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INSTRUMENTE/416: Rosettas fulminantes Ende (idw)


Universität Bern - 30.09.2016

Rosettas fulminantes Ende


Ihre Mission ist vorbei: Nach dem letzten Signal um 13:20 Uhr stürzte die Sonde heute Freitag, 30. September, kontrolliert auf den Kometen Churyumov-Gerasimenko ab. Das Berner Instrument ROSINA nahm dabei bis zum Schluss Messungen vor. An der Universität Bern verfolgten Hunderte von Interessierten das Ende einer der erfolgreichsten Missionen der Europäischen Weltraumagentur ESA live mit.

Sie war zwölf Jahre unterwegs, begleitete erstmals einen Kometen über zwei Jahre und setzte zum ersten Mal ein Landemodul auf ihm ab: Die Rosetta-Sonde hat bereits Geschichte geschrieben.

Die spektakuläre Mission ging nun mit einem kontrollierten Absturz der Sonde auf «ihren» Kometen zu Ende. Da sich der Komet zusammen mit Rosetta zunehmend von der Sonne entfernte, hätten die Solarpaneele bald keine Energie mehr liefern können. Darum wurde von der ESA beschlossen, die Sonde auf den Kometen abstürzen zu lassen. So folgt Rosetta ihrem Landemodul «Philae» und fliegt auf ihrer «letzten Ruhestätte» weiter um die Sonne.

Der erfolgreiche Abschluss wurde auch in Bern gefeiert und mitverfolgt - mit einer Liveübertragung des «Rosetta Finales» aus der ESA-Zentrale in Darmstadt, mit Rückblicken auf die Höhepunkte der Mission und einem Wettbewerb. Beim Anlass waren nebst den Projektbeteiligten - darunter solchen der ersten Stunde - von der Universität Bern auch die Vizerektoren Bruno Moretti und Daniel Candinas anwesend, zudem Gäste vom Bund und aus der Industrie sowie zahlreiche «Rosetta-Fans».

ROSINA arbeitete bis zum Ende

Gefeiert wurde auch die Leistung des Berner Messinstruments ROSINA, das mit seinen beiden Massenspektrometern und dem Drucksensor massgebliche Daten der Mission lieferte. Das Ziel von ROSINA war, herauszufinden, ob Kometen die Grundbausteine des Lebens wie organische Moleküle und Wasser enthalten. Die Ausbeute war gross: «ROSINA hat über 60 Moleküle entdeckt, davon 34, die noch nie auf einem Kometen gefunden wurden», sagte Martin Rubin vom Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern.

Bereits 2014 konnte ROSINA zentrale Fragen der Rosetta-Mission beantworten, etwa dass das Wasser auf der Erde nicht von Kometen stammt. Das Instrument förderte auch manche Überraschung zutage - zum Beispiel, dass Kometen Sauerstoff enthalten und die Aminosäure Glyzin, einen Grundbaustein des Lebens.

Weiter haben Berner Forschende unter der Leitung von Nicolas Thomas vom CSH Bilder des Kamerasystems OSIRIS ausgewertet und die Oberfläche des Kometen detailliert kartografiert. Sie konnten über 25 Regionen mit unterschiedlicher Morphologie beschreiben. Dazu zählen steile Abhänge, grosse Senken oder kleine Gruben, aus denen scheinbar Material fliesst, und sogar eben aussehende Gebiete, die ähnliche Merkmale wie Sanddünen aufweisen.

ROSINA sandte während des 14 Stunden dauernden Sinkflugs ununterbrochen Daten, bis um 13:20 Uhr das letzte Signal von Rosetta empfangen wurde. Die Projektleiterin von ROSINA, Kathrin Altwegg, weilte zum offiziellen Abschluss in der ESA-Zentrale und wurde aus Darmstadt live nach Bern zugeschaltet. Seit 1994 war sie am Projekt beteiligt gewesen. Für sie ein grosser Moment: «Ich bin schon etwas melancholisch. Aber es ist auch ein absolut grandioses Ende!»

Es wartet noch jahrelange Arbeit

Das Ende der Rosetta-Mission bedeutet noch lange nicht das Ende der Auswertungen: «Von den ROSINA-Daten wurden bis anhin rund fünf Prozent analysiert», sagte André Bieler vom Physikalischen Institut, Abteilung Weltraumforschung und Planetologie. «Es gibt also noch sehr viel zu tun».

Das ROSINA-Team wird unter Martin Rubin, Senior Team member, noch über sechs Jahre mit Auswertungen beschäftigt sein. Laut den Forschenden sind noch viele Entdeckungen zu erwarten. Allein die letzten, ununterbrochenen Messungen von ROSINA über 20 Kilometer bis zum Aufprall werden eine noch nie dagewesene Fülle an Daten über die Gas- und Staubhülle des Kometen liefern.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution57

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Bern, Nathalie Matter, 30.09.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2016

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