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FORSCHUNG/547: Von sehr großen und sehr kleinen Kräften (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 12.11.2008

Von sehr großen und sehr kleinen Kräften

DFG bewilligt der Universität Jena neues Graduiertenkolleg "Quanten- und Gravitationsfelder"


Jena (12.11.08) Auf der Suche nach dem, um mit Goethe zu sprechen, "was die Welt im Innersten zusammenhält" sind die Physiker bereits weit vorgedrungen. Es existiert ein sehr erfolgreiches Standardmodell der Teilchenphysik. "Es muss aber verbessert werden", ist sich Prof. Dr. Andreas Wipf von der Universität Jena sicher. Und sein Kollege Prof. Dr. Holger Gies ergänzt auch mit Blick auf den neuen Teilchenbeschleuniger des CERN in Genf: "Wir wissen nicht, was kommt. Aber wir wissen, dass etwas Neues kommen muss. Es geht um neue theoretische Grundlagen".

Und diesem Neuen, diesen möglicherweise supersymmetrischen Theorien jenseits des Standardmodells, können Jenaer Physiker und Mathematiker nun mit neuer Kraft auf die Spur kommen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat gerade der Friedrich-Schiller-Universität das Graduiertenkolleg "Quanten- und Gravitationsfelder" genehmigt. Ab April 2009 stehen für zunächst 4,5 Jahre rd. 2,2 Millionen Euro zur Verfügung. Damit werden v. a. 12 Stipendiaten gefördert, die in dem neuen strukturierten Ausbildungsprogramm durch weitere 12 an der Universität forschende Kollegiaten ergänzt werden.

Die Jenaer Wissenschaftler erwarten hervorragende Bewerbungen auf die Stellen, die demnächst ausgeschrieben werden. "Wir in Jena haben das einzige Theorie-Institut in Deutschland, wo diese Kombination aus Quanten- und Gravitationsphysik angeboten wird", sagt Kolleg-Sprecher Wipf. "Wir können den Studierenden versprechen, von mathematischen und theoretisch-physikalischen Grundlagen über Rechentechniken bis hin zu Anwendungen, etwa in kalten Gasen und Spintronik, alles beizubringen", reißt der Jenaer Lehrstuhlinhaber für Quantentheorie das Ausbildungsprofil an.

Das weltweit anerkannte Jenaer Theorie-Institut arbeitet im neuen Graduiertenkolleg nicht nur in besonderer Weise mit Mathematikern der Universität und rd. 30 Partnern aus 15 Ländern zusammen. Es wird darüber hinaus einen intensiven Kontakt zum Jenaer Sonderforschungsbereich (SFB)/Transregio 7 "Gravitationswellenastronomie" geben. Dieser renommierte Forschungsverbund "verspricht sich durch das Graduiertenkolleg ein deutlich gestärktes Fundament seiner Aktivitäten", freut sich SFB-Sprecher Prof. Dr. Bernd Brügmann mit seinen Kollegen auf die zukünftigen Doktorandinnen und Doktoranden.

Vor ihnen liegt bei aller Spezialisierung ein breites Themenfeld an der Schnittstelle zwischen Feldtheorie, Differenzialgeometrie und Numerik. So soll mit Hilfe der gegenseitigen innovativen Befruchtung von Physik und Mathematik nach gänzlich neuen Erkenntnissen in der Physik geforscht werden. Es wird dabei u. a. um Fermionische Systeme gehen. Das sind Teilchen mit einem bestimmten Drehimpuls, die bei starken Wechselwirkungen im Gleichtakt schwingen und im Kollektiv neue Materiezustände bilden können. Sie werden im Labor in ultrakalten Gasen erzeugt oder kommen im Inneren von Neutronensternen vor. Wie diese Fermionischen Systeme funktionieren und aus den Erkenntnissen neue Modellsysteme schaffen, sind einige der vielen Aufgaben im frischen Graduiertenkolleg. Auch neue Erkenntnisse zu Effekten der Raumzeit und der Geometrie Schwarzer Löcher hoffen die Jenaer Wissenschaftler dank der neuen Doktorandenschmiede zu gewinnen.

Dabei setzen die Forscher nicht nur auf Erkenntnisse und Theorien, sondern erwarten auch "zukunftsorientierte physikalische Anwendungen", betont Prof. Wipf. Denn die Theorie der Quantenfelder, die die Kraft zwischen Elementarteilchen beschreibt, sei ebenso wie die auf großen Skalen dominierende universelle Gravitationskraft von herausragender Bedeutung für neue Entwicklungen, etwa in der Astro- und Festkörperphysik oder in der Mikro- und Nanotechnologie, sind sich die Jenaer Physiker und Mathematiker sicher.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Axel Burchardt, 12.11.2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. November 2008