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REZEPTUR/084: Sinnvolles Recycling von Seifenresten (SB)


PULVER, PASTEN UND PASTILLEN - EINFACH ANGERÜHRT

Zitrusseifenkugeln

Handseife ist viel besser als ihr Ruf


Traditionsbewußte Seifenbenutzer, die es trotz des riesigen Sortiments alternativer Waschlösungen aus aggressivster Fernsehwerbung lieber bei der guten alten Handseife belassen, stehen angesichts des allmählich kleiner werdenden Stückchens immer wieder vor der Frage: Was tun mit dem Rest?

Ist er schon zu klein, um noch als ernstzunehmendes Waschangebot dem nächsten Ansturm der Familie auf das Waschbecken standzuhalten? Sieht er auf dem Handbecken im Gästeklo vielleicht zu geizig aus? Als aufgeklebter Knubbel auf dem neuen Seifenstück läuft er Gefahr, als Ganzes in den Ausguß zu geraten, dort alles zu verkleben und zu verstopfen; und den Seifenrest einfach wegzuwerfen betrübt den sparsamen Verbraucher ob der sinnlosen Verschwendung.

Oder sollte man doch auf diese letzte Lösung zurückkommen? Ist so ein altbewährtes, durch viele Hände gegangenes kleines Seifenstück am Ende schon zu kontaminiert?

Das sind in Anbetracht der Größe des Objekts doch viele Überlegungen und Fragen, die oft keine befriedigende Antwort finden, so daß die Seife schließlich doch in den Müllschlucker entsorgt wird, obwohl sie noch einige Hände gereinigt hätte. Schließlich ist gerade feste Seife für ihren sparsamen Verbrauch bekannt.

Was die letzte Frage, d.h. die Keimbelastung von gebrauchten Seifenstücken betrifft, so haben sich darüber sogar schon amerikanische Wissenschaftler die Köpfe zerbrochen. Seife an sich ist zwar bakteriostatisch, und wenn man sie nach Benutzung kurz unter dem Wasserhahn abspült, sollte das als Hygienemaßnahme durchaus ausreichen, um sie - wie in vielen Haushalten schon praktiziert - von mehreren Personen nacheinander zu benutzen. Das gilt auch dann noch, wenn die Seife auf Daumengröße geschrumpft oder sogar noch kleiner geworden ist.

Tatsächlich wurde 1988 eine Studie zu diesem Thema im amerikanischen Fachjournal "Epidemiology and Infection" veröffentlicht, in der nachgewiesen wurde, daß sich mit Handseife keine Krankheiten übertragen lassen, selbst wenn man speziell präparierte und künstlich stark kontaminierte Seife verwendet.

Zwar lassen sich auf benutzter Seife durchaus Mikroorganismen nachweisen, vor allem dann, wenn sie nicht nach Gebrauch abgespült wurde. Es ist allerdings höchst unwahrscheinlich, daß die verbliebenen Keime auf den nächsten Benutzer übertragen werden oder dort eine Infektion verursachen können. Ehe der in Seife umbettete und demzufolge inaktive oder sogar dehydrierte Keim sich wieder in ein ideales Brutmilieu einnisten kann bzw. ein feuchtwarmes Plätzchen zum Wachsen und Gedeihen gefunden hat, wird er gewöhnlich zusammen mit dem Schaum der wasserlöslichen Seife durch Wasserstrahl, Waschlappen oder beim Wässern im Spülbecken mechanisch entfernt.

In der 1988er Studie wurden normale handelsübliche desodorierende Seifen sogar künstlich mit Escherichia coli und Pseudomonas aeruginosa Bakterien kontaminiert und zwar um das 70fache einer normalen Keimbelastung nach Seifenbenutzung ohne Abspülen. Anschließend wurden 16 Personen gebeten, sich mit dieser keimbelasteten Seife die Hände zu waschen.

"After washing, none of the 16 panelists had detectable levels of either test bacterium on their hands," the researchers wrote. "These findings, along with other published reports, show that little hazard exists in routine handwashing with previously used soap bars and support the frequent use of soap and water for handwashing."
(New York Times, 10. Juli 2007)

Nach dem Waschen konnte bei keinem der Probanden nachweisbare Spuren der beiden Testkulturen auf den Händen festgestellt werden. Es besteht demnach also kaum eine Chance, sich an einem Seifenstück zu infizieren. D.h. beispielsweise für Arbeiter in der Lebensmittelbranche, deren Hände nach dem Toilettengang häufiger stichprobenartig auf E. coli untersucht werden, weil diese erfahrungsgemäß vor allem in Fäkalien vorkommen, daß sie bei einem positiven Probenergebnis mit einer Kündigung rechnen müssen. Ein positiver Abstrich bedeutet dann nämlich, die Person hat sich die Hände überhaupt nicht gewaschen.

Der sparsamen Hausfrau erleichtert das Wissen um die Abspülbarkeit und Seifenlöslichkeit potentieller Krankheitserreger allerdings die Entscheidung, selbst kleine gebrauchte Seifenstückchen nicht wegzuwerfen. Sie lassen sich aufbewahren und sammeln, ohne daß die Keimbelastung zunehmen würde, um sie dann, wenn eine ausreichend große Menge vorhanden ist, nach der folgenden Recyclingrezeptur wieder in brauchbare Objekte zu verarbeiten:

Zitrus-Seifenkugeln

Zutaten:

- 150 g Seifenreste - 25 g Speisestärke - 5 ml Zitronenöl oder Orangenöl - eventuell etwas gelbe oder orangefarbene Lebensmittelpigmente - 25 ml kochendes Wasser

Und so wird es gemacht:

Die Seifenreste werden zerkleinert und zwar je kleiner desto besser. Eine alte Küchenreibe ist dafür ganz gut geeignet. Die Seifenraspel anschließend mit 25 g Speisestärke in einer Schüssel vermengen. Durch die Stärke verkleistern die Kugeln und bekommen eine ideale Festigkeit. Beim Waschen stört die wasserlösliche Speisestärke nicht und wird einfach abgespült. Je nachdem, ob es Zitronen- oder Orangenkugeln werden sollen, gibt man nun das Zitronenöl oder alternativ die gleiche Menge Orangenöl hinzu. Die natürlichen Terpene (ätherischen Öle) der Citrusfrüchte geben nicht nur einen frischen Duft, sondern wirken zusätzlich fettlösend und desinfizierend.

Ansehnlicher werden die Kugeln schließlich durch etwas Speisefarbe. Gelbe Farbe kennzeichnet die Kugeln als Zitronen-Seife. Und natürlich paßt zum Orangenöl am besten eine orangerote Farbe. Alles gut vermengen und dann mit etwa 25 ml kochendem Wasser übergießen, abkühlen lassen und Kugeln oder Zitronen formen. Nach dem Trocknen kann man die fertigen Stücke wie andere Seife auch an einem trockenen Ort beinahe unbegrenzt lagern. Wenn man sich allerdings zu lange mit dem Verbrauchen Zeit läßt, verblassen allmählich Duft und Farbe. Gutes Gelingen!

17. Juli 2007