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MELDUNG/278: Proberaumnot im Süden Hamburgs akut (Suedkultur)


Suedkultur - Pressemitteilung vom 7. Januar 2019

Alte Wache 17 kündigt Proberäume auf:
Proberaumnot im Süden akut


Seit Jahren fordert die Kulturinitiative SuedKultur Kreativräume für Kulturschaffende. Ob Musikproberäume oder Ateliers - seit Jahren verschlechtert sich die Situation. Und nun nimmt sie mit der Aufkündigung der Proberäume in der Alten Wache in der Nöldekestraße 17 die Not noch akut zu.

Knapp vierzig Musiker stehen schon in den nächsten Wochen vor einem massiven Problem. Die Initiative SuedKultur erhielt Ende der vergangenen Woche einen Hilferuf aus der Nöldekestraße 17 in Harburg. Die einstige Polizeiwache wurde vor einigen Jahren an ein privates Orchester veräußert, das dort auch Proberäume für etliche Harburger Musiker*innen zuließ. Nun ändern sich in weiteren Teilen des Gebäudes die Mietverhältnisse und den Bands wurde kurzerhand gekündigt.

10 Bands mit rund 60 betroffenen Musikern stehen nun unmittelbar vor einem massiven Problem. Denn wo kann geprobt werden? Ohne Proben keine Auftritte. Ohne Auftritte keine Konzertmöglichkeit. Ein harter Schlag für Harburgs Kulturlandschaft.

Bands wie Yellow Carpet, Trashkat, Stillleben, die Betty Ford House Band, A Life in a Minute, die zuweilen auch zum Programm der jährlichen SuedKultur Music-Night beitragen, aber auch ein afghanisches Musikprojekt stehen vor dem Aus.

"Seit Jahren warnen wir vor der ohnehin schlechten Proberaumsituation im Süden Hamburgs und stellten Anträge, um Leerstand zwecks Umfunktionierung zu Proberäumen zu ermitteln. Nun fällt das Kind in den Brunnen", so Heiko Langanke, der das Thema für die Initiative SuedKultur seit Jahren verfolgt. "Mittlerweile gibt es selbst Kontakte zu potenziellen Investoren, um etwa Gebäude zu kaufen und langfristig zu Proberäumen umzubauen. Aber all das verpufft, wenn es seitens des Bezirkes weder ein Bewusstsein oder gar eine grundlegende Unterstützung gibt."

Und das betreffe nicht nur Proberäume für Musik sondern auch Ateliers etwa die für Bildende Kunst. "Das Thema stiefmütterlich zu behandeln ist grob fahrlässig. Denn im Grunde sind es die Arbeitsplätze von Kulturschaffenden. Man muss sich mal vorstellen, sie bekämen ihre Büros gekündigt, sollen aber weiter Arbeitsergebnisse produzieren ...", so Langanke, der schon 2010 an einer Konzeption zur Umnutzung der Alten Wache arbeitete. Damals stand die Nöldekestraße 17 jahrelang beheizt leer und befand sich noch im Besitz der Stadt Hamburg.

Neben den rund 60 Musikern, die nun durch die Aufkündigung der Proberäume in der Nöldekestraße betroffen sind, fällt auch die Raumnutzung eines St.-Pauli-Fanclubs und des Tischkickervereins Side-kick e.V. weg, zu dem alleine 60 aktive Mitglieder zählen.

Konkret fordert Heiko Langanke die Bezirksverwaltung und -politik nun auf, konkret zu handeln. "Es braucht eine klare Bedarfsermittlung an dringend nötigen und mittelfristig wünschenswerten Arbeitsräumen für Kulturschaffende. Daraus kann man dann eine erste Planung erstellen. Das wurde in den letzten Jahren versäumt, obwohl SuedKultur immer eine Unterstützung angeboten hatte", so Langanke. Zur sofortigen Abhilfe sei denkbar, das alte WC-Häuschen am Schwarzenbergplatz gegenüber der TUHH umzunutzen (statt abzureißen und sogar noch Geld für weitere Raumverluste aufzuwenden). Auch das alte, denkmalgeschützte WC-Häuschen an der Buxtehuder Straße, das jüngst durch die Neuen Liberalen durch seinen sichtbaren Verfall in die Schlagzeilen geriet, könne sofort umgenutzt werden. Das wird zwar etwas kosten. Aber auch Kultur gibt es eben nicht umsonst.

Zudem: laut Globalrichtlinie zur Stadtteilkultur ist der Bezirk verpflichtet, nicht nur kulturelle Raumbedarfe zu ermitteln sondern auch Abhilfe zu schaffen. Dass das in den letzten Jahren schlichtweg nicht gemacht wurde, darf nicht zum Problem der betroffenen Kulturszene werden. Es braucht dafür einen festen Ansprechpartner in der Bezirksverwaltung sowie eine feste Einbindung der Kreativgesellschaft Hamburg, die für solche Raumbedarfe eigens mal von der Hansestadt Hamburg ins Leben gerufen wurde.

Wer über Leerstände weiß oder selbst welche hat, die eine mögliche Nutzung als Musikproberäume erlauben, kann sich bei der Initiative SuedKultur melden.

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Quelle:
Suedkultur - Initiative Kulturschaffender des Hamburger Südens
E-Mail: kontakt@sued-kultur.de
Internet: www.sued-kultur.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2019

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