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INTERVIEW/023: Die DPG stellt vor - selbstredend ...    Prof. Dr.-Ing. Klaus Hofer im Gespräch (SB)



Eigentlich ist Prof. Dr.-Ing. Klaus Hofer Ingenieur und Erfinder. Nach einigen Jahren als Entwicklungsingenieur in der Industrie wurde er 1985 an die Fachhochschule Bielefeld gerufen und vertritt dort bis heute die Fachgebiete elektrische Maschinen, Leistungselektronik, Antriebstechnik, Antriebssysteme und Elektrotraktion in Lehre und Forschung. Darüber hinaus lehrt er als Privatdozent an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld über intelligente Antriebssysteme für die Robotik, ist als Hauptgutachter in der industriellen Forschung tätig sowie Mitglied, Bevollmächtigter und Gutachter des Internationalen Berufsverbands für Ingenieure (IEEE). Erfunden hat er auch schon einiges, etwa den binären Beobachter [1] oder ein Elektrofahrzeug mit linearem Allradantrieb, das nach dem gleichen Prinzip wie die Hochgeschwindigkeits-Magnetschwebebahn TRANSRAPID funktioniert (Line Car), und ein potentiell trendiges "elektrisches Einrad-Fahrzeug" auf breitem Rad, dessen Elektromotor Kippbewegungen automatisch ausgleicht (UniCyc) und das nach dem Prinzip des "inversen Pendels" konstruiert wurde. [2] Letzteres hat vor 15 Jahren viel Furore gemacht, als Hofer das noch nicht ausgereifte Fahrzeug beim Patentamt anmeldete und sich manche ein lukratives, trendiges Fortbewegungsmittel davon erhofften. Seither hört oder sieht man kaum etwas davon, vielleicht deshalb, weil der Konstrukteur nie etwas an seinen Erfindungen verdienen wollte. Vielleicht schien dem erklärten "Autofreien" aber auch der Gedanke, ein "nur" umweltfreundlicheres "Spaßmobil" zu entwickeln, nicht mehr konsequent genug.

Der Autor von neun Fachbüchern beim VDI- und VDE-Verlag (Verein Deutscher Ingenieure und Fachverlag für Elektrotechnik und Informationstechnik), Schriftsteller und Verleger mehrerer Science Fiction Romane befaßt sich aber auch mit theoretischer Physik, Neurowissenschaften, Philosophie und Religion. Seine eigenen Erkenntnisse und Schlußfolgerungen dazu stellt er Interessierten in Form von Studien oder Büchern kostenlos zum Download von seiner privaten Webseite zur Verfügung. [3] Neben der Forschung und Entwicklung an nachhaltiger Technik sieht Klaus Hofer seine Aufgabe immer mehr darin, andere Menschen zu ermutigen, sich - wie er selbst - persönlich für Mißstände auf der Welt zu engagieren.

Als Motivation reiche dafür der christliche Glaube in einer Welt nicht mehr aus, in der die Wissenschaft die Schöpfungsgeschichte der Bibel längst widerlegt hat und in der abermillionen Menschen ohne die Gewähr ihrer vermeintlich verbürgten Menschenrechte - sinnvolle Beschäftigung, ein Dach über dem Kopf und ausreichende Nahrung - leben. Es gibt aber seiner Ansicht nach ausreichend einfache und wissenschaftlich abzuleitende Gründe, umzudenken: Im Urknall war alles eins und deshalb haben alle Dinge des Universums miteinander zu tun. Eine Unterteilung in getrennte Fach- und Wissensgebiete ist Klaus Hofers Ansicht nach schon deshalb nicht länger vertretbar. Philosophie, Physik, Biologie und Kosmologie basieren seiner Überzeugung nach auf gemeinsamen Grundprinzipien.

