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MELDUNG/026: Der Mensch als Maßstab - Schlaganfall-Vorbeugung und -Therapie (BVMed)


BVMed - Bundesverband Medizintechnologie e.V. - Montag, 13. September 2010
Der Mensch als Maßstab. Medizintechnologie - News 10

Für die Schlaganfall-Vorbeugung und -Therapie sind moderne Medizintechnologien wichtig!

Innovative Behandlungsoptionen: Carotis-Stenting / Platinspiralen bei Hirnaneurysma / Neurostimulation bei Fußhebeschwäche


Trainerlegende Udo Lattek hat Schlaganfall gut überstanden

In den letzten Tagen berichteten viele Zeitungen und Zeitschriften über Trainerlegende Udo Lattek (Bayern München, Borussia Mönchengladbach, FC Barcelona), der einen Schlaganfall durch schnelles Handeln ohne Folgeschäden überstanden hatte.

In einer solchen lebensbedrohlichen Situation ist schnelles Handeln und die richtige Therapie durch die Ärzte entscheidend für Verlauf und mögliche Folgen des Schlaganfalls. Schnelle Hilfe durch Medizintechnologien können schwere Folgeschäden verhindern.

"Maßstab Mensch", eine Informationskampagne des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed), informiert über Hintergründe zum Krankheitsbild sowie Vorbeugung und Therapie des Schlaganfalls mit modernen Medizintechnologien.


Das Krankheitsbild Schlaganfall

Der Schlaganfall ist eine gefürchtete Erkrankung. Er tritt unerwartet auf und tut nicht weh, kann aber schwere Behinderungen hinterlassen. In den Industrienationen ist Schlaganfall nach Krebs- und Herzerkrankungen die dritthäufigste Todesursache und verantwortlich für die meisten Fälle von Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter. Allein in Deutschland haben bis zu 1,5 Millionen Betroffene mit den Folgen zu kämpfen, rund 200.000 neue Patienten kommen jährlich hinzu - jeder Zehnte stirbt an den akuten Folgen des Schlaganfalls. Besonders gefährdet sind Menschen ab 65 Jahren. Doch auch jüngere können, vor allem bei erblichen Risikofaktoren und ungesunder Lebensführung, betroffen sein.

Ursachen

Was passiert beim Schlaganfall? Als Folge einer plötzlichen Durchblutungsstörung des Gehirns erhalten die Nervenzellen einer bestimmten Hirnregion zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe. Diese Unterversorgung ist besonders schwer wiegend, weil viele Funktionen des Körpers vom Gehirn aus gesteuert werden. Bei einem "kleinen Schlaganfall" (transitorisch-ischämische Attacke) sind die Durchblutungsstörungen vorübergehend: die schwach ausgeprägten Symptome (z.B. Taubheitsgefühl in der Hand) bilden sich oft von alleine zurück. Häufig jedoch sind diese Funktionsstörungen Vorboten eines "großen Schlaganfalls", bei dem die Nervenzellen im Gehirn unwiederbringlich zugrunde gehen. Die Folge sind dauerhafte Behinderungen wie Lähmungen, Beeinträchtigungen der Sprache oder Sehstörungen.

Hauptursache (80 Prozent) des Schlaganfalls sind so genannte Hirninfarkte. Sie entstehen durch Mangeldurchblutungen (Ischämie), wenn ein zum Gehirn führendes Blutgefäß plötzlich verstopft wird. Rund 15 Prozent der Schlaganfälle (30.000) sind auf eine Verengung oder einen Verschluss der Halsschlagadern zurückzuführen, die so genannte Carotis-Stenose. In Deutschland leben etwa eine Million Menschen mit einer mehr als 50-prozentigen Carotis-Stenose. Ursache des Gefäßverschlusses ist fast immer die Arteriosklerose. Kalk und Fett (Plaques) lagern sich an den Gefäßwänden ab und führen zu einer chronischen Unterversorgung des Gehirns. Wirklich gefährlich wird es, wenn sich diese Gerinnsel lösen, mit dem Blutstrom in das Gehirn getragen werden und hier wichtige Blutbahnen verschließen (Hirnembolie): Der dahinter liegende Teil des Gefäßes wird nicht mehr durchblutet - es kommt zum Schlaganfall.

Vorbeugung

Die Vorbeugung des Schlaganfalls richtet sich nach dem Grad der Einengung des betroffenen Gefäßes. Schlaganfall-vorbeugende Maßnahmen können eingeteilt werden in primäre und sekundäre Maßnahmen. Zu den primären Prophylaxemaßnahmen zählt die Behandlung von Risikofaktoren wie beispielsweise Hypertonus, Koronare Herzkrankheit (KHK), Vorhofflimmern, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfette, Alkohol- und Nikotinmissbrauch.



