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WISSENSCHAFT/8387: Aus Forschung und Technik - 01.02.2020 (SB)


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Ausbau des Mobilfunknetz stockt im 5G-Musterland Schweiz

In den Anfängen des Smartphone-Zeitalters wurden Menschen, die sich wegen möglicher gesundheitlicher Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung Sorgen machten, als Sonderlinge angesehen, denen man unterstellte, in unbeobachteten Momenten mit Aluminium-Hüten durch die Gegend zu laufen, um sich vor der Elektrostrahlung zu schützen. Heute hat man für diese Sorge den Begriff der Elektrosensibilität, die sich durch Erschöpfung, Schlafstörungen, Herzbeschwerden oder Muskelverspannungen bemerkbar machen soll. Sie tritt gegenwärtig besonders häufig in der Schweiz auf, dem sogenannten 5G-Musterland, wo die fünfte Mobilfunkgeneration (5G) mit ultraschnellen Datenverbindungen gerade massiv ausgebaut wird. Obwohl das Alpenland teils zehnmal schärfere Grenzwerte für die Mobilfunkstrahlung hat als Deutschland und die meisten anderen Länder, hat es nach den USA bereits die höchste Zahl von 5G-Standorten. So gelten in der Schweiz laut dpa neben den üblichen Immissionsgrenzwerten für Mobilfunksendeanlagen von bis zu 61 Volt pro Meter, Grenzwerte für Anlagen in der Nähe von Wohnungen, Schulen, Krankenhäusern, Arbeits- und Spielplätzen von höchstens 6 Volt pro Meter. Das bereitet der Wirtschaft und dem Telekomverband (Asut) Sorgen. Da die meisten Anlagen in den Städten wegen der niedrigen Grenzwerte bereits am Limit sind, ist dort ein weiterer Ausbau mit 5G-Systemen nicht mehr möglich. Sie fordern daher eine Lockerung der strengen Grenzwerte. Damit rufen sie aber die Kritiker der neuen Technologie auf den Plan. Schon jetzt soll jeder zehnte Schweizer an Symptomen der Elektrosensibilität leiden. Daher fordern die Kritiker eine weitere Verschärfung der Auflagen. So sollen Firmen bei der Planung von neuen Anlagen oder der Erhöhung der Leistung bestehender Anlagen künftig die schriftliche Einwilligung der Menschen brauchen, die im Umkreis von 400 Metern wohnen.

1. Februar 2020


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