Am dritten Tag der DPG-Frühjahrstagung der Sektion Materie und Kosmos in Bremen (13.-17. März 2017), nutzte er die von der Arbeitsgruppe Philosophie in der Physik (AGPhil) zur Verfügung gestellte Plattform "für den freien Austausch von Meinungen ohne ideologische Scheuklappen", um seine eigene Welt-Theorie mit dem Vortrag "Aufbau und Funktion der Welt" vorzustellen. [4]

Angefangen beim Urknall, aus dem die gesamte Materie hervorgegangen sein soll, erkennt er eine stoffliche oder nicht stoffliche Verbindung zwischen allem, was existiert, die er mit Hilfe der Stringtheorie auf ein komplexes Zusammenspiel zwischen Energie, Masse und Information zurückführt. Im physikalischen Mikrokosmos und Makrokosmos, wie auch in den dazwischen liegenden Dimensionen macht sich ein wiederkehrendes evolutionäres Grundmuster bemerkbar. Darin sieht er aber auch die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung: sowohl an atomaren und subatomaren Bereichen als auch an überdimensionalen Vorstellungen müsse die menschliche Erkenntnisfähigkeit scheitern. Unsere Aussagen und Theorien darüber könnten nur spekulativ bleiben.

Über die teilweise widersprüchliche Herleitung werden Physiker, Philosophen, Evolutionsbiologen und Kosmologen sicher unterscheidlicher Ansicht sein, das Fazit des Antriebs-Experten steht für sich:

"Alles in allem bleibt die ernüchternde Erkenntnis, dass wir Menschen weder subatomare Gegenstände und Lebewesen noch galaktische Gegenstände und Lebewesen wahrnehmen können. Darum sollten wir unseren Wissensdrang ausschließlich auf die unentdeckten, irdischen Phänomene lenken und die enormen Ausgaben und Anstrengungen zur Erforschung der spekulativen Grenzbereiche sinnvoller in den Schutz der Umwelt, der Armen und Hungernden stecken."

Im Anschluß an eine Diskussion mit den Teilnehmern der Fachsitzung ergab sich ein Gespräch mit dem Referenten:


Foto: © 2017 by Schattenblick

"Man muß über die Physik hinauswachsen. Sie ist sehr theorielastig."
Prof. Dr.-Ing. Klaus Hofer
Foto: © 2017 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Herr Prof. Hofer, wenn ich es richtig verstanden habe, sind Sie Physiker?

Prof. Dr.-Ing. Klaus Hofer (KH): Nein, ich bin Ingenieur. Das ist mir wichtig. Hören Sie sich die Vorträge im Rahmen dieser Veranstaltung doch mal an. Physiker rechnen sich den Wolf im Nirwana. In ihren Ausführungen werden Leben oder Vorstellungen von Moral selten berücksichtigt.

SB: In Ihrem Vortrag sprachen Sie recht nüchtern vom Menschenleben, das Sie als organisierten Massehaufen von 10 hoch 27 Atomen bezeichnen, die alle 7 Jahre ersetzt werden. Haben Sie eine eigene Definition von Leben?

KH: Leben ist definiert als eine Verbindung von Atomen bei reduzierter Entropie. Entropie bedeutet Unordnung. Wenn sich die Ordnung erhöht, wird die Unordnung geringer. Und umgekehrt, wenn Sie sterben, dann nimmt ihre Entropie wieder zu.

SB: Sie leiten ihre Weltanschauung oder SEMI-Theorie logisch aus jüngeren Erkenntnissen und Theorien der Physik ab. Was hat Sie dazu bewogen, quasi neben dem christlichen und dem naturwissenschaftlichen Weltbild noch eine eigene Weltanschauung zu entwerfen?

KH: Ich habe schon immer ein großes Herz für die Umwelt, aber auch für die Armen und das Elend in der Welt gehabt. Ich arbeite ehrenamtlich in Gefängnissen und an Schulen. Außerdem habe ich mit meiner Frau 13 Kinder aus verschiedenen Ländern der Dritten Welt adoptiert, ich fahre auch seit 14 Jahren nicht mehr Auto. So etwas wie ein Handy oder Smartphone hatte ich ohnehin noch nie. Ich lebe so, weil ich finde, den Menschen sollte allmählich mal klar werden, daß sie genug besitzen. Es reicht!

