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MILITÄR/8512: Sicherheitspolitik, Rüstung und Konflikte - 17.06.2020 (SB)


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Türkische Luft-Boden-Offensive im Nordirak

Die türkischen Streitkräfte haben am Mittwoch ihre aktuelle Offensive im Nordirak ausgeweitet. Das Verteidigungsministerium in Ankara meldete, zur Neutralisierung der PKK und anderer terroristischer Elemente seien Kampfflugzeuge, Kampfhubschrauber, Artillerie sowie bewaffnete und unbewaffnete Drohnen zum Einsatz gekommen. Auch wurden Spezialkräfte über die Grenze geschickt, nachdem das irakische Grenzgebiet Haftanin intensiv mit Artillerie beschossen worden war. Das Ziel sollen 150 PKK-Stellungen gewesen sein. Bereits zu Wochenbeginn hatte die Luftwaffe der Türkei im Nachbarland schwere Bombenflüge durchgeführt und nach türkischen Angaben 81 Verstecke von Milizen angegriffen. Am nächsten Tag bestellte die Regierung in Bagdad den türkischen Botschafter Fatih Yildiz ein, um offiziell gegen die Luftangriffe auf eigenem Territorium zu protestieren.

Dr. Kamal Sido, der Nahost-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen, schrieb am Mittwoch unter anderem, die türkischen Luftangriffe auf die kurdischen Gebiete von Sinjar, Makhmur und Kandil im Nordirak sollten die türkische Bevölkerung vom Versagen der Regierung in der Corona-Krise und der desolaten wirtschaftlichen Lage des Landes ablenken. Weiter heißt es bei der GfbV, auch der Iran greife kurdische Ziele in der Region mit Artillerie und Raketen an. Betroffen seien nicht nur Stellungen der kurdischen PKK, sondern auch Flüchtlingslager und andere zivile Ziele.

17. Juni 2020


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