MODERNE BEHANDLUNGSOPTIONEN

Carotis-Stenting - Kleiner Engriff schützt vor Schlaganfall

Eine gewisse Gefäßverkalkung ist Teil des natürlichen Alterungsprozesses. In diesen Fällen verschreibt der Arzt nur ein Medikament, das den Blutfluss verbessert und die Bildung von Blutgerinnseln verhindert. Ist es schon zum Schlaganfall gekommen oder liegt eine höhergradige Carotis-Stenose vor, kann die Halsschlagader mittel "Carotis Stenting" erweitert werden. Diese minimal invasive Behandlung ist besonders schonend, denn sie kann in der Regel unter örtlicher Betäubung erfolgen, erfordert keinen Hautschnitt am Hals, belastet das Gefäß und die umliegenden Halsnerven weniger und ist nicht mit einem Operationstrauma verbunden. Zudem können per Carotis Stenting auch solche Gefäße erreicht werden, die einem operativen Eingriff nicht zugänglich sind (z.B. nahe der Schädelbasis).

Wie funktioniert Carotis Stenting? Das Prinzip ist einfach: Weiten, sichern, stützen. Per Katheter werden - von der Leiste aus - die notwendigen Instrumente bis in die Halsschlagader geschoben. Ein Ballon weitet die Verengung. Dabei können sich Plaques lösen - gelangen sie bis in das Gehirn, besteht akute Schlaganfallgefahr! Um das zu vermeiden, führt der Arzt oft zusätzlich ein Sicherheitssystem ein: Ein Schirmchen entfaltet sich im Gefäß und fängt die losen Teile ab. Anschließend wird ein Stent (maschenartige Röhre aus Edelstahl) eingesetzt, um die Gefäßwand zu stützen. Mit einer kleinen Menge Kontrastmittel überprüft der Arzt, ob der Verschluss erfolgreich geöffnet wurde. Ist der Befund unauffällig, werden Ballon, Katheter und Sicherheitssystem herausgezogen. Nur der Stent bleibt - für den Patienten in der Regel nicht spürbar - im Körper, damit sich die Halsschlagader nicht wieder verengt. Mit der Zeit wächst das Gewebe der Arterienwand um die Gefäßstütze und sorgt so für eine zusätzliche Verstärkung der Arterie. Mit allen Vorbereitungen und der Kontrolle dauert der Eingriff eine halbe bis max. zwei Stunden.

Mehr unter:
www.massstab-mensch.de/Medizintechnologien/Gefaesse/article/Carotis-Stenting.html



Platinspiralen bei Hirnaneurysma

Hirnaneurysmen (Gefäßaussackungen im Gehirn) können minimal-invasiv mittel "Coiling" behandelt werden. Bei diesem faszinierenden Verfahren wird ein nur 0,7 mm starker Mikrokatheter über die Leiste und durch die Bauch- und Brustschlagader bis in das Gehirn geführt. Durch den Katheter werden weiche Platinspiralen (Coils) in das Hirnaneurysma geschoben. Die haarfeinen Spiralen rollen sich in der Aussackung auf, bis sie das Aneurysma vollständig ausfüllen und somit aus dem Blutstrom ausschalten. Eine offene Operation am Gehirn ist damit nicht mehr nötig, und die Behandlung dauert meist nur ein bis zwei Stunden! Auch bei "breitbasigen" Aneurysmen kann gecoilt werden. Ein selbst expandierender Stent (Gefäßstütze) wird dann unter dem Aneurysma platziert und verhindert so, dass die Spiralen wieder herausfallen können. Diese weitere Innovation verbessert die Behandlungsaussichten. Vor allem Patienten mit schwer zugänglichen Aneurysmen, solche mit starker Hirnschwellung und ältere Menschen profitieren von dieser schonenden Methode. Im Unterschied zum Clipping kann das Coiling auch bei bewusstlos eingelieferten Patienten angewendet werden, womit sich die Überlebenschancen deutlich erhöhen.

Mehr unter:
www.massstab-mensch.de/Medizintechnologien/Gehirn/article/Coiling.html



Neurostimulation bei Fußhebeschwäche

Haben Patienten nach einem Schlaganfall Gehschwierigkeiten (die so genannte Fußhebeschwäche), kann die moderne Medizintechnologie durch elektrische Stimulation der Nerven (Neurostimulation) helfen.

Wie das geht, zeigt der Film unter
www.massstab-mensch.de/Medizintechnologien/Nervensystem/article/Neurostimulation_bei_chronischen_Schmerzen.html



Weitere Informationen:
Der Mensch als Maßstab. Medizintechnologien.
www.massstab-mensch.de
www.massstab-mensch.de/Aktuelles-1/


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Quelle:
BVMed - Bundesverband Medizintechnologie e.V.
Der Mensch als Maßstab. Medizintechnologie - News 10, 13. September 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. September 2010