Ich weiß nicht, ob Ihnen der ökologische Fußabdruck ein Begriff ist, oder ob Sie schon von dem Slavery Footprint gehört haben? [5] Das sind Fakten. Unter diesen Begriffen können Sie auch Zahlen finden. Jeder Durchschnittsbürger beutet für seine Kleidung, seine Elektronik und seine Eßgewohnheiten mindestens 25 Sklaven in der Dritten Welt aus. Ob Sie Ihre Kleidung billig im Textilien-Discount einkaufen oder was Sie sonst noch tun: Abermillionen armer Kindersklaven in der Dritten Welt werden dafür vierzehn Stunden täglich zu Erwachsenarbeit unter unwürdigen Bedingungen und ohne jede Perspektive gezwungen. [6]


Ein Kind beim Trocknen von Kakaobohnen in Venezuela - ein anderes beim Sammeln von Recycling-Müll in Brasilien. - Foto links: by Electrolito CC-BY-SA-3.0 [http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0], via Wikimedia Commons, Foto rechts: By Marcello Casal Jr./Agência Brasil CC BY 2.5 br [http://creativecommons.org/licenses/by/2.5/br], via Wikimedia Commons

Ob Fein- oder Dreckarbeit - schon ab drei bis vier Jahren müssen manche Kinder 'mehr einbringen' als sie ihren Eltern an Unterhalt kosten.
Foto links: by Electrolito CC-BY-SA-3.0
[http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0], via Wikimedia Commons
Foto rechts: By Marcello Casal Jr./Agência Brasil CC BY 2.5 br
[http://creativecommons.org/licenses/by/2.5/br], via Wikimedia Commons

Mich treibt das schon lange um. Diese Menschen tun mir leid. Dieses Elend ist eines der Dinge, die mich motivieren. Das andere ist die Grundfrage der Menschheit, die ich mir natürlich auch stelle: Diese Ungerechtigkeit kann einfach nicht gottgegeben sein. Wenn es aber keinen "lieben Gott" gibt, den es ja nicht zu geben scheint, wenn er selbst todkranken oder verhungernden Kindern seine göttliche Hilfe verweigert, wie ist es dann wirklich? Man zweifelt, daß der Humbug, der in der Bibel steht, wahr ist. Denn was hat so ein kleines Kind verbrochen, daß es gerade in Kalkutta auf die Welt kommt? Und was macht mein Privileg aus, hier auf die Welt gekommen zu sein? Ein Gott müßte für alle Menschen gleichermaßen da sein. Wie ich aber in meinem Vortrag gezeigt habe, kam die Welt am Anfang auch Milliarden Jahre lang ohne Gott aus. Ich habe das die gottlose Phase genannt. Doch was gab es dann stattdessen?

Wenn man einmal davon ausgeht, daß unser Universum und alles, was sich darin befindet, aus einem winzigen, verdichteten Punkt entstanden ist, und alles mit dem Urknall angefangen hat, dann hat auch konsequenterweise alles miteinander zu tun. Ich kann doch nicht, wenn ich auf einem Baum sitze, behaupten, die Wurzel gehe mich nichts an.

Ebenso haben jede Idee, jede Philosophie, Physik und Moral miteinander zu tun. Sobald Sie das begreifen, werden Sie eine Menge Beispiele finden. Ich habe ein Buch darüber geschrieben, das ich kostenlos zum Download anbiete. Darin beschreibe ich, was man überhaupt mit Rücksicht auf die Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit wissen kann. Alles können wir nämlich nicht wissen oder erklären. Allerdings so, wie wir es gerne hätten und wie es uns immer beigebracht wurde, ist es nicht. Es gibt keinen Gott, der auf mich heruntersieht und dafür sorgt, daß es mir gut geht. Die Tatsache, daß es einem anderen schlechter geht, müßte dann ja heißen, er sieht den anderen weniger als mich. Das sind doch kranke Vorstellungen, die noch aus dem Mittelalter stammen. Die fundamentalen Erkenntnisse moderner Philosophie, String-Physik, Gentechnik und Neurowissenschaften zur Schöpfung sind hingegen unangenehm und ernüchternd.

SB: Sie haben in Ihrem Vortrag die Grenzen des Wissens oder auch der Wahrnehmung aufgezeigt und gesagt, wir könnten nicht über unsere Reichweite der Wahrnehmung hinweg in das Universum hinaussehen und vieles vermutlich nie erklären. Heißt es nicht ebenso, wir können nichts über Gott wissen, weil das unsere Erkenntnisfähigkeit überfordert?

KH: Es gibt keinen Gott.

SB: Aber halten Sie nicht gerade dadurch, daß Sie die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit festlegen, gleichzeitig noch eine metaphysische Option offen? Muß man nicht an jede theoretische Spekulation ebenfalls glauben, zumindest wenn man sie in irgendeiner Form nachweisen will?

KH: Ich habe einen guten Freund, der Physiker ist und fromm. Er wirft mir häufiger vor, daß ich meine Theorie nicht beweisen könne. Dann frage ich ihn, 'und was ist mit Dir, kannst Du die Existenz Deines lieben Gottes beweisen?' Natürlich nicht. Ich kann mir aber vorstellen, wie dieser Glaube entstanden ist. Wenn Sie 3.000 Jahre zurückdenken und sich einmal den Jesus als jungen Mann vorstellen, dann hielten er und seine Zeitgenossen die Erde noch für eine Scheibe. Nach heutigem Kenntnisstand waren sie unwissend und strohdumm. Aber sie hatten damals die gleichen Gehirne, Bedürfnisse und auch Fragen wie wir heute: 'Woher komme ich, wohin gehe ich?' Von Urknall, von Strings oder Atomen wußte man damals noch nichts. Also haben sie sich ersatzweise Götter erschaffen, sich ein Weltbild und eine Schöpfungsgeschichte gezimmert und damit den ganzen Unsinn in die Welt gesetzt. Sie kannten ja nur Feuer, Wasser, Erde, Luft, also haben sie diese zu den Naturelementen erklärt, aus denen alles entstanden ist. Diese Vorstellungen sind nicht mehr zeitgemäß, werden aber nach wie vor noch gelehrt. Neulich habe ich meinen Sohn gefragt, was die Naturelemente sind. Er meinte: "Feuer, Wasser, Erde, Luft." Ich fragte ihn: "Woher weißt Du das?" - "Ja, aus dem Religionsunterricht." Ich finde es hanebüchen, so etwas den jungen Menschen einzutrichtern. Religion ist etwas von vorvorgestern, als die Leute nichts anderes wissen konnten. Ich hätte ja gar nichts dagegen, wenn es einen "Himmel" gäbe, aber was soll da oben schon sein? Da ist Vakuum, da ist es arschkalt, da ist einfach nichts!

SB: Reicht denn die physikalische Erkenntnis nach dem heutigen Kenntnisstand überhaupt aus, um diese existentiellen Fragen ausreichend zu beantworten?

KH: Man muß über die Physik hinauswachsen. Sie ist sehr theorielastig. Doch die Vorgaben, die Jesus und die ersten Christen seinerzeit den Menschen predigten, daß man anständig, sinnerfüllt, demütig und bescheiden leben sollte, waren gar nicht so falsch. Doch woher kamen sie? Ich kann es Ihnen erklären: Bei jedem Menschen wurden diese moralischen Leitlinien von der Evolution über die Gene in seinem Schläfenlappen organisch hinterlegt. Manche nennen es Gottescode, die Philosophen nennen es den Paradiesgedanken, ich nenne es evolutionäre Moral. Jeder Mensch, ob gottesgläubig oder nicht, hat sie. Man kann sie sogar fühlen.

