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MELDUNG/052: Südafrika - Werben für gigantisches Radioteleskop, Milliardenprojekt mit Zukunft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Juni 2011

Südafrika: Werben für gigantisches Radioteleskop - Milliardenprojekt mit Zukunft

Von Portia Crowe


New York, 21. Juni (IPS) - Der Countdown für das größte Radioteleskop der Welt läuft. Im nächsten Jahr entscheidet ein internationales Konsortium über den Standort des so genannten 'Square Kilometre Array' (SKA), um das sich Südafrika und Australien bewerben. Für Südafrika und das Forschungs- und High Tech-Potential des Landes rührt derzeit der renommierte Astrophysiker Bernard Fanaroff die Werbetrommel.

Vorgesehen ist, 2013 mit dem Aufbau des von 19 Ländern finanzierten 1,5 Milliarden Euro-Projektes mit seinen fast 4.000 Einzelantennen zu beginnen. Das SKA soll neue Erkenntnisse über die Entstehung von Galaxien bringen und Signale aus der Entstehungsgeschichte des Alls empfangen können.

"Alle reden von Afrikas viel versprechender wirtschaftlicher Zukunft", sagte Fanaroff. Bessere Anschubmöglichkeiten als innovative Wissenschaftsprojekte wie das SKA-Projekt seien kaum denkbar. "Sie werden Afrikas junge afrikanische Wissenschaftlergeneration inspirieren und zum Bleiben bewegen und den Exodus afrikanischer Wissenschaftler umkehren", betonte er aus Anlass einer Präsentation des südafrikanischen SKA-Konzepts in London, an dem sich acht weitere afrikanische Länder (Botswana, Ghana, Kenia, Madagaskar, Mauritius, Mosambik, Namibia und Sambia) beteiligen wollen.


Investitionen und Arbeitsplätze

Als Südafrikas SKA-Projektleiter verwies er auch auf den direkten wirtschaftlichen Nutzen des Megateleskops. Es werde Investitionen ins Land bringen und Arbeitsplätze schaffen. "Der jährliche Betrieb wird auf rund 150 Millionen Euro geschätzt", berichtete Fanaroff.

In Südafrika gebe es auch nach dem Abzug der Rüstungsindustrie nach dem Ende der Apartheid eine starke High-Tech-Industrie. "Besonders der rasch wachsende Informations- und Kommunikationssektor bringt Afrikas wirtschaftliche Entwicklung voran", betonte er.

Im Gespräch mit IPS zeigte er sich zuversichtlich, dass viele abgewanderte Wissenschaftler zurückkehren, falls Südafrika den Zuschlag für den Bau des Weltklasseteleskops erhält. "Schon jetzt beobachten wir, dass sich immer mehr international anerkannte Wissenschaftler in Südafrika niederlassen. Nicht allein die Verdienstmöglichkeiten, sondern vor allem die wissenschaftlichen Herausforderungen bringen sie dazu", betonte Fanaroff. Zudem werde das SKA-Projekt den naturwissenschaftlichen Fächern großen Zulauf bescheren und Südafrikas junge Wissenschafter im Land halten.


Unter jungen Menschen Interesse für Wissenschaften wecken

Im Rahmen des südafrikanischen SKA-Projektes werden einheimischen sowie 49 ausländischen Studenten und Doktoranden 292 Stipendien und Studienkredite angeboten. "Südafrikas Schulsystem können wir leider nicht wesentlich ändern", bedauerte er. "Wir hoffen jedoch, mit finanzieller Förderung mehr junge Leute für Naturwissenschaften wie Physik und Astronomie zu interessieren."

Die Regierung von Staatspräsident Jacob Zuma hat dem SKA-Projekt bereits 130 Millionen Dollar an Eigenbeteiligung zugesagt. Als Standort ist die Provinz Northern Cape mit der dünn besiedelten Halbwüstenregion Karoo vorgesehen.

Doch die ehrgeizigen Regierungspläne stoßen nicht überall auf Zustimmung. Fanaroff zeigte Verständnis für Kritiker, die südafrikanische Investitionen in Wohnungsbau, Verkehr und Bildung für dringlicher halten als Fördergelder für die Astronomie. "Wir brauchen aber auch langfristige Visionen für Südafrika und für den afrikanischen Kontinent", bekräftigte er. (Ende/IPS/mp/2011)


Link:
http://www.ska.ac.za/
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2011