Goethe-Universität Frankfurt am Main - 31.10.2016
Mit Bakterien Wertstoffe aus Kohlendioxid gewinnen
Die Goethe-Universität koordiniert ein 2-Mio-Euro-Projekt auf europäischer Ebene, das die Entwicklung von Verfahren zur mikrobiellen, CO2-basierten Biotechnologie vorantreiben soll. Ziel ist die umweltfreundliche Produktion von Treibstoffen und Basischemikalien.
FRANKFURT. Mikroben werden schon vielfach für die Produktion von Treibstoffen und Basischemikalien eingesetzt, aber die meisten müssen dafür mit Zucker "gefüttert" werden. Da die Zucker-basierte Biotechnologie in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht, gerät sie immer stärker in die Kritik. Als Alternative ist inzwischen Kohlendioxid als Rohstoff für biotechnologische Verfahren in den Fokus gerückt. Die Goethe-Universität hat nun die Leitung eines europäischen Verbundprojekts übernommen, das die Entwicklung von Verfahren zur mikrobiellen, CO2-basierten Biotechnologie vorantreiben soll. Es wird in den nächsten drei Jahren mit zwei Millionen Euro gefördert.
"Diese anwendungsorientierte Arbeit ist eine logische Fortsetzung unserer
jahrelangen erfolgreichen Bemühungen, den Stoffwechsel CO2-reduzierender
acetogener Bakterien zu verstehen. Nun können wir beginnen, deren
Stoffwechsel so zu lenken, dass sie für den Menschen interessante
Wertstoffe und Treibstoffe produzieren", so Prof. Volker Müller, Professor
am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Goethe-Universität. Er
koordiniert das transnationale Projekt im Rahmen des European Research
Area NETwork "Industrielle Biotechnologie", in dem die deutschen Gruppen
über das Bundesforschungsministerium (BMBF) finanziert werden. Damit hat
die Goethe-Universität eine herausragende Stellung in der Entwicklung
einer Zukunftstechnologie eingenommen.
Die besondere Gruppe der acetogenen Bakterien verarbeitet Kohlendioxid (CO2) in einem Fermentationsprozess, der von Licht und Sauerstoff unabhängig ist. Als Energieträger nutzen die Bakterien Wasserstoff (H2) oder Kohlenmonoxid (CO) oder eine Mischung aus beiden (Synthesegase). Allerdings erzeugen die Bakterien bei diesem Stoffwechsel nur sehr wenig Energie. Das schränkt die die Produktpalette der Gasfermentation dramatisch ein, so dass zur Zeit nur Essigsäure und Ethanol im industriellen Maßstab hergestellt werden können. Das europäische Verbundprojekt hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, relevante acetogene Bakterien gentechnisch derart zu modifizieren, dass diese energetischen Barrieren überwunden werden können. Beteiligt sind die Goethe-Universität Frankfurt sowie die Universitäten in Ulm, Göttingen und La Coruna. Industriepartner ist der weltweit größte Stahlproduzent ArcelorMittal.
Die mikrobielle, CO2-basierte Biotechnologie könnte zukünftig eine umweltfreundliche Alternative zur Wiederaufbereitung von Energie- und Kohlenstoff reichen Abfallgasen aus der Industrie bieten und die Abhängigkeit von Rohöl reduzieren. Die mikrobielle Fixierung und Umwandlung von CO2 in biologisch hergestellte Rohstoffe ermöglicht es zudem, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren.
Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der
europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln
überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen
erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und
Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und
Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren
historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an
Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und
drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in
Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften.
Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität
Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen
Universitätsallianz Rhein-Main.
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy, 31.10.2016
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2016
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