Ob ich diese Moral aber religiös begründe oder physikalisch und naturwissenschaftlich nüchtern, ist im Endeffekt gleich, solange das Richtige herauskommt. Aber ich habe persönlich ein Problem mit dem religiösen Weg. Denn die ganzen Hintertürchen, die die Kirche anbietet, mit Beichte und Absolution oder dem Ablaß-Versprechen 'Wenn du bezahlst, kommst du in den Himmel', die gibt es nicht. Die sind hausgemacht und verlogen.

SB: Was könnte denn die theoretische Physik dazu beitragen, die Probleme der Welt, Armut, Hunger, Elend, von denen Sie anfänglich gesprochen haben, zu lösen?

KH: Die Physiker können das überhaupt nicht. Das können nur Menschen mit Verstand. Wenn Sie Ihren Verstand benutzen, dann kommen Sie ganz von selbst auf die Schlußfolgerungen, die ich Ihnen vorgetragen habe, denn der Verstand ist der Wahrheit verpflichtet. Die Wahrheit geht aber über die Physik hinaus. Die Physik erklärt, wenn Sie so wollen, das Zusammenspiel der drei Elemente: Energie, Masse und Information. Darüber hören Sie auf dieser Tagung sehr viel. Da sieht man Formeln bis zum Geht-nicht-mehr. Energie, Masse und Information sind die drei grundlegenden Elemente, die es gibt. Es gibt aber auch noch einen evolutionären Dreiklang: Leben, Moral und Tod. Diese drei sind nicht voneinander zu trennen. Die Frage nach der Moral, danach, was Leben - also menschliches und würdiges Leben - ist, wird uns bis in den Tod beschäftigen.

SB: Würden Sie sagen, daß Ihre Argumentation noch auf physikalisch-wissenschaftlichen Füßen steht?

KH: Ja natürlich, das können Sie auf meiner Homepage nachlesen. Ich bin der erste, der den Begriff der Moral skaliert hat. Man kann genau berechnen, wie umweltfreundlich sich jemand wirklich verhält, auch wenn er denkt, er würde schon eine Menge machen, zum Beispiel den Müll trennen und so weiter. Das habe ich getan. Und ebenso kann man mit Hilfe des Slavery Footprint berechnen, ob man wirklich der gute Mensch ist, für den man sich hält. Es reicht doch nicht, in die Kirche zu gehen und ein bißchen zu spenden, nein. Um das aber zu erkennen und zu berechnen, brauchen Sie die Gesetze und Definitionen der Physik, etwa für die Energie, um den ökologischen Fußabdruck zu bestimmen.

Wenn Sie sterben, findet in Ihrem Gehirn eine gefühlsechte Animation statt. Vielleicht haben Sie schon einmal von den Nahtod-Erlebnissen gehört. Dabei werden unsere im Großhirn abgespeicherten Erinnerungen mit den moralischen Vorgaben der Evolution abgeglichen. So erfolgt im Sterben ein gerechter Ausgleich. Ob Sie das Himmel oder Hölle nennen, oder Albtraum oder Glückstraum dazu sagen, es handelt sich um das gleiche Phänomen. Niemand kommt daran vorbei. Wenn Sie ein Scheißleben geführt haben, dann werden Sie im Moment des Sterbens dafür bestraft. Das ist die Quintessenz meiner langjährigen Untersuchungen. Und das befriedigt mich ein bißchen.

SB: Verstehe ich das richtig, Sie führen auch selbst Untersuchungen oder Experimente in diese Richtung durch?

