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SOZIALES/8266: Arbeit, Soziales und Familie - 03.10.2019 (SB)


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Carola Rackete spricht vor dem Innenausschuß des EU-Parlaments

Bei einem Gedenkmarsch auf der italienischen Insel Lampedusa haben am Donnerstag die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an das Unglück vor sechs Jahren erinnert, bei dem mehr als 360 Bootsflüchtlinge nur 800 Meter vor der Küste ums Leben gekommen sind. Damals war auf einem Schiff mit mehr als 500 Migranten an Bord ein Feuer ausgebrochen.

Zum Jahrestag haben die Linken im Innenausschuß des Europaparlaments die deutsche Kapitänin Carola Rackete sowie einen Kapitän der italienischen Küstenwache, den Direktor der EU-Grenzschutzagentur Frontex und andere mit der Migration im Mittelmeerraum befaßte Personen eingeladen. Noch im laufenden Monat soll das Europaparlament eine Resolution zur Seenotrettung dort verabschieden.

Die 31jährige Rackete hatte als Kapitänin des Rettungsschiffs Sea-Watch 3 Ende Juni über 50 vor Libyen aus dem Meer gerettete Menschen gegen den Widerstand der italienischen Behörden nach Lampedusa gebracht. Sie wurde verhaftet und vorübergehend unter Hausarrest gestellt. Ein Strafverfahren gegen Rackete ist anhängig.

In ihrer Rede vor dem EU-Parlament forderte Rackete für Migranten die Einrichtung sicherer und legaler Wege sowie eine Reform der Dublin-Regeln zur Verteilung von Asylsuchenden innerhalb der EU. Außerdem dürfen Seenotretter nicht mehr kriminalisiert werden, während die Behörden ihre Verantwortung nicht wahrnehmen. Rackete berichtete von Einsätzen, bei denen ihr Schiff von im Wasser treibenden Leichen umgeben war. Schlimmer sei jedoch die Erfahrung gewesen, beim Einlaufen im Hafen von Lampedusa empfangen worden zu sein, als ob sie die Pest an Bord gehabt hätten.

Für ihre Ansprache erhielt die Kapitänin von den Abgeordneten viel Applaus. Ein Abgeordneter des rechtsextremen Vlaams Belang warf Rackete jedoch vor, Teil eines kriminellen Netzwerks zu sein, weshalb sie in eine Gefängniszelle gehöre.

3. Oktober 2019


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