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BERICHT/057: Erdwissenschaften - Der Tradition verpflichtet (Portal - Uni Potsdam)


Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung 7-9/2008

Der Tradition verpflichtet

Profilbereich Erdwissenschaften setzt auf Internationalität und Nachwuchsförderung


Die Erdwissenschaften der Universität Potsdam genießen national wie international einen guten Ruf. Dies dürfte einer der Gründe dafür gewesen sein, sie auch künftig als einen der insgesamt acht Profilbereiche der Hochschule zu führen. Das jedenfalls beschloss kürzlich das Präsidium der Alma mater nach zuvor erfolgter hochschulöffentlicher Strukturdebatte. Mit Geologie-Professor Manfred Strecker, Profilbereichssprecher und Leibniz-Preisträger, unterhielt sich Portal-Redakteurin Petra Görlich.


PORTAL: Der Profilbereich Erdwissenschaften erhielt in der Vergangenheit national wie international große Anerkennung. Was waren die Gründe hierfür?

STRECKER: Wir freuen uns sehr darüber, dass unsere Bemühungen in den vergangenen Jahren trotz einiger Probleme zum Erfolg geführt haben. Der Schlüssel zum Erfolg liegt zunächst in der außergewöhnlichen Motivation der beteiligten Kolleginnen und Kollegen auf allen Ebenen sowie der exzellenten Zusammenarbeit mit dem technischen Personal unserer Institute. Ohne dieses Zusammenwirken und die Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Einrichtungen wäre dies nicht möglich gewesen. Vor allem aber war die rege Drittmitteleinwerbung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und die damit gekoppelte Publikationstätigkeit in rigoros begutachteten Fachzeitschriften ausschlaggebend, Potsdam international sichtbar zu machen. In diesem Zusammenhang sind wir stolz darauf, dass jüngere Mitarbeiter zum Beispiel in den Zeitschriften Nature und Science publizieren konnten und bei anderen internationalen Zeitschriften zu den am meisten zitierten Autoren zählen. Dies ist wirklich bemerkenswert. Der Erfolg des Profilbereichs lässt sich auch an den Berufungen unserer Juniorkollegen auf Professuren im In- und Ausland messen. So können wir auf mehr als 15 Berufungen an hochrangige Universitäten blicken, die in der Zukunft für eine weitere internationale Vernetzung der Universität Potsdam sehr wichtig sein werden.

PORTAL: Worin unterscheidet sich der Potsdamer Bereich im Vergleich zu ähnlichen in der Bundesrepublik?

STRECKER: Basierend auf der einmaligen 150-jährigen Tradition erdwissenschaftlicher Spitzenforschung, ist in Potsdam ein universitäres Kompetenzzentrum in der terrestrischen Erd- und Umweltforschung entstanden. Die Studiengänge Geoökologie und Geowissenschaften sind sehr nachgefragt, und unsere Doktorandenausbildung ist durch intensive Betreuung und Internationalisierung vorbildlich und international sichtbar. Die Stärke der Potsdamer Erd- und Umweltforschung liegt vor allem in der ausgeprägten, regionalen Bündelung verschiedener universitärer und außeruniversitärer Zentren sowie geowissenschaftlicher Koordinierungsbüros, Landes- und Bundesämter.

PORTAL: Welchen Anteil haben internationale Gäste an der erdwissenschaftlichen Lehre und Forschung in der Uni?

STRECKER: Kollegen aus dem Ausland sind regelmäßig zu Gast bei den Potsdamer Erdwissenschaften. Durch Kooperationsverträge sowie gemeinsame Forschungsprojekte mit verschiedenen Universitäten in Europa und in Übersee besteht die Möglichkeit, Kollegen einzuladen und bei Dissertationsprojekten einzubeziehen. Häufig werden die Besuche für gemeinsam abgehaltene Workshops genutzt. Durch die Kooperationsverträge im Rahmen unseres kürzlich geförderten DAAD-Projekts "Virtual Campus in Earth Sciences" besteht auch weiterhin die Möglichkeit, dass unsere Doktoranden jeweils für ein Semester im Ausland in den Arbeitsgruppen der Kollegen tätig sind und dort neben eigenen Forschungsarbeiten auch Kurse besuchen können.

PORTAL: Gerade ist hochschulöffentlich über die Struktur der Universität Potsdam in den nächsten zehn Jahren diskutiert worden. Die Erdwissenschaften sollen demnach auch weiterhin einen Profilbereich darstellen. Welche Vorstellungen zu seiner Weiterentwicklung gibt es?