KH: Nein, das läßt sich alles berechnen. Die Energieeinheiten sind dabei gar nicht wichtig. Zusammen mit dem ökologischen Fußabdruck kann man das skalieren. Bildet man den Quotienten aus dem von der Natur vorgesehenen Energieverbrauch und dem tatsächlichen Verbrauch, ergibt sich ein Faktor zwischen 10 und 200, je nachdem ob man sein Einkommen für Benzin oder Nahrung oder beides ausgibt. Aber das ist harte Kost. Die wenigsten wissen, wo sie da stehen.

Da gibt es Leute, die predigen Demut, Bescheidenheit und Nächstenliebe und bilden sich womöglich noch ein, in den Himmel zu kommen. Wenn aber einer 12.000 Euro im Monat verdient, hat er ungefähr 100 Erben und ungefähr 100 Sklaven, die er für sein Gehalt ausbeutet. Was soll man denn dazu noch sagen? Tatsächlich umweltfreundlich sind Bettler, Studenten, Rentner und vielleicht noch Geringverdienende. Da ist die Schwelle. Wir anderen verbrauchen mehr als die Natur uns zugesteht, beziehungsweise verkraften kann. Das ist ein Verbrechen, auch an den Armen.

SB: Werden Sie denn gehört hier unter den Physikern?

KH: Bei den jungen finde ich Resonanz. Ich habe natürlich nur Freunde in meinem Alter, die auch ein bißchen Geld haben. Und wenn ich denen meine Theorie erkläre, dann denken sie, der spinnt. Sie haben ganz andere Interessen. Beispielsweise habe ich gestern in der Zeitung gelesen, bei der jüngeren Generation gehört das Auto nicht mehr zum Statussymbol. Aber in meinem Freundes- und Bekanntenkreis werden die Autos immer dicker. Ich halte das für bescheuert und das sage ich dann auch. Das ist doch nicht sinnerfüllt. Helft lieber den Kindern in der Schule, die keinen haben, der ihnen beisteht. Dann habt Ihr ein gutes Gefühl. Fahrt Fahrrad und laßt die blöde Schrottlaube weg. Doch damit werden Sie zu einem einsamen Rufer. Man muß aufpassen, daß man überhaupt noch Freunde hat. Das will doch keiner hören.

Es ist aber die Wahrheit, die sich im Laufe der Evolution herauskristallisiert hat. Und genau darauf versuche ich die Menschen ein bißchen hinzuweisen. Wer das nicht will, der läßt es nicht zu.

SB: Herr Prof. Hofer, herzlichen Dank, daß Sie sich für uns Zeit genommen haben.


Anmerkungen:

[1] mehr dazu finden Sie hier:
https://www.tib.eu/en/search/id/tema%3ATEMAE88090681048/Binaere-Beobachter-in-elektrischen-Antrieben/?tx_tibsearch_search%5Bsearchspace%5D=tn

[2] https://www.welt.de/print-welt/article421729/Intelligentes-Einrad-haelt-den-Fahrer-in-Balance.html

Das Fortbewegungsmittel soll verschleißfrei ohne Ketten, Zahnritzel und Schmierstoffe auskommen. Es wurde in seinem Leistungsprofil nach der ökologischen Formel seines Erfinders, Klaus Hofer, je sparsamer ein Fahrzeug sein soll, desto langsamer, leichter und spartanischer muss es sein, ausgelegt. Die elektrische Energie zum Fortbewegen des flotten Einsitzers kommt aus einer Solar-Steckdose und wird in sogenannten "ultra-caps" gespeichert. Das sind neuartige Hochleistungs-Elektrokondensatoren, die in nur wenigen Sekunden wieder aufgetankt werden können und damit den alten Nachteil der langen Ladezeiten von Batterien nicht aufweisen sollen.

