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BERICHT/374: Der "Neue Kupferhof" - Kurzzeit-Zuhause für schwerbehinderte Kinder (Selbsthilfe)


Selbsthilfe - 2/2013

Der "Neue Kupferhof"
Kurzzeit-Zuhause für schwerbehinderte Kinder

Von Andrea Jaap



Das Team steht bereit und die Zimmer sind liebevoll ausgestattet: Nach zwei tollen Eröffnungstagen freut sich der "Neue Kupferhof" jetzt auf seine ersten "richtigen" Gäste. Nach einer Feierstunde am 19. April 2103, u.a. mit persönlichen Grußworten vom Hamburger Senator Detlef Scheele und der Bischöfin Kirsten Fehrs, nahmen am Sonntag darauf mehr als 1200 Gäste den "Neuen Kupferhof" persönlich in Augenschein. So wie das Rolli-Kind Bjarne mit seiner Mutter Sandra. Kaum wieder zu Hause posteten sie bei Facebook: "Wir waren heute bei der Eröffnungsfeier und sind von dem Angebot, den Räumlichkeiten und den vielen engagierten Mitarbeitern begeistert. Wir haben uns schon für den Herbst mal auf die Liste setzen lassen und sind sehr gespannt auf unseren "Urlaub".


Bei bestem Sonnenschein wurde der Eröffnungstag des "Neuen Kupferhofs", der vor allem ein Dankeschön an die vielen Unterstützer der letzten Jahre war, zu einem tollen Fest. Inzwischen konnte das Team des "Neuen Kupferhofs" die ersten kleinen Gäste mit großen Handicaps und ihre Familien zu ihrem Urlaubsaufenthalt begrüßen.


Die Idee

Mit dem "Neuen Kupferhof" in Hamburgs Norden wird ein Pilotprojekt Realität, dessen Anfang eine Idee von zwei Vätern war: Steffen Schumann und Frank Stangenberg, zwei der Initiatoren und Gründer des Vereins "Hände für Kinder", sind selbst Väter mehrfach behinderter Kinder. Sie wissen, dass ein Kind, das Betreuung rund um die Uhr braucht, bei aller Liebe das Leben jeder Familie auf den Kopf stellt. So gibt es bei Familie Schumann neben zwei gesunden Kindern den kleinen Noah, der mit dem seltenen Marshall-Smith-Syndrom auf die Welt kam und weder alleine essen noch trinken kann, nicht spricht und nicht läuft. Bei Familie Stangenberg zeigte der zweite Sohn, Justin, im Babyalter erste Anzeichen eines schwerwiegenden genetischen Defekts. Beide Jungs brauchen ständige, fachkundige Betreuung, die weitgehend von den Familien zu Hause geleistet wird. So entstand 2008 die Idee, ein Kurzzeit-Heim für Kinder mit erheblichen, aber nicht akut lebensbedrohlichen Handicaps, zu gründen. Diese Familien finden in der Regel keine Aufnahme in den schon bestehenden Hospizen. Für sie gab es bisher kaum Gelegenheit zum Luftholen.


Vom Verein zum Kupferhof

Als ersten Schritt gründete Steffen Schumann damals gemeinsam mit anderen Betroffenen den Verein "Hände für Kinder e.V." Dann kam ihm der Zufall zu Hilfe: "Beim Joggen im Wohldorfer Wald kam ich am Kupferhof vorbei und hatte sofort den Gedanken, dass das unser Haus ist", berichtet er und tatsächlich stand das Gebäude einige Zeit später zum Verkauf.

Nach und nach konnten Steffen Schumann und Frank Stangenberg ein komplettes, ehrenamtliches Team um sich sammeln, das tatkräftig mit anpackte. Und so wurde aus der Idee ein konkretes Projekt mit vielen Unterstützern. Finanziell engagierte sich z.B. die Hamburger Bürgerschaft und förderte - nach eingehender Prüfung des Konzepts - den Umbau des Hauses mit 500.000 Euro aus einem Sonderinvestitionsprogramm. Weitere Gelder stehen durch Zuschüsse anderer Organisationen wie "Aktion Mensch", aber auch dank vieler Einzelaktionen zur Verfügung. Sportvereine und Schulen, Firmen und Privatspender haben sich engagiert. Spendenläufe, Grillfeste, Konzerte, Tombolas und Familienfeiern wurden und werden zugunsten von "Hände für Kinder" veranstaltet.


Der "Neue Kupferhof"

Der Kupferhof liegt in Hamburg-Ohlstedt in einem parkähnlichen Gelände von ca. 10.000 m². Das hier bestehende Herrenhaus sowie der zweigeschossige Neubau bieten ideale Voraussetzungen für das betreute Kurzzeitwohnen. Insgesamt bieten die beiden Gebäude rund 2.000 m² Fläche und wurden im Zuge des Umbaus durch einen großzügigen Eingangsbereich miteinander verbunden. Der "Neue Kupferhof" ist jetzt ein freundlicher Ort mit hellen, großzügigen Räumen für die zu betreuenden Kinder und Jugendlichen. Neben Entspannungs- und Therapieräumen gibt es auch Wohnräume für Eltern und Geschwisterkinder. Durch die vollstationäre Unterbringung können die Kinder rund um die Uhr versorgt werden und die Eltern neue Kräfte für die Betreuung zu Hause sammeln.


Betreuen, pflegen, fördern

Der Betrieb des "Neuen Kupferhofes" wird als Maßnahme der Eingliederungshilfe durch den Sozialleistungsträger sowie aus Mitteln der Kurzzeit- und Verhinderungspflege mit ca. 200,- Euro/Tag finanziert werden. Geplant ist eine Aufenthaltsdauer pro Kind und Jahr im Kupferhof von ca. 20 Tagen. Damit ist der laufende Betrieb grundlegend abgesichert. Aber eben nur in der Basis: Der "Neue Kupferhof" möchte seinen kleinen und großen Gästen einiges mehr bieten, als die Träger finanzieren, damit diese mit dem optimalen Paket an neuer Energie und Anregungen wieder in den Alltag zurückkehren. Das Team von "Hände für Kinder" wird daher dauerhaft auf Spenden angewiesen sein. Erfahrene Therapeuten und Pflegekräfte werden die Kinder während ihres Aufenthaltes betreuen und neue Impulse zur Betreuung und Förderung setzen. Im "Neuen Kupferhof dürfen auf Wunsch auch die Eltern und Geschwisterkinder bleiben und sich mit den Therapeuten und anderen Familien austauschen.


Wer sich für einen Aufenthalt interessiert oder weitere Informationen haben möchte, findet diese unter:
www.haendefuerkinder.de,
per Mail: info@haendefuerkinder.de
oder telefonisch unter 040-6453252-0.

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Quelle:
Selbsthilfe 2/2013, S. 18-19
Zeitschrift der BAG SELBSTHILFE e.V.
Herausgeber: Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2013