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WETTER/178: Agrarwetter im Herbst 2014 (Deutscher Wetterdienst)


Deutscher Wetterdienst - Pressemitteilung vom 15.12.2014

Deutscher Wetterdienst zum Agrarwetter im Herbst 2014
Ein ungewöhnlich warmer Herbst - Vegetation kam nicht zur Ruhe



Offenbach, 12. Dezember 2014 - Deutlich zu warm, trocken und leicht trüb zeigte sich der Herbst 2014. Besonders die warme und trockene Witterung im September kam den Ernte- und Bestellarbeiten zugute. Im ebenso milden, dabei aber eher nassen Oktober hing es von der jeweiligen Bodenbefahrbarkeit ab, ob die Feldarbeiten problemlos fortgesetzt werden konnten. Auch im November hielten sich, bei besonders trockener Witterung, die vergleichsweise hohen Temperaturen. Die Vegetation konnte bis zum Ende der Jahreszeit nicht überall in die Winterruhe gehen. Vielerorts musste ein weiterer Grünlandschnitt erfolgen und bei den Winterungen kamen Wachstumsregler zum Einsatz. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen des Wetters auf die Landwirtschaft in Deutschland im Herbst 2014.


Abschluss Getreideernte und Aussaat von Winterungen im September

Der Witterungsverlauf im September war recht abwechslungsreich. Teilweise herrschten noch hochsommerliche Temperaturen mit wenig Regen oder große Schwüle mit schweren Gewittern. Teilweise zeigte sich jedoch bereits der Herbst mit Nebel, Hochnebel oder leichtem Bodenfrost in einzelnen Nächten. Insgesamt fiel der erste Herbstmonat zu warm und zu trocken aus, gebietsweise gab es zu wenig Sonnenschein. Wiederkehrende warme und trockene Phasen brachten die landwirtschaftlichen Arbeiten voran. Die Getreideernte konnte in den späten Lagen endlich abgeschlossen werden, besonders im Westen. Allerdings mussten häufig Qualitätseinbußen hingenommen werden. Durch die lange Standzeit der reifen Ähren war die Keimruhe bereits gelockert, was sich später mit beginnendem Auswuchs im Getreidelager zeigte. Die Maisernte lief teils schon in der ersten Monatsdekade an. Grund hierfür waren die teilweise idealen Abreifebedingungen im Sommer. Nur vereinzelt gab es Befahrbarkeitsprobleme, hervorgerufen durch kräftigen Starkregen. Ebenfalls lief der Winterraps verbreitet auf und der Zuflug der Rapserdflöhe begann. Auch Schnecken fühlten sich dort wohl. Ab Monatsmitte nahm das Maissilieren landesweit Fahrt auf. Außerdem begann die Zuckerrübenkampagne und die Kartoffelernte wurde fortgesetzt. Die abgeernteten Flächen und die teilweise durchgeführte Bodenbearbeitung sorgten in Kombination mit heftigen Niederschlägen für teilweise massivste Erosionserscheinungen - vor allem im Nordosten Deutschlands. Nach sachter Wetterberuhigung mit geringerem Niederschlagsgeschehen und Abtrocknung der Flächen startete die Bestellung von Wintergerste, Winterroggen und Winterweizen verbreitet in der zweiten Monatshälfte, wobei zum Monatsende gebietsweise bereits das Auflaufen beobachtet wurde. Mitunter erfolgte noch ein Grünlandschnitt. Problematisch war das warme Temperaturniveau vor allem für Winzer. Die Fäulnis breitete sich rapide aus und erzwang eine vorzeitige und beschleunigte Traubenlese.


Wüchsiges Wetter im Oktober, von Vegetationsruhe keine Spur

Der Oktober präsentierte sich vom Wetter her ebenso abwechslungsreich. Der Monat begann mit Hochdruckeinfluss und Altweibersommerwetter, es folgte eine warme südwestliche bis südliche Strömung mit Regen im Norden und Westen Deutschlands, aber auch längeren trockenen Phasen im Süden und Osten. Das änderte sich in der letzten Monatsdekade mit dem Durchzug des ehemaligen Hurrikans "Gonzalo". Temperaturrückgang, Dauerregen im Süden und erster Schnee im Bergland waren die Folge. Abschließend setzte sich nochmal ruhiges, mildes Hochdruckwetter mit Nebel und Hochnebel durch. Der zweite Herbstmonat wird wohl in Erinnerung bleiben als drittwärmster Oktober seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1881. Bei Betrachtung der zurückliegenden Monate Januar bis Oktober errechnet sich auch hier ein Temperaturüberschuss von 2,1 Grad und damit ein neuer Rekord. Vielfach, aber noch nicht überall in Deutschland, konnte die Bestellung von Winterweizen abgeschlossen werden. Die Ernte von Silomais, Zuckerrüben und Kartoffeln wurde zügig fortgesetzt. Gebietsweise mussten jedoch die Feld- und Erntearbeiten aufgrund von Niederschlägen und eingeschränkter Befahrbarkeit vorübergehend ruhen. Durch die milde Witterung entwickelten sich die Wintersaaten rasch, so dass beim Winterraps und zum Teil bei früh gesäter Wintergerste sowie Winterweizen mitunter die Gefahr des Überwachsens bestand und Einkürzungen notwendig waren. Mancher Rapsbestand benötigte sogar eine zweite Einkürzung. Neben den Winterungen konnten auch Unkräuter und Ungräser munter weiterwachsen. Auch das Grünlandwachstum kam noch nicht zur Ruhe, sodass ein weiterer Silageschnitt nötig wurde. Viel wichtiger war aber die Behandlung gegen Rapserdflöhe, Blattläuse, Schnecken und Feldmäuse, denn diese waren viel aktiver als sonst. Aufgrund der milden Temperaturen war am Monatsende jedoch noch nicht an Vegetationsruhe zu denken. Die Blätter verfärbten sich nur zögerlich, und der allgemeine Blattfall begann erst in der letzten Monatsdekade - nach dem ersten Herbststurm.


