH der Diakonie in Bielefeld.


Auch für Auszubildende

Der Studiengang "Pflegewissenschaft" (Bachelor of Science in Nursing, BScN) ermöglicht sowohl bereits berufstätigen als auch angehenden Altenpflegerinnen, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen sowie Kinderkrankenpflegerinnen einen akademischen Abschluss. Beide Modelle starten mit jeweils 30 Plätzen. Der Studiengang wird unter anderem in Kooperation mit den Gesundheitsschulen im Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB) und dem Fachseminar für Altenpflege im Ev. Johanneswerk angeboten.


Praxisanteile

Das duale Studium dauert gut vier Jahre, davon laufen drei Jahre ausbildungsbegleitend. Voraussetzung für die Immatrikulation ist die Fachhochschulreife oder das Abitur und ein Ausbildungsplatz im Pflegebereich. Ein großer Vorteil dieses Modells ist, dass die Teilnehmenden ihre Berufsausbildung bereits im vierten Studienjahr abgeschlossen haben und dann neben dem Studium als Fachkraft in Teilzeit arbeiten können. Gertrud Leser, Leiterin der EvKB-Gesundheitsschulen, tritt von vornherein Befürchtungen entgegen, Absolventen des dualen Modells würden zu akademisch denken und damit zu weit weg sein von der praktischen Pflege. "Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen die gleichen Praxisanteile durchlaufen wie in der reinen praktischen Berufsausbildung", betont sie.

Für bereits berufstätige Pflegekräfte hat die FH der Diakonie das dreijährige berufsbegleitende Studium konzipiert. Es setzt eine abgeschlossene Pflegeausbildung und mindestens dreijährige Berufspraxis voraus. Das Abitur oder die Fachhochschulreife sind nur bei kürzerer Berufspraxis erforderlich.

Bereits gestartet ist am 16. März der neue Studiengang "Psychiatrische Pflege/Psychische Gesundheit", der ebenfalls eine Akademisierung zum Ziel hat - allerdings speziell im Psychiatrie-Bereich. Da die Nachfrage die ursprünglich vorgesehene Platzzahl von 30 Studierenden überstieg, wurde der Studiengang auf 35 Plätze erhöht.


Psychiatrische Pflege

Das EvKB hat für diesen Studiengang fünf Stipendien an eigene Pflegekräfte vergeben. Nach Auskunft von Pflegedirektor Christoph Schmidt soll jedes Jahr die gleiche Zahl Stipendiaten an dem Studiengang teilnehmen. "Wir wollen so mehr Kompetenz in unsere Pflege bekommen, die letztlich vor allem spürbar beim Patienten ankommen soll", so Christoph Schmidt. Alle Stipendiaten würden mit dem Ziel teilnehmen, höhere Verantwortung zu übernehmen - von der Aufnahme bis zur Entlassung der Patienten.

Sabine Noelle, seit 1. Januar als Pflegeexpertin in der Allgemeinpsychiatrie des EvKB tätig, gehört zu den fünf Stipendiaten. Die 44-jährige gelernte Krankenschwester freut sich, beim Startschuss des neuen Studiengangs dabei zu sein. "Ich habe auf ein solches Bachelor-Angebot für meine berufliche Weiterentwicklung gewartet. Der Studiengang wird mir bei meiner Funktion helfen. Ich sehe mich als Bindeglied zwischen der Forschung und dem, was auf den Stationen geschieht. Ich berate in schwierigen und komplexen Pflegesituationen."


Kontakt:

Nähere Informationen zu den beiden Studiengängen gibt es auf der Internetseite
www.fh-diakonie.de
Das Studierenden-Sekretariat ist erreichbar unter
Telefon 0521/144-2700 oder E-Mail sekretariat@fh-diakonie.de.

Für den Studiengang Pflegewissenschaft ist die Anmeldung bis zum 1. Juli möglich.


*


Quelle:
DER RING, April 2011, S. 10-11
Monatszeitschrift für Mitarbeiter, Bewohner, Freunde
und Förderer der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl in Zusammenarbeit mit der
Gesamtmitarbeitervertretung der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Redaktion: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld
Telefon: 0521/144-35 12, Fax: 0521/144-22 74
E-Mail: presse@bethel.de
Internet: www.bethel.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2011