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REZEPTUR/096: Honig-Balsam gegen trockene und rissige Hände (SB)


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Honig-Balsam und Pflegetips bei rissigen Händen


Wer bei dieser Witterung auf die lästigen Handschuhe verzichtet - sei es, um den Hund rauszubringen, den Hausmüll zu entfernen, die Post reinzuholen oder um vor der Abfahrt im eigenen Pkw schnell noch die Fenster zu reinigen - wird leicht merken, daß einem die feuchte Kälte sprichwörtlich an die Haut geht.

Die Gefäße in der Haut verengen sich, damit weniger Wärme abgestrahlt und die Körperinnentemperatur konstant gehalten wird, was als Schutzfunktion gegen Kälte gilt. Kommt man kurz darauf ins Warme bzw. in den feuchtigkeitsarmen, überheizten Innenraum des Automobils, der Arbeitsstätte oder den Wohnbereich beantwortet die Haut den vergleichsweise extremen Temperaturanstieg mit Erweiterung und Dehnung derselben Gefäße, was sich durch Rötung und Schweißsekretion bemerkbar macht. Außerdem enthalten die Lebens- und Arbeitsräume unserer Zivilisation meist viel zuwenig Luftfeuchtigkeit.

Bei solchen Wechselbädern von Winterwind und Ofenwärme wird jede Haut allmählich austrocknen. Da sie ohnehin über wenige natürliche Feuchthaltefaktoren verfügt, dampft der Wasseranteil des Hydrolipidfilms, der die Hautoberfläche benetzt, d.h. die körpereigene Öl/Wasseremulsion der Haut, die vielfach auch als Säureschutzmantel oder Hautschutzmantel bezeichnet wird, unter diesen Bedingungen rasch ab. Angegriffene, rauhe, rissige und spröde Hände sind die Folge, wobei eine zunehmende Rolle dabei sicher auch der steigenden Umweltbelastung mit Schadstoffen zukommt.

Auch die immer stärker und unberechenbarer werdende UV-Strahlung, die bei bedecktem Himmel auf unbedeckte Körperstellen einwirkt, trägt dazu bei.

Während im allgemeinen und bei gesunden Händen zu einem sparsamen Umgang mit scharfen Waschmitteln geraten ist, um den natürlichen Hautschutzfilm nicht zu zerstören, braucht man im Winter eine Extrabehandlung. Die Pflege sollte allerdings schon damit beginnen, künftig auf besseren Schutz der Hände zu achten: gefütterte Arbeitshandschuhe im Garten, gefütterte Gummihandschuhe für die groben Arbeiten im Haus, nicht zu eng anliegende, wärmende Winterhandschuhe zum Schutz gegen die Kälte sind absolutes Muß. Wichtig ist natürlich auch, daß man sich nach dem Händewaschen die Hände sorgfältig abtrocknet und schließlich darf man diese Problemzonen auch getrost mit nährenden Handpflegemitteln verwöhnen, die einen starken Fettanteil besitzen.

Normalerweise ist von stark fettenden Handcremes abzuraten, weil sie die Atmung der Haut stören, indem sie diese unter einer wasser- und luftdichten Schicht verschließen. Darunter quillt die Haut dann quasi in der eigenen, selbstproduzierten Feuchtigkeit auf, weil diese nicht abdampfen kann. Bei einer Heilcreme verhindert dieses feuchtwarme Hautklima aber auch einen frühzeitigen Abtransport der heilenden Wirkstoffe. Für eine begrenzte Zeit können also die fetten Cremes helfen, den natürlichen Säureschutzfilm wieder aufzubauen.

Viele einfache und wirksame Mittel zur täglichen Handpflege lassen sich in der Küche finden. Eines der besten gegen rote, rissige, aufgesprungene oder auch nur durch Küchenarbeit verfärbte Hände ist Zitrone. Zitronenschale oder auch nur etwas Saft auf die Hände gerieben desinfiziert und bleicht sie auf schonendste Weise, da beides dem hauteigenen, säurehaltigen Milieu ähnlicher ist als beispielsweise eine basische Seife. Auch die meisten Zutaten des hier empfohlenen Honig-Balsams wie Honig, Sonnenblumen- und Olivenöl stehen im Küchenschrank.

Gegen Schrunden und aufgesprungene Hände helfen Abreibungen mit verdünntem Obstessig oder Zitronensaft, Handbäder mit Kamillen-, Salbei oder Thymiantee. Anschließend reibt man die erweichte Haut dick mit einer Mischung aus zwei Teilen Lanolin und einem Teil Zinksalbe ein, die man am besten sogar über Nacht einwirken läßt. Die Anwendung von reiner Zinksalbe empfiehlt sich nur dann, wenn die Hände extrem rissig sind und schon Entzündungen aufweisen. Anstelle von Zinksalbe kann man auch das leichter verstreichbare Zinköl nehmen, denn die heilende Komponente dabei ist seltsamerweise das Zink, das derzeit in vielen Präparaten eine regelrechte Renaissance erlebt.

