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MELDUNG/052: Proteste gegen Genitalverstümmelung in Hambug (zwischengeschlecht.org)


zwischengeschlecht.org
Menschenrechte auch für Zwitter!
Pressemitteilung vom 10. September 2012

Inters*x-Proteste gegen Genitalverstümmelung in Hambug 13.-16.09.2012

Vorankündigung: Weitere Proteste + Infoveranstaltungen in Leipzig-Dresden-Halle vom 19.9.-30.9.2012!



Die Universität Hamburg war zentral für die Durchsetzung der systematischen Inters*x-Genitalverstümmelungen. Unbeirrbar verteidigten Professoren kosmetische Klitorisamputationen: "Die Orgasmusfähigkeit leidet durch die Klitorisentfernung nicht. Das Organ soll dabei exstirpiert werden." Heute noch werden in mindestes 5 Hamburger Kliniken medizinisch nicht notwendige "Genitalkorrekturen" an Kindern durchgeführt. Diese Woche treffen sich im Congress Center Hamburg zur "DGKJ 2012" mehrere verantwortliche Medizinerverbände.

Betroffene und Unterstützende protestieren und fordern Aufarbeitung!

• Do 13.09.2012 19:00h INFOABEND im Kulturkursraum der Universität
Von Melle Park 5 ("Wiwi Bunker" Eingang AStA Trakt)
"Inters*x-Genitalverstümmelungen in Hamburg - Geschichte und Gegenwart"
Vortrag & Diskussion mit Markus Bauer (Zwischengeschlecht.org)

• Sa 15.09. 10-18h FRIEDLICHER PROTEST "DGKJ 2012" Congress Center Hamburg CCH Am Dammtor / Marseiller Str., 20355 Hamburg, vor dem Haupteingang

• So 16.09. 11-15h FRIEDLICHER PROTEST Altonaer Kinderkrankenhaus, AKK Bleickenallee 38, 22763 Hamburg, vor dem Haupteingang

"In der Regel wird die Klitorisreduktionsplastik in Deutschland im ersten Lebensjahr durchgeführt." (DGKJ-Leitlinie 027/047 "Adrenogenitales Syndrom", Evidenzstufe: S1 = niedrigste)

Etwa jedes 1000. Kind wird mit "atypischen" körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren (sog. Zwitter, Hermaphroditen, Inters*xe). Bis heute werden diese Menschen zu 90% als Kleinkinder kosmetisch genitaloperiert. Allein in Deutschland wird JEDEN TAG in einer Kinderklinik mindestens ein wehrloses Kind irreversibel genitalverstümmelt - auch in Hamburg.

Historisch waren die Universität Hamburg und ihre Kinderkliniken das 2. wichtigste Zentrum in Europa zur Durchsetzung der systematischen Genitalverstümmelungen an Inters*x-Kindern, und in Sachen kosmetische Klitorisamputationen das wohl unbeirrbarste. Prof. Jürgen Bierich behauptete bis mindestens 1971, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass die Orgasmusfähigkeit durch Klitorisentfernungen nicht beeinträchtigt werde. Bis mindestens 1976 wurde an der Uni Hamburg gelehrt: "In der Kinderheilkunde ist die Indikation zur Klitorektomie gegeben, wenn [...] bei Mädchen ein übermäßiges Wachstum der Klitoris stattfindet."

"Indiziert ist die Korrektur auch aus ästhetisch-psychologischen Gründen. Ziel ist die Positionierung des Meatus urethrae an der Glansspitze." (DGKCH-Leitlinie 006/026 "Hypospadie", Evidenzstufe: S1 = niedrigste)

Heute noch sind in Hamburg medizinisch nicht notwendige "Genitalkorrekturen" an wehrlosen Kindern an der Tagesordnung, etwa im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), dessen Ableger Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) und in den Privatkliniken Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift, Asklepios und Helios Mariahilf.

Nächste Woche versammeln sich in Hamburg zur "DGKJ 2012" zwei der hauptsächlich verantwortlichen Genitalabschneider- Standesorganisationen, nämlich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH), um möglichst ungestört neue "Verbesserungen" ihrer menschenrechtswidrigen "Behandlungen" zu propagieren.

"Ein uneindeutiges Genitale kann eine erhebliche psychosoziale Belastung der Eltern und der Familie bedeuten." (DGKJ-Leitlinie 027/022 "Störungen der Geschlechtsentwicklung", Evidenzstufe: S1 = niedrigste)

Wir wollen bei diesen täglichen Genitalverstümmelungen vor unserer Haustüre nicht mehr länger tatenlos zusehen!

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org, bestehend aus Betroffenen und solidarischen Nicht-Zwittern, kämpft seit 5 Jahren gegen kosmetische Genitaloperationen in Kinderkliniken - und wird mit Unterstützung von enter_the_gap! und der AG Queerstudies vor Ort in Hamburg über diese menschenrechtswidrigen Praktiken informieren.

Und am Wochenende vor dem Kongress und dem Kinderkrankenhaus der Universitätsklinik friedlich protestieren - gegen die GenitalabschneiderInnen und gegen die Untätigkeit von Politik und Justiz bei diesem fortdauernden Verbrechen gegen die Menschlichkeit!

"Zudem bietet die operative Korrektur von der männlichen in die weibliche Richtung weit weniger Schwierigkeiten als umgekehrt." (DGU-Leitlinie 043/029 "Störungen der s*xuellen Differenzierung", Evidenzstufe: S1 = niedrigste)

Die Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org fordert ein Verbot von kosmetischen Genitaloperationen an Kindern und Jugendlichen sowie "Menschenrechte auch für Zwitter!".

Betroffene sollen später selber darüber entscheiden, ob sie Operationen wollen oder nicht, und wenn ja, welche.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 10. September 2012
Menschenrechtsgruppe Zwischengeschlecht.org
E-Mail: presse_at_zwischengeschlecht.info
Internet: http://zwischengeschlecht.org
Regelmässige Updates: http://zwischengeschlecht.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. September 2012