[3] Auf der Semilogie-Webseite von Prof. Dr. Klaus Hofer lassen sich auch seine Vorträge, Studien, Aufsätze und Bücher herunterladen, die sich mit der von ihm entwickelten SEMI-Theorie (Schöpfung, Energie, Masse, Information) befassen und in der er aus modernen Erkenntnissen der Physik eine Weltanschauung kreiert, die im Wesentlichen auf dem Verstand und der Vernunft als eigenständige Größen basiert.
http://www.semilogie.com/39994.html

[4] Den Text zum Vortrag "Aufbau und Funktion der Welt", den Prof. Dr. Hofer auf der DPG-Frühjahrstagung in Bremen hielt, finden Sie hier:
http://www.semilogie.com/media/18063bfb791a6643ffff8083fffffff0.pdf

[5] Der von Mathis Wackernagel und William Rees geprägte Begriff, ökologischer Fußabdruck (auch englisch Ecological Footprint) steht für die Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion von Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie benötigt werden, aber z. B. auch zur Entsorgung von Müll oder zum Binden des durch menschliche Aktivitäten freigesetzten Kohlenstoffdioxids. Die Werte werden in Globalen Hektar pro Person und Jahr angegeben. Danach entspricht der ökologische Fußabdruck eines Europäers z.B. 4,7 gegenüber eines Menschen in Afrika 1,4.
Mehr zum Slavery-Footprint finden Sie hier:
http://globalmagazin.com/blog/slavery-footprint-zaehle-deine-sklaven/ und
http://slaveryfootprint.org/

[6] Ein weiteres Beispiel für die Ausbeutung von Kindern finden Sie hier:
http://www.schattenblick.de/infopool/natur/chemie/chula283.html


Zur Frühjahrstagung der Sektion Materie und Kosmos sind bisher, mit dem kategorischen Titel "Die DPG stellt vor" versehen, im Pool NATURWISSENSCHAFTEN → REPORT erschienen:

BERICHT/004: Die DPG stellt vor - Verantwortung der Wissenschaft ...(SB)
BERICHT/005: Die DPG stellt vor - Endlichkeit nicht vorgesehen ...(SB)

INTERVIEW/009: Die DPG stellt vor - unzureichend treibt voran ...   Prof. Dr. Claus Lämmerzahl im Gespräch (SB)
INTERVIEW/010: Die DPG stellt vor - Schwingungen und Perspektiven ...Prof. Dr. Klaus Fredenhagen im Gespräch (SB)
INTERVIEW/011: Die DPG stellt vor - fortschreitendes Verständnis (Teil 1) ...    Prof. Dr. Domenico Giulini im Gespräch (SB)
INTERVIEW/012: Die DPG stellt vor - das Mögliche auch nutzen ...    Prof. Dr. Dr. Claus Beisbart im Gespräch (SB)
INTERVIEW/013: Die DPG stellt vor - die Maßstäbe prüfen ...    Martina Gebbe im Gespräch (SB)
INTERVIEW/014: Die DPG stellt vor - unbekannten Emissionen auf der Spur ...    Dr. Stefan Schmitt im Gespräch (SB)
INTERVIEW/015: Die DPG stellt vor - Zusammenschau ...    Dr. Irena Doicescu im Gespräch (SB)
INTERVIEW/016: Die DPG stellt vor - Vermächtnis der Vergleiche ...    Dipl. Ing. Stefanie Bremer im Gespräch (SB)
INTERVIEW/017: Die DPG stellt vor - fortschreitendes Verständnis (Teil 2) ...    Prof. Dr. Domenico Giulini im Gespräch (SB)
INTERVIEW/019: Die DPG stellt vor - Wissenschafts- und Selbsterkenntnis ...    Prof. Dr. Hardi Peter im Gespräch (SB)
INTERVIEW/020: Die DPG stellt vor - Ursuppe der Forschung ...    Dr. Ralf König im Gespräch (SB)
INTERVIEW/021: Die DPG stellt vor - bis zum letzten Augenblick ...    Dr. Rolf König im Gespräch (SB)
INTERVIEW/022: Die DPG stellt vor - Ozon und sein doppeltes Gesicht ...    Prof. Dr. Markus Rex im Gespräch (SB)

24. April 2017


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