STRECKER: Wir sind froh, dass uns die Universitätsleitung unsere Leistungen anerkennt und uns weiterhin als unterstützungswürdigen Profilbereich betrachtet. Wir wollen vor allem auf die noch engere Vernetzung der Arbeitsgruppen in Lehre und Forschung hinarbeiten. Hierzu gehört zunächst die Vereinigung der Institute für Geowissenschaften und Geoökologie in nächster Zukunft, um noch besser für zukünftige Herausforderungen gewappnet zu sein. Eine langfristige Bündelung überregional bedeutender Kompetenzen der terrestrischen Erd- und Umweltforschung, die Festigung der thematisch fokussierten Allianzen mit den außeruniversitären Partnern, die Stärkung der Industriekooperationen im Rahmen von angewandten Forschungsarbeiten, Stipendien und Stiftungsprofessuren sowie die Fortsetzung der Internationalisierung unserer Studentenausbildung stehen im Mittelpunkt unserer Überlegungen.

PORTAL: Um langfristig erfolgreiche Forschung zu sichern, plädieren Sie für eine rechtzeitige Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses...

STRECKER: Wir möchten vor allem die strukturierte erd- und umweltwissenschaftliche Doktorandenausbildung noch besser machen. Diese Aktivitäten sollen auf den sehr erfolgreichen Programmen der bereits etablierten Graduiertenschulen aufbauen und eine international ausgerichtete und hochrangige Doktorandenausbildung beinhalten. Darüber hinaus wird das Angebot internationaler Studienabschlüsse, wie der bereits am Institut für Geowissenschaften implementierte Dual BSc in International Field Geosciences (in Kooperation mit den Universitäten Cork/IRL und Montana/USA), und gemeinsamer Abschlüsse bei Doktorarbeiten erweitert. Die in derartigen Programmen angebotene Studierendenmobilität soll zu einem festen Bestandteil und Markenzeichen der Potsdamer erd- und umweltwissenschaftlichen Lehre werden. Innerhalb der Universität würde ich mir wünschen, dass noch vielmehr nach Talenten gesucht wird, die zunächst mit einem attraktiven Stipendium gefördert werden und später in Zusammenarbeit mit ihren Betreuern Drittmittel sowie ihre eigene Stelle einwerben. Ähnliche Strategien könnten bei den Studierenden der Bachelor-Studiengänge verfolgt werden, um besonders herausragende Studenten für Promotionsstudien zu gewinnen.

PORTAL: Nachwuchsförderung beginnt eigentlich schon an den Schulen. Auf lokaler Ebene bieten Sie und Ihre Kollegen aus den Instituten deshalb gelegentlich Informationsveranstaltungen an Schulen in Brandenburg an. Welches Interesse an geowissenschaftlichen Studiengängen stellen Sie denn bei Abiturienten fest?

STRECKER: Das Interesse an geowissenschaftlichen Themen ist riesig. Gerade vor dem Hintergrund des oft diskutierten Klimawandels und stetig wiederkehrender Naturkatastrophen sind junge Menschen sehr interessiert. In diesem Jahr werden wir daher in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium und unseren außeruniversitären Partnern einen Workshop durchführen, wo wir unter anderem besprechen wollen, wie wir besondere Aspekte der Erd- und Umweltwissenschaften noch besser in den Lehrplänen der Schulen verankern können.

Vielen Dank für das Gespräch.


Erdwissenschaften der Uni Potsdam in Fakten:
Beteiligte Fächer: Geografie, Geoökologie, Geowissenschaften, Physik, Biologie

DFG-Leibniz-Zentrum für Erdoberflächen- und Klimaforschung
Virtuelles Zentrum Erdwissenschaften
DFG-Graduiertenkolleg "Das Zusammenspiel von Tektonik, Klima und Biosphäre in der Afrikanisch-Asiatischen Monsunregion"
Drei Juniorprofessoren
17 gemeinsam berufene Professoren
Programm IQN Potsdam: Kopplungsprozesse und ihre Strukturen in Geo- und Biosphäre
Weiterführung des Schwerpunktprogramms 1006 "International Continental Scientific Drilling Program, Germany" (ICDP Germany)

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Quelle:
Portal - Die Potsdamer Universitätszeitung Nr. 7-9/2008, Seite 18-19
Herausgeber:
Referat für Presse-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit (PÖK)
im Auftrag des Rektors der Universität Potsdam
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2008