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BERICHT/142: Museum für Naturkunde Berlin - der Einzug von Millionen Tieren beginnt (idw)


Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin - 10.06.2010

Morgen geht's los: Einzug von Millionen Tieren in den wieder aufgebauten Ostflügel des Museums für Naturkunde beginnt


Nach ca. zweijähriger Bauzeit wurde der im 2. Weltkrieg zerstörte Ostflügel des Museums für Naturkunde wieder errichtet. Ab kommender Woche ziehen 276 000 Gläser ein mit zusammen einer Million Fischen, Säugetieren, Würmern, Krebsen, Weichtieren, Insekten, Spinnen und Reptilien - gelagert in 80 Tonnen Alkohol auf 12,6 km Regalen. Der neue Ostflügel sichert die Lebensfähigkeit und Modernität der Forschungsinstitution für kommende Generationen. Die feierliche Wiedereröffnung erfolgt am 13. September 2010, zum 200-jährigen Jubiläum des Museums für Naturkunde Berlin.

Das Konzept des Architekturbüros Diener&Diener (Basel/Berlin) für den im 2. Weltkrieg zerstörten Ostflügel ist außergewöhnlich. Es verbindet einen Zweckbau im Inneren mit einer behutsamen Restaurierung der Restfassade, einer Einbeziehung des Erdgeschosses in den Ausstellungsrundgang und einem barrierefreiem Zugang. Reinhold Leinfelder, Generaldirektor des Museums für Naturkunde: "Der Ostflügel wird neue hohe Maßstäbe im Umgang mit dem wissenschaftlich und wissenschaftshistorisch außerordentlich wertvollen Material setzen. Die Sammlungen des Museums verdienen diesen allerhöchsten Schutz, weil sie die unverzichtbare Grundlage unserer Forschung sind."

Im Fokus steht die kompakte Unterbringung der Sammlungen von Tieren in Alkohol unter optimalen konservatorischen und der Brandsicherheit genügenden Bedingungen. Bei diesen Sammlungen handelt es sich um 276 000 Gläser und rund 80 Tonnen 70 %igen Ethanols, die auf über 12,6 km Regalbodenlänge in drei großen Sammlungssälen sowie in einem Großpräparateraum untergebracht werden. Spinnen, Würmer, Krebse, Schnecken, Fische, Echsen, Frösche und viele andere Tiergruppen, entdeckt und gesammelt von 1770 bis heute, werden im neuen Ostflügel eine Heimat finden. Klimatisierung und Kühlung sorgen für Brandsicherheit, die Verringerung der Verdunstungsrate und damit für die Reduzierung des stetigen Pflegebedarfs. Für den Notfall wird eine Gaslöschanlage zuständig sein. Reinhold Leinfelder: "Angesichts der hohen Sicherheitsstandards werde ich zukünftig wieder ruhiger schlafen können."

Ein zentraler Aspekt des Projektes ist die Wiederherstellung der sinnvollen inneren Logistik des Museums. Enge Beziehungen bestehen zwischen den Arbeitsräumen der Mitarbeiter, den Laboren in den sanierten Kopfbauten des Ostflügels, der Sammlung im Neubaubereich und den zoologischen Präparationsräumen im Dachgeschoss. Barrierefreiheit und Schließung des Besucherumgangs im Ausstellungsbereich des Erdgeschosses sowie Verbesserung der Transportlogistik im Gebäude sind weitere wichtige Punkte.

Das Museum für Naturkunde, Gründungsbestandteil der Humboldt-Universität 1810, jetzt Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, ist eine der weltweit größten, international tätigen und wissenschaftlich erfolgreichsten Einrichtungen seiner Art. Die baulichen und ausstattungstechnischen Gegebenheiten entsprachen in weiten Bereichen jedoch nicht mehr den internationalen Standards des 'Collection Management'. Neben dem aktuellen wissenschaftlichen Wert als intensiv genutztes biologisches, paläontologisches und geowissenschaftliches Vergleichsarchiv, haben die Sammlungen durch ihr hohes Alter auch eminente wissenschaftshistorische Bedeutung.

Mit der Erneuerung von Ausstellungssälen im Jahr 2007 hat das öffentliche Interesse an der Forschungsinstitution Museum für Naturkunde deutlich zugenommen. Konzept der Ausstellungen ist ein unverwechselbarer eigener Forschungsinput der wissenschaftlichen Mitarbeiter, eine Originalität, die aus den Forschungsprojekten und Sammlungen des Hauses erwächst. Authentizität ist uns wichtig. Deshalb wird man als Museumsbesucher ab 13. September 2010 im Ostflügel keine Ausstellung, sondern eine originale, wissenschaftlich stetig bearbeitete Sammlung kennenlernen.

Der besondere Dank des Museums gilt den Bauenden. Auch der Humboldt-Universität als Bauherrin und den beteiligten Senatsverwaltungen gebührt unser Dank für den Kraftakt der Planung und Finanzierung, sowie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Wissenschaftsrat für die Unterstützung und Bereitstellung der Bundesmittel. Architekt, Statiker, Bauleitung, Projektsteuerung, die Technische Abteilung der Humboldt-Universität und eine sehr akkurate Prüfabteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung haben mit viel Engagement das Ihrige zum Gelingen beigetragen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1323


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und
Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin,
Dr. Gesine Steiner, 10.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2010