Ein wirksames Rezept für die nur durch äußere Witterungs- und Umwelteinflüsse und die eigene Unachtsamkeit geschädigten Hände ist auch die folgende Salbe, die man ebenfalls am besten über Nacht aufträgt und einwirken läßt, da sie sehr fetthaltig ist. Die Herstellung ist einfach:

Rezeptur:

* 20 g ungebleichtes Bienenwachs
* 20 g Sonnenblumen- oder Olivenöl
* 5 Teelöffel Honig
* 10 Tropfen Duftöl oder Parfüm
* 10 Tropfen D-Panthenol

* Briefwaage
* Plastikbecher zum Abwiegen
* Wasserbad, d.h. ein Kochtopf mit Wasser
in dem ein kleinerer Kochtopf steht
* ein kleiner Plastikkochlöffel
* Töpfchen zum Abfüllen für ca. 40 g Balsam

Herstellung:

Bienenwachs und Öl werden nacheinander in dem Plastikbecher abgewogen und dann gemeinsam in einem Kochtopf im Wasserbad geschmolzen. In das warme Wachs wird der Honig eingerührt. Dann nimmt man den Topf vom Herd und rührt kräftig weiter, bis die Masse abkühlt und eine gleichmäßige Konsistenz annimmt. Kurz vor dem Erstarren gibt man auf bewährte Weise Duftöl und Panthenol dazu, damit sie nicht frühzeitig aus der warmen Masse verdampfen. Schließlich füllt man den fertigen Balsam in ein bereitgestelltes Töpfchen und läßt ihn ganz abkühlen. Ein Tip: Besonders gut auf der Haut verteilen läßt sich die Salbe, wenn sie noch etwas warm ist oder eine kleine Portion angewärmt wurde.

Kleine Anmerkung zu den Inhaltsstoffen

D-Panthenol ist ein Vitamin der B-Gruppe, welches in Medikamenten und Wundsalben zur Beschleunigung der letzten Phase der Wundheilung (Epithelisierung) verwendet wird. Der heilende Effekt der Honigsalbe wird durch das Panthenol unterstützt. Aber auch die reinen Bienenerzeugnisse enthalten leicht antibiotisch wirksame Substanzen und Pflegemittel, so daß der Zusatz von Panthenol für den Honig-Balsam nicht zwingend nötig ist, falls man z.B. bei einfachen Küchen- und Hausmitteln bleiben möchte. D-Panthenol können Sie in der Apotheke erwerben.

Bienenhonig dient nicht nur der gesunden Ernährung, auch für die äußere Schönheitspflege verdient er Beachtung. Sein Gehalt an Zucker (Feuchtigkeitsspeicher), organischen Säuren und Enzymen machen ihn zu einem wertvollen Hautpflegemittel, das dem natürlichen Milieu der Haut gerecht wird. Obgleich man nicht alle Wirkstoffe des Honigs bis heute analysieren konnte, ist seine antibiotische Wirkung bei der Wundheilung unbestritten.

Bienenwachs (Cera flava) wird durch das Einschmelzen entleerter Bienenwaben gewonnen, die während dieses Vorgangs von allen Verunreinigungen befreit werden. Nicht entfernt werden aber dieselben Enzyme und antibiotischen Wirkstoffe, die noch aus dem ehemals darin gelagerten Honig stammen. Nach der Reinigung ist natürliches Bienenwachs hell- bis bräunlichgelb. Die angenehm nach Honig duftende, feste Wachsmasse wird in der Apotheke in Form von flachen, verschieden großen Scheibchen verkauft. Reines, unverfälschtes Bienenwachs hat den Vorteil, daß es nicht ranzig werden kann.

Als neutrale, nicht fettende, wenig hautreizende Substanz ist das Wachs als Grundlage für jede Creme ideal, um für die nötige Festigkeit zu sorgen. Es wird gerne und sogar in hochwertigen Produkten angewandt, da es sich leicht emulgieren läßt, selbst schwache Emulgatorwirkung besitzt und den Cremes einen seidenen Schimmer verleiht. Seine kosmetischen Eigenschaften sind schon seit mehr als 2000 Jahren bekannt. Man darf jedoch den Anteil in der Rezeptur nicht erhöhen, da sich das verhärtete, klebrige Wachs nur schwer auf der Haut verteilen läßt und ein stumpfes Gefühl bewirkt. Daher die Zugabe von Öl im Verhältnis 1:1. Entscheidend ist allerdings, mit welchem fetten Öl es kombiniert wird. Mit den meisten Ölen wirkt schon ein 3%iger Anteil ziemlich fest.

Statt des gelben Bienenwachses kann man auch gebleichtes Bienenwachs verwenden. Allerdings sollten Sie sich versichern, daß es auf traditionelle Weise durch Luft- und Sonne aufgehellt wurde. Chemisch an Katalysatoren aufgehelltes Wachs kann Spuren von Schwermetallen enthalten. Das stört nicht in der Kerze, aber auf der Haut. Weißes Wachs oder Cera alba hat ansonsten die gleichen kosmetischen Eigenschaften wie gelbes Bienenwachs, sieht nur in manchen kosmetischen Anwendungen besser aus.

Olivenöl wird aus den reifen Früchten des Olivenbaums gewonnen. Die Art der Gewinnung spielt für die spätere Qualität des Öls eine wichtige Rolle. Zur Verarbeitung in kosmetischen Produkten eignet sich am besten das Olivenöl der ersten kalten Pressung, das sogenannte Jungfernöl. Minderwertig ist das heiß gepreßte aus den Kernen gewonnene Öl. Die beste Qualität dieses Öls, die man in der Apotheke erhält, besteht aus 0,5% freien Fettsäuren, 72% Triolein und 28% festen Glyceriden. Sein nicht zu unterschätzender Nachteil liegt darin, daß es leicht ranzig wird. Sie sollten beim Kauf also auf frische Ware achten und auch das fertige Balsam kühl lagern!

25. Februar 2009