Erst zum Ende des Novembers verbreitet Winterruhe in der Pflanzenwelt

Im November setzte sich das ruhige, zu Hochnebel neigende und für die Jahreszeit sehr milde Herbstwetter bei häufigem Hochdruckeinfluss fort. Zudem gelangte auf der Vorderseite kräftiger Tiefdruckgebiete über dem Nordatlantik mit einer südlichen Strömung immer wieder milde Luft nach Deutschland. Diese führte örtlich zu Temperaturrekorden und an den Alpen zu Föhn. Insgesamt fiel auch der letzte Herbstmonat zu warm und außergewöhnlich trocken aus. Niederschläge beschränkten sich meist nur auf den Süden und Westen. Während aufgrund der unterschiedlichen Niederschlagsverteilung im Oktober zu Monatsanfang die Befahrbarkeit mancherorts eingeschränkt war, sorgte der niederschlagsarme November für die Abtrocknung der Böden, so dass die Feldarbeiten, wie der landesweite Abschluss der Winterweizenbestellung, das Ziehen der Winterfurche, die Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen und das Ausbringen von Gülle vor Inkrafttreten der Sperrfrist, meist problemlos durchgeführt werden konnte. Außerdem wurde die Zuckerrübenkampagne durchgeführt - dabei gab es durch die lange Vegetationsphase Rekorderträge. Da aufgrund der milden Temperaturen das Grünlandwachstum immer noch nicht zum Stillstand kam, musste vielerorts nochmals geschnitten werden. Bei den Winterungen bestand nach wie vor die Gefahr des Überwachsens, so dass bei manchen Beständen wieder mit wachstumsregulierenden Maßnahmen eingegriffen werden musste. Mit der Abkühlung und den Nachtfrösten zum Monatsende setzte verbreitet, bis auf wenige Ausnahmen, die Winterruhe in der Pflanzenwelt ein. Der allgemeine Blattfall schritt weiter voran und war bis zum Monatsende noch nicht gänzlich abgeschlossen.


Abbildung 1

Bodentemperaturmaxima in 5 cm Tiefe am 6. September und am 19. Oktober 2014

Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Die ungewöhnlich hohen Lufttemperaturen sorgten bis Mitte des Herbstes für zeitweise beachtliche Maxima der Bodentemperaturen. So beispielsweise am 6. September, wo für eine Tiefe von 5 cm vielerorts Temperaturen von über 28 Grad berechnet wurden (linke Karte). Selbst sechs Wochen später, z.B. am 19. Oktober, wiesen die Bodentemperaturen erneut sehr milde Werte von stellenweise mehr als 20 Grad auf (rechte Karte).
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildung 2

Bodenfeuchte in 0-60 cm Tiefe am 18. September und am 22. Oktober 2014

Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Wenn man die Wasserbilanz des Herbstes betrachtet, waren die größten Defizite Mitte September zu verzeichnen. Das schlug sich auch in der Bodenfeuchte (unter Gras bei sandigem Lehm) nieder, wobei hier ein deutliches Gefälle zwischen dem trockeneren Nordosten und dem feuchteren Südwesten Deutschlands herrschte (s. linke Karte). Die größten Wasserüberschüsse, verursacht durch Dauerregen, brachte Ex-Hurrikan "Gonzalo" zu Beginn der letzten Oktoberdekade mit sich, was sich ebenso auf die Bodenfeuchte auswirkte (rechte Karte).
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Abbildung 3

Eintrittstermine des herbstlichen Blattfalls bei der Rotbuche 2014

Quelle: © Deutscher Wetterdienst

Die warme Herbstwitterung bedingte, dass der Blattfall sehr spät erfolgte. Bei der Rotbuche trat die Phase im Jahr 2014 mit einer Abweichung von 8 Tagen so spät wie noch nie seit Beobachtungsbeginn 1992 ein (bei 82% Meldeaufkommen).
Quelle: © Deutscher Wetterdienst

© DWD 2014

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Quelle:
Pressemitteilung vom 15.12.2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2014


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