Schattenblick → INFOPOOL → NACHRICHTEN → VOM TAGE


WIRTSCHAFT/8506: Märkte und Finanzen - 11.06.2020 (SB)


VOM TAGE


Amazon verbietet US-Polizei Einsatz seiner Gesichtserkennungssoftware

Der Logistikkonzern Amazon untersagt der Polizei in den USA die Nutzung der Gesichtserkennungssoftware Rekognition, solange nicht der Kongreß in Washington angemessene Regeln für den Einsatz derartiger Technologie aufgestellt hat. Das Verbot ist zunächst auf ein Jahr befristet. Rekognition wird bei Amazons Cloud-Tochter AWS entwickelt. Die Computerprogramme, die auch andere Unternehmen anbieten, sind besonders in jüngster Zeit in Verruf geraten, weil sie vornehmlich die Gesichter von nicht weißen Personen unzuverlässig identifizieren. Das führt dazu, daß diese häufiger ins Visier der Polizei geraten. Diskriminierende Maßnahmen gegen Afroamerikaner und andere Minderheiten könnten folgen. Amazon bietet nach eigenen Angaben seine Software weiterhin Organisationen an, die beispielsweise nach vermißten Kindern suchen, welche Opfer von Menschenhändlern geworden sein könnten.

Letzte Woche hatten Aktivisten in den USA eine Petition gegen das sogenannte Beobachtungsimperium von Amazon gestartet. Der Konzern ist aufgerufen, Polizei und Einwanderungsbehörden nicht mehr zu unterstützen. Angesichts der jüngsten Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt hat Amazon selbst die US-Regierung aufgefordert, im Sinne einer ethischen Nutzung den Einsatz von Gesichtserkennungssoftware stärker zu regulieren. Anfang dieser Woche hat IBM seinen vollständigen Verzicht auf die Entwicklung von Gesichtserkennungssoftware angekündigt. Laut Firmenmitteilung an US-Abgeordnete will man nicht zulassen, daß die eigene Technologie für Massenüberwachung, rassistische Diskriminierung oder Menschenrechtsverletzungen eingesetzt wird.

Der aktuelle Auslöser der die ganze Welt umspannenden Protestbewegung war der Tod von George Floyd am 25. Mai in Minneapolis. Der Afroamerikaner wurde von einem weißen Polizisten unter Beteiligung von drei weiteren Polizisten bei einer Festnahmeaktion erstickt.

11. Juni 2020


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang