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MELDUNG/183: Überraschende Zunahme des Meereises am Südpol offenbar Folge des Klimawandels (idw)


Justus-Liebig-Universität Gießen - 30.01.2017

Überraschende Zunahme des Meereises am Südpol offenbar Folge des Klimawandels

• Berechnungen Gießener Physiker lassen auf menschengemachte Ursachen schließen
• Natürliche Schwankungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen


Wie Satellitenaufzeichnungen zeigen, hat die Ausdehnung des Meereises in der Antarktis seit 1979 deutlich zugenommen. Dieser Befund ist überraschend, da am Nordpol das Meereis in den letzten Jahrzehnten deutlich als Folge der globalen Klimaerwärmung abgenommen hat. Auch für die Südpolregion sagen die gängigen Klimamodelle eine ähnliche Entwicklung voraus. Ein deutsch-chinesisches Forscherteam rund um die Physiker Prof. Dr. Armin Bunde, Dr. Josef Ludescher und Dr. Naiming Yuan der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist nun der Frage nachgegangen, ob sich die beobachtete Zunahme des Meereises noch im Rahmen seiner natürlichen Schwankungen bewegt und damit lediglich die erwartete Abnahme des Meereises kurzfristig maskiert - oder ob die Zunahme selbst, so erstaunlich das klingt, menschengemacht sein kann.


Zur Klärung dieser Frage setzten die Forscher moderne Methoden der Statistischen Physik ein, mit denen die natürlichen Schwankungen des Meereises modelliert und damit von menschengemachten Trends unterschieden werden können. Die Berechnungen ergaben, dass eine natürliche Schwankung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Damit gehen die Wissenschaftler davon aus, dass auch für die Zunahme des Meereises der menschengemachte Klimawandel verantwortlich sein muss. Als Ursachen kämen zum Beispiel Blockaden in Folge der Klimaerwärmung in Frage, die dafür sorgen, dass in der Antarktis die warmen Nordwinde ausbleiben. Signifikant ist die Zunahme des Meereises vor allem in der Region Rossmeer.

"Der genaue Mechanismus muss noch erforscht werden", sagt Prof. Bunde. "Eine Trendumkehr ist unseren Berechnung zufolge in den nächsten Jahrzehnten aber eher nicht zu erwarten." Eine Prognose darüber, ob das in den gängigen Klimamodellen befürchtete Abschmelzen des antarktischen Meereises ausbleiben wird, möchten die Gießener Forscher aber nicht abgeben. Trotzdem bestehe Anlass zur Hoffnung: "Ich würde mir größere Sorgen um zukünftige Überschwemmungen machen, wenn die antarktischen Temperaturen ähnlich wie in der Arktis steigen und das Meereis am Südpol ebenso auf dem Rückzug wäre", erklärt Prof. Bunde.

Publikation
Naiming Yuan, Minghu Ding, Josef Ludescher & Armin Bunde:
Increase of the Antarctic Sea Ice Extent is highly significant only in the Ross Sea.
Scientific Reports 7, 41096;
doi: 10.1038/srep41096 (2017).


Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot - von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften - bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System - ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture - GCSC).

Weitere Informationen unter:
http://www.nature.com/articles/srep41096

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution217

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Justus-Liebig-Universität Gießen, Lisa Dittrich, 30.01.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2017

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